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Dracula   (OT: Horror of Dracula)

GB 1958, Farbe, 81 min

 
Regie Terence Fisher
Drehbuch Jimmy Sangster
Vorlage Bram Stoker
Kamera Jack Asher
Musik James Bernard
 
Peter Cushing Van Helsing
Michael Gough Arthur Holmwood
Melissa Striebling Mina Holmwood
Christopher Lee Graf Dracula
Carol Marsh Lucy Holmwood
John van Eyssen Jonathan Harker

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Diese Verfilmung der literarischen Vorlage Bram Stokers (mit weitreichenden Modifizierungen allerdings) ist die wahrscheinlich bekannteste und legendärste überhaupt und setzte den wahren Grundstein für die Ära des Hammer Horror.
Jonathan Harker ist hier seines Zeichens Vampirforscher und Assistent van Helsings, er weiß bereits um die Gefährlichkeit des Grafen als er dessen Schloss aufsucht und beabsichtigt Draculas Treiben in der Maske eines vermeintlich harmlosen Bibliothekars, der eine Anstellung im gräflichen Gemäuer sucht, ein Ende bereiten.
Dracula empfängt ihn, ist aber clever genug, Harkers Pläne zu durchschauen.
Anders als in den meisten anderen Verfilmungen und im Roman begegnet Harker hier im folgenden nicht drei Vampirdamen, sondern nur einer einzigen, die sich dann aber als ebenfalls recht bissig erweist. Harker gelingt es, die Braut des Untoten zu pfählen, doch dieser nimmt grausame Rache.
Nach dem Tode Harkers erscheint ein neuer Gegenspieler Draculas auf der Szenerie: natürlich niemand anderer als der legendäre Dr. van Helsing. Zunächst überbringt er der Verlobten Harkers, Lucy, die Todesnachricht, doch auch hier war der anzapfende Adelige bereits schneller: Lucy kann nicht mehr geholfen werden, sie wird zum Vampir, van Helsing zum Pfähler.
Nun wendet sich Dracula Mina, der Schwägerin Lucys zu. Zwar kann mittels Bluttransfusion das Schlimmste verhindert werden, aber es gelingt dem Blutlüsternen Minas Entführung. Nach halsbrecherischer Verfolgungsjagd stehen sich van Helsing und Dracula in dessen Schloss zum finalen Kampf gegenüber.
Obschon Dracula in dieser Verfilmung übermächtig und nahezu unbesiegbar erscheint, gelingt es van Helsing zum etwas enttäuschenden Ende den Grafen mittels Sonnenlicht und Kruzifix zu Staub zerlegen, dies allerdings geriet filmisch sehr effektvoll.
Van Helsing obsiegt über das Böse, Mina ist gerettet.


