Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Bram Stoker's Way of the Vampire    (OT: Way of the Vampire)

USA, 2005, Farbe, 90 min

Regie Sarah Nean Bruce, Eduardo Durao
Produzenten David Michael Latt, David Rimawi, Sherri Strain
Kamera Zack Richard
Musik Ralph Rieckermann
Drehbuch Karrie Melendrez, Sherri Strain
Rhett Giles Dr. Abraham Van Helsing
Paul Logan Dracula
Andreas Beckett Sebastien
Denise Boutte Arianna
Brent Falco Emily
Alix Henning Yvonne
Anthony Turk Pater Cefalu

Ja ja, der gute alte van Helsing! Immer ist er auf der Hatz nach des Menschen teuflischstem Widersacher, dem Nosferatu, dem Untoten, und seinen Legionen. So auch in diesem neuen Genrebeitrag, in welchem er im ausgehenden 19. Jahrhundert todesmutig als fesches Burscherl von etwa Mitte der Dreißig (fast genau so hat ihn Bram Stoker ja stets geschildert, nicht wahr?) eine Schar tapferer, aber debiler Kampfmönche in die finale Schlacht gegen das Supermonster Dracula anführt und dem auch schließlich prompt, aber leider reichlich unspektakulär den Schädel amputiert. Doch die Freude währt nur kurz, denn zum einen haben die Blutsauger sein gesamtes Team gefressen, zum anderen beließ er sein treuliches Eheweib ausgerechnet in der Obhut seines Gefährten Sebastian, der in Wirklichkeit ein Vampir und Dracs auserwählter Nachfolger als Anführer der ganzen Blutmischpoke ist, und der natürlich inzwischen nichts unredlicheres im Sinn hatte als Abrahams Herzdame anzuzapfen und zu assimilieren (wir erinnern uns, fast genau so hat es Stoker ja im Roman geschildert, oder zumindest so ähnlich...oder etwa nicht?) Nachdem van Helsing also zwangsläufig die Scheidung per Holpflock eingereicht hat, schließt er einen Deal mit der höchsten katholischen Instanz, den Tempelrittern (!), und nimmt einen Schluck aus einem sakralen Bämbel, der wahrscheinlich den heiligen Gral darstellen soll (!!) um sogleich den Schwur zu tun, nicht eher aus dem Leben scheiden zu können, bis auch der letzte Vampirfüst vom Angesicht der Erde getilgt ist. Amen!

So gehen also die Jahre ins Land und mittlerweile ist das dritte Jahrtausend nach Gott, dem Jüngeren, angebrochen. Abraham arbeitet wieder in seinem alten Beruf als Mediziner (von der Vampirjägerei kann wohl auch ein Unsterblicher in den 2000'er Jahren nicht mehr leben) in einer Klinik im sonnigen LA, CA. Und wie es der Zufall immer so will, treibt doch gar nicht weit entfernt auch der böse Sebastian wieder sein Unwesen (Vampire mögen die Küste, nicht wahr?) Allerdings hatten er und seine Kollegen gerade erst eine ziemlich lange Durstperiode (im wahrsten Sinne des Wortes) überwinden müssen, in denen sie sich von Tierblut, allerlei Plasmaabfall und den kläglichen Resten manch einer Massenkarambolage auf dem Freeway ernähren mussten, denn ähnlich wie sich Angela Sommer-Bodenburgs kleiner Vampir vor dem bösen Geiermeier fürchtet, ängstigen sich scheinbar Sebastians Geschöpfe der Nacht davor, das van Helsing aus dem nächtlichen Gehölz hervorgehopst kommt und "Buh!" macht. Doch all das ändert sich, als ein völlig abgebrannt aussehender Sebastian noch einmal frisches Menschenblut trinkt und sich aufgrund dieses sinnbildlichen, reinigenden Akts auf seine prädestinierte Rolle im Buch des großen Zampano besinnt - jetzt ist wieder dicke Hose angesagt!
Er trommelt seine Leute zusammen (scheinen so um die 20 zu sein) und ruft zu vampirischen Untrieben auf, dazu, zu alter Stärke zurückzufinden, schließlich steht man ja am Ende der Nahrungskette und man müsse sich doch vor nichts fürchten (erinnert in seiner Dramatik fast an die Verbraucherinformationen, in denen der ganz toll lustige [ geht so...] Oliver Pocher junge Menschen in roten Trainingsanzügen darauf einschwört, nach dem Titel des Top-Elektrodicounters zu greifen), schließlich wird zur Feier des Tages noch eine Prostituierte o'zapft, die, wie könnte es anders sein, in die Klinik von Dr. van Helsing eingewiesen wird. Der weiß sogleich Bescheid: es geht wieder los!

