Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Dracula 3000

D, GB, 2004, Farbe, 87 min

 
Regie Darrell James Roodt
Drehbuch Darrell James Roodt, Ivan Milborrow
Kamera Giulio Biccari
Musik: Michael Hoenig
Casper Van Dien Captain Abraham Van Helsing
Erika Eleniak Aurora Ash
Coolio Fransisco Brett, a.k.a. "187 "
Langley Kirkwood Orlock

Alexandra Kamp

Mina Murry
Grant Swanby Arthur "The Professor" Holmwood
Udo Kier Captain Varna

One thousand years into the future, and somewhere in the far reaches of outer space, a terrifying legend lives on.
It's the year 3000 AD. A salvage ship on a routine interstellar mission discovers the drifting, silent hulk of the off-world space transporter Demeter, reported missing 100 years earlier. Excited by the prospects of quick financial gain from towing back and trading in the old vessel, Mina, Van Helsing and the rest of their crew boldly board the abandoned ship, hoping to recover any valuable freight left onboard.
But as they explore its cold, empty passageways, they become aware of a terrible secret. First Mina uncovers Demeter's mysterious cargo - 50 long, black coffins. Then, one by one the crew begins to disappear or turn against one another, until there can be no doubt that an ancient curse lives on in the bowels of this once-great ship, awaiting its next victim.
In the blackness of space the sun never rises, the ideal environment for the immortal vampire to spread his evil. For the survivors, the only hope for salvation is a desperate race across the universe, rocketing at the speed of light, praying that they'll reach the welcoming rays of the Twin Suns of Halbron... before it's too late.


Wie der Titel ja bereits andeutet schreiben wir das Jahr 3000. Irgendwo in den Untiefen des Weltraums befindet sich ein Sektor, den man die "Karpaten" (!) nennt. Dort fängt ein kleines Bergungsschiff unter dem Kommando des hartgesottenen Captain van Helsing (!!) ein Jahrzehnte altes Notsignal auf und stößt auf den lange verschollenen Interstellar-Transporter "Demeter" (!!!). Van Helsing und seine Crew fackeln nicht lange und docken an das riesige Schiff an, doch statt erhoffter Reichtümer stoßen sie im Innern des Raumkreuzers nur auf einen Leichnam und eine nicht unerhebliche Anzahl schwarz-roter Särge, welche ausschließlich mit Sand gefüllt zu sein scheinen. Zudem hinterließ der Kapitän der "Demeter" eine eindringliche Warnung per Videologbuch an die Nachwelt. Von einer Epidemie ist die Rede, die den wackeren Mann zwang, die Hälfte seiner Crew unter Quarantäne zu stellen. Seltsam, seltsam… Auch die Kruzifixe, die überall an Bord zu finden sind, wissen van Helsing und seine Crew nicht einzuordnen. Nun, die Tage der christlichen Raumfahrt scheinen wohl endgültig gezählt zu sein…

Als sich aus unerklärlichen Gründen das Bergungsschiff von der Dockschleuse löst und scheinbar selbstständig in den Kosmos abdampft, werden die Probleme für unsere Helden nicht gerade geringer, denn um wieder nach hause zu kommen, müssen sie nun zwangsläufig die "Demeter" wieder flott machen. Zudem beschleicht sie ganz allmählich die Ahnung, dass sie nun doch nicht gar so allein sind auf dem rätselhaften Geisterschiff. Der Verdacht erhärtet sich, als Crewmitglied "187" Brett (sensationeller Spitzname, soll sein IQ gewesen sein, bevor er "begann alles zu rauchen, was ihm zwischen die Finger kam" wie van Helsings Stimme zuvor aus dem Off erklärt) plötzlich seine Kameraden angreift und unbesiegbar zu sein scheint. Der hat doch wieder was genommen, oder?

Als es weitere Opfer gibt, muss die Mannschaft schließlich erkennen, mit welcher uralten Wesenheit sie ihr Transportmittel teilt. Da wird es höchste Zeit, dass sich van Helsing auf seine Familientradition besinnt und da weitermacht, wo Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großpapa seinerzeit offenkundig fehl ging. Aber dummerweise gibt es im Weltraum ja kein Tageslicht, und überhaupt, woher soll der moderne Mensch von übermorgen überhaupt noch wissen, was ein Vampir eigentlich ist und vor allem, wie ihm beizukommen ist…?


