Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

H.G. Francis

Wer hat sich als Kind nicht gern die Bettdecke über den Kopf gezogen und sich gegruselt zu den schaurigen Abenteuern der "Sensationsreporter" Tom Fawley (genial selbstironisch intoniert vom leider bereits verstorbenen Horst Frank) und Eireen Carter, die bei den berühmten Hörspielen der Europa "Gruselserie" auf Vampire, Werwölfe, Seeungeheuer und künstliche Menschen aus Dr. Frankensteins Hexenküche trafen, oder wenn von Dracula, dem König der Vampire (dem meist der große Charles Regnier, der leider auch nicht mehr unter uns weilt, die markante Stimme lieh) oder Monsterratten und Riesenspinnen die Rede war? Damals hatte man ja noch 12" Langspielplatten (sollten die Jüngeren unter den Lesern wahrscheinlich gar nicht mehr kennen, so was) oder Cassetten, und die alten Kinderrekorder von anno dunnemals hatten ja auch alle noch kein Autoreverse, was bedeutete, man musste aus dem Bett raus, durchs dunkle Zimmer und den Tonträger umdrehen, brrr…. Dann starten einem die Fratzen von den grellen giftgrünen oder knallpinken Covern entgegen, die irgendwie in der Finsternis zu leuchten schienen… so war das damals, als ich vielleicht neun oder zehn Jahre alt war.

Oft hat man sich ja dann später, als man schon älter war, die Frage gestellt, gibt es diesen H.G Francis wirklich, oder ist das nur so ein Pseudonym, unter dem alle möglichen Autoren die Stücke für die Serie verfassten? Nein, es gibt ihn wirklich, und die "Gruselserie" war tatsächlich sein Baby. Und er hat noch so viel mehr gemacht, wobei er stets unter allen möglichen Künstlernamen aktiv war. Jetzt und hier, so schallt die dunkle Stimme aus dem kleinen Lautsprecher des alten Radiorecorders, während im Hintergrund bedrohlich der Donner rollt und der Himmel Sturzbäche auf das Land niederprasseln lässt (ja nun, das muss man sich jetzt halt vorstellen!), erfahrt ihr die Geschichte über diesen Mann, die ganze Wahrheit, wenn ihr sie denn ertragen könnt…Donner…mehr Regen… ein ferner Schrei… Glockengeläut…

H.G. Francis erblickte völlig unspektakulär am 14. Januar 1936 im Schleswig- Holsteinischen Itzehoe das Dunkel der Welt und sollte fortan auf den Namen Hans Gerhard Franciskowsky hören - womit ja auch schon geklärt sein dürfte, wie er sich zu seinem berühmtesten Pseudonym inspirieren ließ. Bereits in frühester Jugend interessierte sich H.G. für Literatur und verschlang Bücher, besonders die Science Fiction hatte es ihm angetan. Doch war der Junge kein bleicher Bücherwurm, sondern auch eine Sportskanone, die es sogar bis zum Jugendmeister im Schwimmen des Landes Schleswig-Holstein brachte. Nach seinem Abitur studierte Franciskowsky in Hamburg Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und betätigte sich bereits in jenen Jahren als Hobbyautor. Obschon er zunächst einen "anständigen" Job in der Pharmabranche annahm, blieb sein Herz bei der Literatur. 1962 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Die fünf Oligos", für den er sich unter anderem bei den Werken des berühmten Isaac Asimov Anregungen holte. Bald darauf stieg er als Autor bei der Romanserie "Mark Powers" ein, verfasste dessen Abenteuer allerdings unter dem Verlagspseudonym Ted Scott. 1966 startete er seine erste eigene Serie für den Bastei Verlag: "Marc Corda", die jedoch nicht ganz den erhofften Durchbruch brachte und dann 1967 wieder eingestellt wurde. Davon ließ sich Franciskowsky aber nicht beirren und schrieb fleißig weiter, um dann 1970 seinen vielleicht größten Coup zu landen, nämlich sich den Autoren des "Perry Rhodan" Universums anzuschließen, was ihm eine riesige Fanbase einbrachte.