Nach dem Erfolg von "Frankensteins Fluch", der ein Jahr zuvor entstand und bereits erstmalig das famose Horrorquartett Terence Fisher, Jimmy Sangster, Christopher Lee und Peter Cushing vereinte, war der Stein ins Rollen gebracht, der mit "Dracula" (bzw. "Horror of Dracula", so der weltweit bekanntere amerikanische Titel des Films) zu einer wahren Lawine für die Hammer-Studios aus dem UK wurde.
Fishers / Sangesters Auslegung des Stoffes darf man wohl als eine der ersten modernen filmischen Adaptionen des klassischen Vampirmotivs bezeichnen, und man darf getrost "Horror of Dracula" als wegweisend für den Horrorfilm im Allgemeinen und das Vampirfilmgenre im speziellen bezeichnen, quasi als den Beginn einer neuen Epoche.
Anders als in den alten Universal-Filmen, in dem sich ein Großteil des Schreckens noch in den Köpfen der Zuschauer abspielen musste, ging man bei Hammer in der Darstellung des Grauens ganz anders zu Werke: die Kamera hielt drauf, wenn der Unhold seine Fangzähne in weiße Damenhälse bohrte oder am Ende gruselig zu Staub zerfiel.
So was hatte man damals noch nicht gesehen! Und dann plötzlich noch in Farbe!!
Man muss sich das mal vorstellen, den meisten Zuschauern waren zuvor nur die alten Schwarzweiß-Schauerfilme amerikanischer Art bekannt, plötzlich floss das Blut in sattestem rot. Bei konservativen Kritikern und kirchlichen Filmdiensten führte dieser Umstand weiland zu großem Tohuwabohu, zumal auch die erotischen Anspielungen des Films unmissverständlich sind. Man warf Fisher und der Firma Hammer Effekthascherei vor, man wolle dem Publikum mit billigsten Mitteln das Geld aus der Tasche locken, so war der einhellige Tenor. Doch das Publikum liebte diesen Film und pilgerte in Scharen in die Kinos um sich zu gruseln und von Christopher Lee in der Hauptrolle faszinieren zu lassen.
Und überhaupt, Christopher Lee. Mit einem Schlage wurde dieser weltberühmt! Sein Gesicht wurde zu dem Draculas, seine Verkörperung des Blutfürsten löste den theatralischen Lugosi in den Köpfen der Fans ab. Lee war auch die Idealbesetzung Draculas, ein charmanter, intelligenter und sehr grausamen Verführer, einerseits aristokratisch elegant, andererseits auch brutal und durchaus mit einer Aura von unerklärlicher Bedrohung behaftet. Seine enorme Größe und seine athletische Statur verliehen ihm stets etwas übermenschliches. Wenn man sich mit ihm anlegt, wird es gefährlich, dies schien man förmlich zu spüren. Somit blieb Lee stets der beeindruckendste Dracula von allen, den Fans sowieso. Daran konnten auch teils famose Dracula-Darsteller in späteren Filmen wie Frank Langella oder Gary Oldman nicht viel ändern.
Peter Cushing, Draculas großer Antagonist van Helsing, ging ebenfalls als untrennbar mit dieser Rolle verbunden in die Filmgeschichte ein. Seine asketische, etwas snobistische und zweifellos sehr britische Darstellung der Figur setzte Maßstäbe. Auch wenn sowohl Dracula wie van Helsing im Roman eigentlich anders bis völlig anders geschildert wurden wie von den beiden großen Mimen interpretiert, so wollten die Fans fortan Monster wie Monsterjäger genau so haben, wie Hammer sie ihnen präsentierte.
Regisseur Fisher hatte erstmalig die filmischen, wenn auch nicht im gewünschten Umfang die finanziellen Mittel, die Höhepunkte des Romans entsprechend umzusetzen.
Die sorgfältige viktorianische Ausstattung des Films, die hervorragenden Kostüme - obschon Lee seines gehasst haben soll, er glaubte einfach nicht, dass ein in den Karpaten lebender Adeliger wie eine Operettengestalt in Frack und Rock ausstaffiert durch sein Spukschloss stolziert - die wunderbaren gotischen Kulissen, all das macht den Streifen zu einem düster-farbenprächtigen modernen Genreklassiker, der freilich aus heutiger Sicht letztlich recht harmlos und naiv wirkt, aber einfach schön und stimmungsvoll anzuschauen ist.
Dennoch finden sich, wie erwähnt, bedeutende Abweichungen von der eigentlichen Geschichte, die wir jetzt aber im einzelnen nicht noch einmal wiedergeben wollen, lediglich dem Ende wollen wir uns noch einmal etwas ausführlicher widmen.
Die gekreuzten Kerzenständer, mit denen van Helsing Dracula in der Schlussszene in Schach hält, eine Idee übrigens, die Cushing einbrachte und Lee überhaupt nicht gemocht haben soll (er ist ein großer Freund von Stokers Roman), wirken doch etwas lächerlich. Schreckten Vampire zuvor lediglich vor heiligen Gegenständen wie Kruzifixen zurück, müssen sie sich nun auch vor Kreuzen anderer Art fürchten? Fensterkreuze oder so? Na ja...
Dass Sonnenlicht Vampire zu töten vermag ist ein Element, das Drehbuchautor Sangster sich bei Murnaus Nosferatu von 1922 auslieh. Im Volksglauben ist es den Blutsaugern durchaus möglich, bei Tageslicht herumzuwandern, auch in Stokers Roman unterliegt Dracula nicht dieser Einschränkung und kommt sowieso ganz anders um, aber sei's drum, Lee zerfiel halt zu Staub!
Es sollte unseren guten Grafen (und die Hammer-Produktionsgesellschaft sowie Christopher Lee) allerdings in den nächsten beinahe 20 Jahren keinesfalls davon abhalten, immer wieder auf mal originelle als meistens doch eher dämliche Art ins untote Dasein zurückzukehren um am Ende eines jeden Films auf gleichsam originelle bis dämliche Weise wieder aus selbigem zu scheiden.
Nun ja, die Drehbücher wurden schlechter, die Filme zusehends gewalttätiger, an Qualität und Niveau des Originals konnten die allerwenigsten Hammer-Grusler heranreichen, einige Ausnahemen bestätigen aber dennoch die Regel.
Das Fazit bleibt: Lees Darstellung des Grafen Dracula blieb auf seine Art unerreicht, wahrscheinlich war er der charismatischste Darsteller der Figur überhaupt, und an diesem Film mussten sich alle nachfolgenden Dracula-Filme messen lassen. Ok, mindestens einer überragte ihn, aber das ist eine andere Geschichte.



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