Voll des Missmutes zieht es ihn in eine katholische Kirche und dort schüttet er dem Geistlichen sein Herz aus. Der hegt auch nicht den geringsten Zweifel an van Helsings Berichten und bietet diesem ohne Umschweife seine Priesterschüler als "freiwillige" Vampirbekämpfungstruppe an. Im Gemeindesaal wird das Headquarter eingerichtet und die Adepten im Nahkampf und im Umgang mit wunderlichen Gerätschaften wie der "elektrischen Armbrust" geschult.

Dann endlich kommt der Tag, an dem sich van Helsing und Sebastian wieder Aug' in Aug' gegenüber stehen. Abraham ist klar, wenn er versagt, hat die Menschheit keine Chance mehr....

Ah ja... und das alles soll so oder zumindest so ähnlich bei Bram Stoker nachzulesen sein? Der gute Mann hat also, wenn ich es richtig verstehe, ernsthaft eine Geschichte geschrieben, in der Abraham van Helsing im Los Angeles des 21. Jahrhunderts die letzte Schlacht gegen einen Nachfolger Draculas mit Namen Sebastian ausficht, der über 100 Jahre zuvor des Doktoren Eheweib vampirisierte? Oder sollte ich vielleicht in irgendeiner Form fehlinterpretiert haben, was im Vorspann zu lesen war, nämlich (wörtlich) "Based on a Short Story by Bram Stoker"? Ich frage also noch einmal, eine Schrift Bram Stokers soll die Grundlage dieses Machwerks gewesen sein? Aber mit Sicherheit....!
Die Polizei warnt immer wieder vor Neppern, Schleppern und Bauernfängern. Gerade in der Vorweihnachtszeit lauern sie uns skrupellos auf und begegnen uns, wo wir am wenigsten mit ihnen rechnen, in der Videothek, beim Elektrodiscounter, sogar im Filmhandel unseres Vertrauens schlagen sie raffiniert zu um uns in diesen harten Zeiten unser bitter Verdientes zu nehmen... Aaaargh!!!!!

Tatsächlich ist auch schon alles, was sich aus diesem Einzeller von Film Draculaerfinder Stoker in die Schuhe schieben lässt, die Verwendung der Namen der von ihm geschaffenen Kunstfiguren "Dracula" (taucht als Person zu Beginn des Films für ca. 10 Sekunden auf und lässt sich dann auch gleich enthaupten.... klug das, immer noch besser als über die gesamte Länge mitzuwirken!) und "van Helsing" wobei dieser hier in etwa (gemessen an der Romanfigur) so authentisch ist, wie die Darstellung Hugh Jackmanns im gleichnamigen Film (Van Helsing), wenn auch etwa das Ausmaß einer Galaxie ungleich uncharismatischer als selbiger. Und Rhett Giles, der hier den van Helsing gibt, ist auch schon bei weitem der... na ja, ich will jetzt nicht unbedingt Worte wie begabt oder talentiert verwenden, sagen wir mal... Mensch, der als Mitwirkender noch am ehesten für einen Schauspieler gehalten werden könnte. Und immerhin tat sich dieser Prachtbursche zuvor nicht gerade durch eine umfassende Filmografie hervor. Geht es hier also um einen B-Film? Lassen wir die Vorsicht walten, ich würde vielleicht eher einen Buchstaben wählen, der um einiges weiter hinten im Alphabet zu finden ist...