Anno 1972 beschloss er dann, seinen Job zu kündigen und sich fortan als freier Autor ganz dem Schreiben zu widmen, was er schließlich auch in Hülle und Fülle tun sollte. Neben seiner Arbeit für "Perry Rhodan" verfasste er hunderte von Hörspielen, teils für eigene Serien wie unter anderem die "Masters of the Universe", "Commander Perkins" oder eben auch die famose "Gruselserie", teils aber auch für andere Reihen wie "TKKG", "Die Drei ???" oder "Fünf Freunde". Weil das aber noch lange nicht genug ist, verfasste er quasi nebenher auch noch eigene Romane wie z. B. den hoch gelobten "Die vom fünften Hundert", der eine ziemlich düstere Zukunftsvision entwirft. Einige seiner Werke zeichneten sich aber auch durchaus durch ihren knuddeligen Trashfaktor aus, was gerade ihren besonderen Reiz ausmacht. Für das Hörspiel "Krieg im All" beispielsweise hat er ziemlich dreist und schmerzfrei die Handlung von "Star Wars" übernommen, ähnlich verfuhr er 1983 mit "Das Weltraummonster", für das er sich großzügig bei der Vorlage "Alien" bediente.

Dennoch darf man Francis keinesfalls darauf reduzieren, ein inflationärer Verfasser unfreiwillig komischer Schriften zu sein, denn ein Großteil seines Werkes zeichnet sich durchaus durch Ernsthaftigkeit aus, der Mann selber durch seine enorme Vielseitigkeit. So führte er auch bei einer großen Zahl seiner Hörspiele selber die Regie, war in den verschiedensten Genres unterwegs - Sci Fi, Horror, Jugendliteratur, Krimis, sogar Fernsehdrehbücher verfasste er, und schließlich gingen auch noch einige Sachbücher auf sein Konto. Ein besonderes Anliegen ist dem Autoren, der unlängst seinen 70. Geburtstag feierte, der Tier- und Umweltschutz, auf den er auch des Öfteren in seinen Arbeiten Bezug nimmt und für den er auch immer wieder vor Ort in den entlegensten Winkeln des Erdenrunds recherchiert.

Im Jahre des Herrn 2004 nahm Francis Abschied von seinem Spezi "Perry Rhodan" und stieg aus der Serie aus, für die er 34 Jahre lang aktiv war. Doch dies bedeutet keinesfalls, dass der Mann nun seinen Ruhestand genießt und auf der faulen Haut liegt, denn dies würde ja auch so gar nicht zu Franciskowsky passen. Einige Fakten zu seiner Produktivität gefällig? Nun, dann lies und staune:

Francis verfasste 208 Romane für die "Perry Rhodan" Serie, 95 für die Ablegerserie "Atlan" und 21 für die "Perry Rhodan Planetenromane", insgesamt war er als Autor für rund 600 Hörspiele tätig, davon unter anderem 18 mal für die "Europa Gruselserie", 12 "Perry Rhodan" Hörspiele und 37 für die "Masters of the Universe" Reihe liegen in seiner Verantwortung. Insgesamt hatten seine Hörspiele bis jetzt eine Gesamtauflage von rund 120.000.000 (!!!) Exemplaren, was bedeutet, da ist auf jeden Fall der eine oder andere Gold- und Platintonträger dabei. Seine Arbeiten verfasste er neben seinem eigenen Namen unter insgesamt (wenn ich richtig gezählt habe) 9 Pseudonymen, unter anderem eben H.G. Francis, Hans G. Francis, Gunther Frank und Frank Sky. Reichlich Superlative sind das, die H.G. Francis somit zu einem der fleißigsten und natürlich auch erfolgreichsten lebenden Autoren aus deutschen Landen machen. Und das ist schön!

So, und wer sich jetzt doch ein wenig gefürchtet hat, der kann nun unter der Decke hervorkommen und das Licht nun wieder anmachen. War doch gar nicht so schlimm, oder?

(2) Dracula und Frankenstein, die Blutfürsten
(3) Dracula, König der Vampire
(6) Das Duell mit dem Vampir
(8) Gräfin Dracula, Tochter des Bösen
(10) Draculas Insel, Kerker des Grauens

 


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 05.11.2006 Seitenanfang nächste Seite