Ach du lieber Gott, mit was für einer Granate von Film haben wir es hier wieder zu tun? Ein Blick auf die Besetzungsliste deutete gleich an; Ihr, die Ihr diese kleine Silberscheibe in euren DVD-Player schiebt, lasst alle Hoffnung fahren; als da wären der Direct to DVD "Star" Casper van Dien (der so ganz allmählich den in die Jahre gekommenen Michael Paré als König der Haudrauf-Videothekenpremieren beerbt), der abgehalfterte Rapper Coolio, das deutsche TV Sternchen Alexandra Kamp-Groeneveld, der B-Film Muskelmann Tommy "Tiny" Lister, irgendwer hatte zudem noch die (un)gute (?) Idee, dem Film ein wenig Klasse durch das Mitwirken des guten alten Udo Kier zu verpassen (Udo, du musst mitunter Deine Rollenpolitik überdenken! Ehrlich, wir lieben Dich, aber ganz unter uns, die meisten Vampire-World relevanten Filme mit Dir waren eher…na ja, Du weißt schon…)

Dabei ist die grundsätzliche Idee ja gar nicht mal so schlecht. Man nimmt Bram Stokers altehrwürdige Vorlage (oder bedient sich zumindest Motive derer) und verlegt die gesamte Handlung im SciFi-Gewand in den Weltraum. Warum nicht!? Könnte ja mit gutem Drehbuch und bei guter Regie durchaus dem Genre ein wenig Frischzellenenergie verpassen. Als dann die Aufnahmen der Raumschiffe im Einsatz (sprich die Tricktechnik) auch gar nicht mal so schlecht daherkamen, war der Rezensent auch zunächst erst mal positiv überrascht bis beinahe ein wenig geplättet, hatte er doch billigsten Digitalschrott erwartet. Allerdings ging der gute erste Eindruck dann doch wieder recht schnell zum Teufel, als dann "unsere" Alexandra Kamp als Navigatorin Mina Murray (!!!!) im "Raumanzug", was in diesem Fall bedeutet, sie trägt eine Tauchermaske mit angeschraubten Gartenschläuchen, welche in zwei Plastikflaschengedöhnsdingern auf ihrem Rücken enden, ansonsten Lederhose und Feinrippunterhemd, sehr eindrucksvoll!, in die "Demeter" stolpert. Das Innere des "Raumschiffes" entpuppt sich bereits in den ersten Szenen als ausgemusterte Fabrikhalle, deren Betonwände deutlich als solche erkennbar sind, und deren Technologieeinheiten offensichtlich in der Hauptsache aus 1970'er Röhren-Oszyloskopen, Steuergeräten von irgendwelchen vorsintflutlichen Lichtorgeln, antiken Videorecordern und dem guten alten CB-Funkgerät, das unser alter Onkel Engelbert schon seit Jahrzehnten im Keller stehen hat, zu bestehen. Gut, man kann jetzt an die legendäre "Raumpatrouille" denken und sagen, wieso, das hat doch 'nen gewissen Charme / Kultfaktor, aber mal im Ernst, besagte Serie ist ja auch bereits 40 Jahre alt, und der Großteil der TV Zuschauer fand die bizarre Ausstattung der "Orion" (die seinerzeit aus Plastikbechern, Badezimmeramaturen und Bügeleisen gebastelt worden ist) bereits damals äußerst putzig. Wenn man sich aber nun vorstellt, dass man in 1000 Jahren noch immer mit ganz normalen Computer Keyboards arbeiten muss statt mit Touchscreens (oder was auch immer), mit uralten Kippschaltern, den Headsets aus dem Ferienjob Call Center und strahlungsintensiven, flackernden Röhrenmonitoren, dann sehe ich ziemlich schwarz für die technischen Errungenschaften der kommenden Jahrhunderte. Der Gag ist ja dann, irgendwann stellt sich heraus, die Offizierin Ash ist gar kein Mensch, sondern ein empfindsamer Android. Wenn man also technologisch in der Lage ist, eine solche Menschmaschine zu erschaffen, dann fragt man sich doch ernsthaft, wieso der Rest des Sternenschiffes nur aus prähistorischem Technikschrott besteht und der arme Crewschlauberger "Professor" Holmwood (!!!!!) sich in einem Krankenkassen Rollstuhl ohne Antrieb fortbewegen muss. Hat man nicht längst kybernetische Prothesen oder ähnliches erfunden? Und wieso eigentlich ballern die Crewmen and -women noch immer mit Bleiprojektilen aus Knarren herum, die ganz und gar aus dem Hier und Jetzt zu stammen scheinen und haben nicht inzwischen Phaser-Protonen-Waffen oder elektronukleare Armblaster oder Hyperthermoantimaterie Knallerbsen oder was auch immer man in tausend Jahren so zur Selbstverteidigung in den Untiefen des Kosmos mit sich herum schleppt? Ist es vielleicht der Retrotrend? Sind im Jahre 3000 mal wieder die 1980'er Jahre trendy? Bewahre…!

