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Eine Jungfrau in den Krallen von Vampiren   (OT: La fille de Dracula)
AKA: Daughter of Dracula, A Filha de Dracula, La Hija de Drácula

Frankreich/Portugal, 1972, 87 min

 
Regie: Jess Franco
Produzenten: Victor De Costa
Drehbuch Jess Franco
Musik: Rene Sylviano
Kamera: Jose Climent
 
Britt Nichols Luisa Karlstein
Anne Libert Karine
Alberto Dalbés Inspector Ptuschko
Howard Vernon Graf Karlstein
Jesus Franco Cyril Jefferson
Carmen Carbonnel Baroness Karlstein
Daniel J. White Max Karlstein


Als Louisa Karlstein zu ihrer todgeweihten Mutter eilt, ahnt sie nicht, welches schreckliche Geheimnis diese ihr stets verschwiegen hat. Louisa ist eine direkte Nachkommin des gefürchteten Grafen Dracula. Tatsächlich muss sie kurz darauf eine grausame Entdeckung machen. Bald versetzen mehrere Morde die ganze Gegend in Unruhe. Während nicht nur der ermittelnde Komissar im Dunkeln tappt, verliert Draculas Tochter Louisa sich immer mehr in einer Psycho-Sexuellen Trance und beginnt eine Liebesbeziehung mit ihrer unschuldigen Kusine Karine. Ist tatsächlich etwas dran an der Legende des Grafen Dracula? Oder hat etwa der jetzige Graf Max Karlstein etwas mit den Verbrechen zu tun?

Louisa Karlstein (nein, welch originelle Namenschöpfung, wo man sich hierfür wohl hat inspirieren lassen?) erfährt am Sterbebett ihrer Mutter das finstere Familiengeheimnis: Ihr Urahn, der erste Baron Karlstein, war ein echter Vampir, und sie, Louisa, stammt in direkter Blutlinie von dem alten Nager ab. Sicher werden auch bald bei Louisa die vampirischen Triebe zu sprießen beginnen. So gibt die sterbenskranke alte Dame nicht nur den Löffel, sondern zuvor auch noch einen Schlüssel an das Töchterlein ab, um ihrer ungeheuren Behauptung Futter zu verleihen. Der Schlüssel gehört zur Krypta der Kapelle auf dem Karlsteinschen Anwesen, dort unten soll der Vampir in seinem Sarg schlummern. Natürlich muss Louisa dort unten nachschauen und entdeckt schreckliches...oder war es etwa nur ein Traum?

Sie beschließt, zunächst auf dem Anwesen ihres Onkels, des aktuellen Barons, zu verweilen, wo sie eine lesbische Beziehung mit ihrer Cousine Karine beginnt und sich immer tiefer in wilden sexuellen Abgründen verfängt, die sie nicht wirklich versteht.

Ungefähr zur gleichen Zeit beginnt eine unheimliche Mordserie das Küstenstädtchen zu erschüttern, die einen misstrauischen Polizeiinspektor und einen cleveren Journalisten auf den Plan rufen. Eine hübsche junge Dame wird in ihrer Wohnung von einem mysteriösen Eindringling in schwarz getötet, eine Stripperin kommt ums Leben. Ist etwa doch etwas an der alten Legende von den blutrünstigen Karlstein Vampiren? Ist Baron Max von Karlstein der Mörder? Oder sein finsterer zwielichtiger Sekretär?
Oder Ist am Ende Louisa Karlstein selbst bereits zu einem Vampir mutiert?

Ganz ehrlich, so wirklich beantworten lässt sich diese Frage wahrscheinlich nur von Maestro Franco himself, schließlich hat er sich die Geschichte ausgedacht. Leider gelang es ihm nicht, seine Ideen auch dem Zuschauer in verständlicher Weise zu vermitteln, denn dafür ist seine gesamte Inszenierung viel zu verworren geraten.

Wer sich mit dem Werk des spanischen Viel- und Billig- und Viel-Billig-Filmers Jess Franco ein wenig auskennt, kann sich sicher leicht ausmalen, mit was für einer Art Film wir es hier zu tun haben, nämlich dem üblichen, gerade für die Phase der Frühsiebziger typischen froncoesken Stilmix aus Horror- und Erotikelementen, wobei letztere in diesem Falle eindeutig die Oberhand haben. Gern versuchte Franco damals, seinen Filmen dieser Epoche einen verhuschten, künstlerischen (und mitunter etwas esoterischen) Anstrich zu verpassen, doch leider scheiterte dies meist am Budget und am relativen Unvermögen (wir wollen jetzt mal nicht so hart mit Jess ins Gericht gehen und von mangelndem Talent sprechen, denn dafür ist der alte Lustmolch doch ein wenig zu kultig, irgendwie!) des Regisseurs. Allerdings, dem französischen Kollegen Jean Rollin, der Franco zu der Zeit scheinbar gern gewesen wäre, stand zumeist auch kaum mehr Geld zur Verfügung. Aber wir wollen keine Haare spalten.