Ein zweischneidig' Schwert wird hier einmal mehr offenbar. Natürlich ist der Boom, digitaler Filmdatenträger an sich begrüßenswert, spült er doch eine Vielzahl an Filmen hervor, die lange nur noch sehr schwer bis gar nicht mehr erhältlich waren und öffnet auch manch einem talentierten No Name einige Türen, doch gerade in den letzten zwei Jahren breiteten sich auch die "Direct to DVD" Produktionen explosionsartig aus, was zwar ganz bestimmt nicht immer eine reine Freude sein mag, nachvollziehbar aber allemal. Beinahe fühlt man sich in die Kindertage der VHS zurückversetzt, jene seltsamen Jahre Anfang der Achtziger, als plötzlich jeder noch so sinnfreie Mist in den Regalen der Videotheken stand. Jetzt, in der Ära des www., in der jede noch so technikfremde Breibirne sich mit wenig Aufwand Dateien aus dem Netz saugen oder sich von anderen Datenträgern kopieren kann und die jahrzehntelange Party bei den Anbietern der Unterhaltungsindustrie vorbei ist, da sorgen plötzlich und endlich wieder die drei verheißungsvollen Lettern DVD in den Augen eines jeden Produzenten (und sei er noch so unbedeutend und talentfrei) für glänzend aufblitzende $ Zeichen, aber das ist ja auch klar, denn die Menschheit kauft die Silberlinge, als wäre es Manna vom Himmel, während die Kinosäle bei allem, was außerhalb des Spielberg-Lucas-Jackson-Disney-Potter-Universums angesiedelt ist, von Vorstellung zu Vorstellung leerer und leerer werden. Wozu also noch Unsummen in Lizenzen, Werbekampagnen, Websites und all den Kram investieren, wenn man auch mit einem Minimum an Aufwand und Budget ordentlich Geld scheffeln kann, wenn man denn nur eine zündende Idee hat? Ein Vampirfilm findet immer ein Publikum, mag man sich hier gedacht haben, wenn man jetzt noch ordentlich mit den berühmten Namen Dracula und van Helsing jongliert und das ganze dann auch noch mit einem "Bram Stoker's.... im Titel veredelt, dann ist doch der Geldsegen schon vorprogrammiert, stimmt's?

Tja, aber war da nicht mal was mit Kunst oder zumindest vielleicht mit Anspruch, und sei es auch nur der Anspruch, sein Publikum zu unterhalten, ihm etwas zu bieten für sein Geld? Man mag ja von Produktionen wie "Titanic", "Star Wars" oder "Findet Nemo" halten was immer man möchte, doch zumindest den letztgenannten Teil des Deals erfüllen die großen Blockbuster redlich, denn da wird ordentlich investiert und geklotzt, um dem Publikum mit immer raffinierteren Tricks die Kinnladen runterklappen zu lassen, noch mehr Autos in die Luft zu jagen, noch echtere Dinos zu programmieren, noch größere Massenszenen, das alte Rom noch authentischer auferstehen oder dem Kartenkäufer den Trip in den Weltraum noch prickelnder miterleben zu lassen. "Way of the Vampire", völlig unpassender Titel übrigens auch, bietet nichts dergleichen. Die wenigen Actionszenen sind grottenschlecht choreographiert, was die Macher mit hyperschnellen Schnitten und viel zu vielen Großaufnahmen von den Gesichtern der Kämpfer zu verbergen versuchten, die Splatterszenen, derer es allzu viele nicht gibt, bewegen sich ungefähr auf dem Niveau eines Amateurfilms (und da sind sie zumeist wenigstens mit "Liebe" gestaltet.), bleiben einige relativ explizite Nacktszenen (die ja nicht viel kosten!) für jene, die es mögen (was oft männliche Teenager sind, eine Zielgruppe, die auch mal gern einen solchen Umstand allein als ausreichenden Grund ansehen dürfte, Geld auszugeben, egal wie es um den Rest der Qualität des zu erwerbendem Produktes gestellt sein mag) und zwei oder drei - zugegeben - effektvolle und atmosphärisch gelungene Tricks, welche die vampirische Bedrohung gegenüber einem potenziellen Opfer für den Zuschauer sichtbar macht. Das ist gar nicht mal schlecht, obschon billig und einfach, visualisiert! Noch ein lobenswerter technischer Kniff sollte nicht unerwähnt bleiben (denn allzu viele derer sind es gewiss nicht), nämlich die bläulichen Farbverfremdungen, mit denen man die Flashbacks als solche gekennzeichnet hat. Diese Idee hat mir sogar gefallen!

Dennoch kann dieser Punkt allein nicht für eine Sonderfledermaus in der Gesamtwertung ausreichen, denn wer so argen Etikettenschwindel betreibt, wie die hier Verantwortlichen, und dann auch noch einen ansonsten so öden wie hanebüchenen und humorfreien, gänzlich unterhaltungsarmen Streifen abliefert, der hat verdient, dass ihn der Mast erschlägt, wie die rauen Kerls mancher Landstriche Westfalens in diesem Winter manchmal hinter vorgehaltener Hand einander zuraunen, und sicher damit nur ihr Missfallen auszudrücken gedenken, dort in den einsamen, schneebedeckten Tiefebenen... Recht haben sie!

       


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 30.12.2005 Seitenanfang nächste Seite