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Lady Dracula  

D, 1975, Farbe, 89 min

Regie Franz-Joseph Gottlieb
Produzent
Drehbuch Redis Read / Bradford Harris
Kamera Ernst W. Kalinke / Fritz Baader
Musik Horst Jankowski
Evelyne Kraft Countess Barbara Von Weidenborn
Brad Harris Inspector
Eddi Arent Assistent Inspector Eddi
Theo Lingen Theo Marmorstein
Christine Buchegger Irene Ruhesanft
Stephen Boyd Graf Dracula
Roberto Blanco Baggerführer Karli

Vor 100 Jahren wurde die kleine Barbara von Graf Dracula entführt und gebissen - um heute als 22-jähriger Vampir-Vamp aus dem Reich der "Un-Toten" zurückzukehren...

Ein toller Horror-Spaß mit dem schönsten Grusel-Monster, das je über die Leinwand spukte.

Ein Mädcheninternat in der Habsburger K.u.K. Monarchie vor etwa 120 Jahren: sanft schlummern die höheren Töchter Österreich - Ungarns ohne zu ahnen, in welcher Gefahr sie schweben, denn bedrohlich schleicht ein blutlüsterner Vampir ums Haus. Gekonnt verschafft sich der böse Bursche Einlass und stibitzt eines der Madeln, doch rasch wird sein schändliches Tun entdeckt und schon hetzt eine ganze Meute Häscher den Finsteren durch den tief verschneiten Wiener Wald. Zwar kann der Vampir sein Spukschloss noch erreichen und sich in seinen Sarg zurückziehen, doch die Verfolger können in das Gemäuer eindringen und bringen ihn zur Strecke. Für das geraubte Mädchen hingegen kommt jede Hilf zu spät, er hat bereits an ihrem weißen Hals geknabbert...

Vienna / Austria ca. 100 Jahre später. Bei Ausgrabungsarbeiten baggert Baggerfahrer Charlie (unglaublich aber wahr, er wird dargestellt von...ich kann es fast nicht schreiben, Roberto Blanco [die deutsche Antwort auf Blacula: Blancola...bahaha..], wer hätte je gedacht, dass ich diesen Namen mal für einen Vampireworldtext in die Tastatur tippen muss?) einen Sarg aus und meldet dies der Polizei (oder Gendarmerie, wie man in Österreich so schön sagt), doch als diese auftaucht, scheint sich der Sarg in Luft aufgelöst zu haben.

Hat er aber nicht, denn ein gieriger Kleinganove hat ihn in Wirklichkeit entwendet und an einen dubiosen Antiquitätenhändler ausgeliefert. Doch als der die Totenkiste öffnet und auf kostbaren Schmuck und wertvolles Zahngold hofft, erwartet ihn nur bissiges Entsetzen, denn heraus kommt Barbara, die junge Dame, die der Vampir vor hundert Jahren in seiner letzten Nacht zum Abendmahl genoss, und die nun ihrerseits zum Blutsauger mutiert ist und nach der langen Zeit im Sarg mächtig Appetit entwickelt hat.

Im folgenden lutscht und saugt sich die blutjunge Vampirdame durch die Wiener Obdachlosenszene, heuert bei einem Bestattungsunternehmen an und trägt allerlei gelbe (seeehr vampirische Farbe das) Leibchen durch die Gegend, und so könnte das zotige Rumgesauge für "Lady Dracula" auch in alle Ewigkeiten weitergehen, liefe ihr nicht ein raubeiniger Kommissar, der im Falle der vielen rätselhaften Todesfälle der letzten Zeit ermittelt, über den Weg, denn die beiden fühlen sich sogleich zueinander hingezogen, und dass das nicht ohne Probleme bleiben kann, sollte nun wirklich jedem klar sein...


Die Aussichten auf das kommende Grauen ließen mich erschauern. Ich setzte mich kerzengerade in den schwarzen Korbsessel und warf einen letzten prüfenden Blick auf die Tür...noch war Zeit. Ich verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen, faltete meine Hände und war bereit mich dem Entsetzen, dem schieren Terror zu stellen, der mich erwartete wenn ich nun die Play-Taste der Fernbedienung drücken würde. Wenn der Rotationsmechanismus erst die kleine silberne Scheibe in schnelle Drehungen versetzte und der Laserstrahl dann sein teuflisches Werk begänne, dann gäbe es kein zurück mehr und unsagbarer Horror würde mein Wohnzimmer fluten - eine deutsche Gruselkomödie aus den Mittsiebzigern bei der ein illustres Schreckenskabinett bestehend aus Theo Lingen, Eddie Arent, Walter Giller, Herbert Fux, Marion Kracht und Brad Harris mitwirken, unter der Leitung vom damaligen "Unterm Dirndl wird gejodelt" und späteren "Landarzt" und "Unser Charly (Tierhorror!) Inszenierer... Uuuaaarrrggghhh......