"La Fille de Dracula" ist ganz gewiss nicht der schlechteste Franco-Film (diese zweifelhafte Ehre gebührt unbedingt dem höllengrotten-unterirdischen Schwachsinn Vampir Kill - Die Nacht der offenen Särge, zumindest was die dem Rezensenten bekannten Filme anbelangt, aber sicher gibt es noch viele Tausende und Abertausende Filme dieses umtriebigen Kerlchens, die ihm noch gar nicht bekannt sind), zudem hat der Film eine ziemlich eigene Atmosphäre, die irgendwo zwischen psychedelischen 70'er Flair, Billigporno, Gothicgrusel und Dilletantismus schwankt. Auch wenn ziemlich wenig Gewichtung auf eine stringente Handlung gelegt wurde (oder hat sich das nur so ergeben und es ist Franco und den Seinen auch erst aufgefallen, als der Film schon fertig war und keine Zeit [geschweige denn Geld] zum Umschneiden und Nachdrehen mehr blieb?), gehört der Film zu den unterhaltsameren und gelungeneren Werken des Spaniers, denn, seien wir ehrlich, der Großteil seines Karriereweges ist von ganz schönen Gurken gepflastert (obwohl auch das Geschmacksache sein dürfte, wie immer kann hier nur das subjektive Empfinden wiedergegeben werden.)

Allerdings ist der Film tatsächlich mal wieder dann am besten, wenn er unfreiwillig komisch geriet. Zum Beispiel wenn der Kameramann mal wieder seinen Lieblingstrick vorführt, einen plötzlichen Zoom auf das Gesicht eines der HauptdarstellerInnen, welche(r) sich gerade redlich bemüht, mit einem vielsagenden oder rätselhaften Gesichtsausdruck zu beeindrucken, auf einen Gegenstand, auf üppige Brüste oder eine Vagina. Man hat zum Schluss des Films beinahe den Eindruck, allmählich könne er das mit dem Zoomen, doch dafür hat er lang und oft beim Dreh üben müssen (dummerweise hat Franco nur vergessen, diese Versuche herauszuschneiden, hihi), oder wenn Baron Karlstein am Flügel sitzt und traurige Weisen klimpert während der Beleuchter die Szenerie so fuchsig ausleuchtet, das man gleich mehrfach den Schatten des Kameramannes sieht. Doch wie weiland Ed Wood stören derlei Kleinigkeiten Jess Franco nicht.

Der Firma X Rated Films ist es zu verdanken, dass dieser bessere Film des Hombres, den sie Franco nennen (und der sich übrigens hier mal wieder selbst eine besondere Rolle auf den Leib geschrieben hat, nämlich die des seltsamen Sekretären des Barons, der stets nur finsteres, kryptisches Zeug brabbelt, auch sehr lustig!), nicht der Vergessenheit zum Opfer fiel, denn es handelt sich ja hierbei um eine eher unbekannte Produktion. In schönem Hardcover im Rahmen der "Jess Franco Collection 2004" veröffentlicht, verwundert es allerdings ein wenig, das der Film zwar einen deutschen Titel verpasst bekam (und jener interessanterweise ja wohl dem 1971'er Erfolg "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" entliehen wurde, der Verdacht, man hätte somit den Fans eine Fortsetzung vorgaukeln wollen drängt sich leider ein wenig unangenehm auf), nicht aber eine deutsche Synchronisation! Leider liegt nur eine spanische und eine französische Tonspur vor, es werden lediglich deutsche Untertitel geboten (allerdings die kleinsten, die ich je in einem Film sah), doch so schlimm ist das auch wieder nicht, denn es wird - eine weitere Gemeinsamkeit mit den Streifen von Jean Rollin - ohnehin nicht allzu viel gesprochen in dem Film.

Interessant ist auf besagter DVD im Bonusteil noch ein relativ neues Interview mit Jess Franco (Februar 2004), welches den guten alten Jess inzwischen wirklich reichlich gealtert zeigt. Mitunter versteht er gar nicht mehr, was der Interviewer von ihm will...auch ein "Schundfilmer" wird irgendwann ein wenig senil.

Hardcorefans brauchen die DVD nun sowieso, Leute die den Spanier noch nicht so für sich entdeckt haben, sollten zunächst vielleicht lieber über den Erwerb von Nachts, wenn Dracula kommt und Vampyros Lesbos nachdenken bevor sie zum vorliegenden Titel greifen, denn Franco für Anfänger ist dies hier nicht.



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