Oha! Wer hat da gerade "Alien 4" gerufen? Gut aufgepasst! Wir hätten den überaus attraktiven, aber auch toughen weiblichen Androiden, der einstweilen menschlicher als die Humanen selber agiert, den Gehbehinderten, das Muskelpaket, den Vorzeigefreak, der als erster den Löffel reichen muss, die klaustrophobische Situation, in einem fremden Umfeld eingesperrt zu sein und sich einem übermächtigen Gegner stellen zu müssen usw., usw. Geschickt klauen und selbiges tarnen geht irgendwie anders.

Dennoch könnte man im Prinzip über all das eigentlich locker hinweg sehen und sagen, gut, ist halt Trash, ist halt Exploitation, kann ja auch mal ganz schön sein. Doch spätestens wenn unser lieber Graf, der ja bekanntlich die Besatzung der Demeter mit Mann und (Fleder)Maus verputzt hat, im Film erstmals auftaucht, wird es echt ein Ärgernis. Wer kam eigentlich auf die hirnrissige Idee, den Wichtelmimen Langley Kirkwood, der höchstens US Soap erprobten Pro7 Zuschauern (sag ich jetzt einfach mal so) bekannt ist, in das viel zu große Cape mit dem lächerlichsten Stehkragen seit Erfindung der Bügelstärke zu stecken und zu sagen, "Los Kleiner, spiel mal böse, du bist schließlich Dracula!"? Kirkwood hat in etwa so viel Präsenz und Charisma in der Rolle des Grafen wie ein Esslöffel Haferflocken in einer großen Schüssel Milch. Dieser Schlafsack soll Angst und Schrecken verbreiten? Aber in tausend Jahren nicht!!

Das völlig unorthodoxe Ende des Films und das überraschende Schicksal einiger Charaktere, das man so tatsächlich nicht erwartet hatte, versöhnen schließlich wieder ein wenig. Zudem stellt man am Ende fest, klar, der Streifen war irgendwie ganz schön bescheuert, trotzdem kommt man sich einigermaßen unterhalten vor, was wohl bedeuten muss, auf irgendeiner Ebene hat in dieser deutsch / südafrikanischen Co-Produktion irgendwas gestimmt, trotz aller Defizite. Und genau das ist auch der Eindruck, den der Film hinterlässt. Rein cineastisch gesehen ist der Film absoluter Müll, billig, schlecht umgesetzt, voller Fehler sowohl in der Geschichte wie der Umsetzung / Ausstattung, aber irgendwie rockt er ein klein wenig, und genau das hat er den meisten Produktionen dieser Art der heutigen Tage voraus. Fast fühlt man sich ein wenig zurückversetzt in die Naivität der 1970'er / 1980'er Jahre. Lässt man sich darauf ein, dann funktioniert "Dracula 3000" ansatzweise, aber eben nur ansatzweise. Fast wäre man unter gegebenen Umständen ein wenig geneigt, noch gerade eben 2 Fledermäuse zu vergeben, da muss man dann aber doch noch Kirkwoods Darstellung des Vampirs in die Waagschale werfen, die so was von überhaupt nicht geht, so dass am Ende doch wieder eine abgezogen werden muss. Somit verbliebe ein Flugtier. Das aber wegen des erstaunlichen Unterhaltungsfaktors insgesamt redlich!


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 06.06.2006 Seitenanfang nächste Seite