Puuh, Glück gehabt, denn so schlimm kam es dann doch nicht. Zwar greift auch hier wieder das beinahe typische Manko für Filme dieser Art, dass sie nämlich weder Fisch noch Fleisch sind, weder lustig noch atmosphärisch oder gar gruselig - eine unheilige Allianz, wenn man so will, doch schleicht sich hier auch ab und an eine okaye Szene ein und man schmunzelt auch schon mal über ein zwei gelungene Gags. Und das meine ich jetzt durchaus ernst.

Ein gutes Beispiel für diese Aussage sind die ersten paar Minuten des Films, die im 19 Jahrhundert spielen und durchaus beinahe das Flair eines Hammerfilmes haben, also gut fotografierte Gothic-Atmosphäre mit allem, was dazu gehört, und noch auf weiter Flur weder Blanco oder Lingen auszumachen sind, da waren die Nerven erst mal beruhigt. Zu ersten Panikattacken kam es dann erst, als die Handlung in die relative Gegenwart springt und einem der leibhaftige "bisschen Spaß muss sein" Kasper entgegen grinst, doch keine Angst, sein Zutun ist kurz und relativ schmerzlos.

Den Auftritt der üblichen Verdächtigen deutscher Klamotten dieser Zeit nimmt man dann schon etwas leichter hin, lediglich Ralf Wolter fehlt und der unvermeidliche Herbert Fux hat diesmal auch nur eine winzige Gastrolle, dafür konnte man aber Eddie Arent gewinnen, der sich allerdings keinen Gefallen tat mit seiner Mitwirkung bei diesem Streifen, denn seine Performance als korrekter Tollpatsch war diesmal nur ein müder, unlustiger und enttäuschender Abklatsch seiner Paraderolle aus den Edgar Wallace Filmen, die ja 1975, also im Entstehungsjahr dieses Filmes hier, noch gar nicht so weit zurück lagen.

Klar, die Story ist ein ziemlicher Schmarren und eigentlich nicht viel mehr, als eine Aneinanderreihung krampfhafter Versuche lustig zu sein (was ja ab und an auch gelang) und zwischenzeitig immer mal wieder die berühmten Vorbilder vornehmlich britischer (Hammer)Küche zu zitieren (auch das gelang gelegentlich ansatzweise), aber was anderes hat man anderswo (Spanien, Frankreich, Italien) auch nicht gemacht, damals war halt einfach noch ein anderer Humor gefragt und irgendwie hat man bei den Filmen dieser Jahre immer den Eindruck, das auf so etwas wie sorgfältige Regiearbeit absolut kein Wert gelegt wurde. Außerdem, wenigstens taucht nicht noch irgendwo ein anderer Schlagerstar dieser Ära auf und trällert ein fröhlich' Lied, auch Blancola hält sich glücklicherweise hinsichtlich dessen zurück.

Dennoch gehört dieser Film ganz sicher nicht auf die Liste derer, die man unbedingt gesehen haben muss, und horrende Summen muss man für das Werk ganz gewiss auch nicht ausgeben, nur weil er aus verständlichen Gründen rar ist, denn er ist halt lange nicht mehr aufgelegt worden. Aber vielleicht kommt ja mal ein kleines feines Label wie X-Rated auf die Idee, "Lady Dracula" auf DVD zu releasen, oder irgendein Privatsender aus der zweiten Reihe (Kabel 1, Tele 5 oder so) bringt ihn in seinem Nachtprogramm (es ist ja bald und auch sonst alle Jahre wieder das auch in Deutschland immer populärer werdende Halloweenfest, anlässlich dessen man gern allerhand billiger Horrorfilme ausstrahlt), und so kommt halt auch der geneigte Fan und Sammler, der alles haben muss, in den stolzen Besitz des Filmes ohne dafür mehrere Ölfelder und Kupfermienen lockermachen zu müssen.

So etwas finden wir in der Vampireworld stets löblich und begrüßenswert, denn Eliten sind doof. Dieser Film zwar auch irgendwie, aber nicht so schlimm wie befürchtet und andere Filme sind auch doof. Und manche Filme sind richtig gut. Dieser aber nicht. Aber auch nicht so doof wie manch anderer. Und jetzt reicht's...




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