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Night of the Vampire Hunter
AKA: Nachtschatten, Night Shade

D, 2000, Farbe, 95 min

 
Regie: Ulli Bujard
Drehbuch: Nickel Keller
Produzent: Nicole Müller.
Kamera Herwig Bartalszky
Musik Guido Meyer de Voltaire
 
Selin Nicole Müler
Jens Feldner/ Henry Gloom Stefan "Cheesy" Keseberg
Arnold Zahn Alex Kaese

 


"Nachtschattent" - so heißt die neue Groschenroman-Serie, die gerade zum Kult avanciert und alle Rekorde dieses Genres zu brechen verspricht. Kein Wunder, ihr Schöpfer, der exzentrische sonnenbebrillte und in schwarzes Leder gewandete Henry Gloom, verpasste dem Vampirmythos eine ordentliche Frischzellenkur, wo zwar Kruzifix und Knoblauch den Blutsaugern nichts mehr anhaben können, großkalibrige Ballermänner oder lange Messer, also alles, was einen möglichst großen Blutschwall produziert, jedoch nicht die vernichtende Wirkung verfehlt. Glooms Vampire sind sehr wohl untot, allerdings nicht unsterblich, auf diese Weise entmystifiziert er Draculas Erben und hievt sie ins 21. Jahrhundert. Er persönlich glaubt aber nicht wirklich an Vampire, wird er in Interviews nicht müde zu betonen.

Was aber kaum jemand weiß: hinter der großspurigen (Kunst)Figur Henry Gloom steckt ein unscheinbarer junger etwas nerdig wirkender Mann namens Jens Feldner, der eine Kassenbrille trägt und daheim gern in Jeans und Flanellhemden rumläuft. Und als Jens Feldner glaubt er durchaus an Vampire, mehr noch, er lebt mit einem zusammen, denn seine Freundin Selin gehört zu dieser Spezies. Allerdings ist ihre Metamorphose noch nicht vollständig abgeschlossen, denn, so will es eine alte Legende, kann ein Infizierter erst dann gänzlich in das Reich der Nachtwesen eintauchen, wenn er einen Menschen gebissen und getötet hat. So lange dies noch nicht geschehen ist, befindet sich der Vampirisierte in einem Zwischenzustand und kann in sein normales Leben zurückkehren, wenn er seinen Vampirmeister, also den, der ihn zu dem gemacht hat, was er nun ist, tötet.

So macht sich Selin Nacht für Nacht auf um Vampire zu finden und zu töten in der Hoffnung, irgendwann hierbei endlich ihren "Meister" zur Strecke bringen zu können. Da den Leichnamen, die hernach gefunden werden, allerdings keine vampirischen Merkmale mehr anhaften, geht die Polizei von einem Serienmörder aus, dem so genannten "Nachtschwärmer", der seine Opfer scheinbar wahllos killt. Von diesem Doppelleben Selins ahnt allerdings auch Jens nichts, er wähnt Selin in einem Nachtjob im Fotolabor.

Als Selin bei einem Kampf mit einem weiteren Bluttrinker schwer verletzt wird, wird sie von dem zwielichtigen Arnold gefunden und gepflegt. Dieser verlangt von ihr im Gegenzug, sie möge auch ihn zu einem der ihren machen, doch Selin lehnt ab. Arnold heftet sich an ihre Fersen und erkennt schließlich, das sie der gefürchtete "Nachtschwärmer" ist und das alle ihre Opfer Vampire sind. Da für Arnold Vampire göttergleiche Wesenheiten sind, schwört er Rache: er verrät Selin an den Obervampir und verlangt zur Belohnung, endlich in dessen Kreise aufgenommen zu werden.

Als Selin endlich ihrem Erzeuger den Hahn ausdrehen kann und sich am Ende des finsteren Alptraums zu befinden glaubt, stehen bei ihr und Jens plötzlich Neuvampir Arnold und einige seiner Kollegen vor der Tür und haben nicht nur richtig Durst, sie sind auch noch unheimlich sauer wegen der "Nachtschwärmer"- Sache...

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Umpf, das ist ja mal eine Überraschung: da präsentiert uns eine kleine unabhängige Firma namens "Coffeebeans Entertainment" einen Low Budget Streifen, der ohne Kohle von einem großen Fernsehsender, ohne Zuwendung eines Landes, des Staates oder Fördervereins und ohne bekannte Stars, die aus einer karitativen Laune raus ihre schönen Gesichter werbewirksam in die Kameras hielten, auskommt, keine Abschlussarbeit von einer Filmhochschule ist und gar nicht erst vorgibt, ein ach so doll innovatives Kunstexperiment zu sein (um etwa auf diesem Wege um Aufmerksamkeit zu buhlen), ein Streifen also, der sich ganz und gar dem Independent-Gedanken verpflichtet zu fühlen scheint, was zwar hehr ist, auf dem Horrorfilm-Sektor aber mit Sicherheit nicht ganz unproblematisch, man denke hierbei nur an die vielen vielen schwachsinnigen dilettantischen spätpubertären Homevideos, mit denen uns junge "Splattergenies" gerade seit das Internet zum Massenmedium geworden ist, gern quälen. Puuuh...

Wo waren wir eigentlich? Ach ja, Überraschung...vielleicht ist Wundertüte sogar das bessere Wort für diesen Film. Man kauft sie für ein paar Cent, denkt, es sei ja eh nur Schrott drin, macht sie auf und hat dann doch irgendwie viel Spaß dabei. Genau so verhält es sich mit dieser Nacht des Vampirjägers. Kaum läuft der Film und man erkennt, mmh, hier wurde mit kostengünstigen 16mm Filmmaterial gearbeitet und nachsynchronisiert (na gut, wenigstens nicht mit einem billigen Camcorder), da stellt man auch schon fest, hey, der grobkörnige Effekt steht dem Film ja richtig gut! Und dann die Erkenntnis, boah, der Film spielt ja auch noch in Köln!!! (Ok, das ist 'ne lokale Überraschung, bringt aber einen kleinen Vampireworld-Bonus, he he!)

In der Folge wird klar, dass die komplexe Geschichte sehr raffiniert durchdacht ist und Regisseur Uli Bujard sich durchaus Zeit lässt, sie in Ruhe aufzubauen, sehr geschickt aber auch immer wieder das Tempo anzuziehen weiß. Besonders zum Finale hin wird es tatsächlich richtig spannend und rasant. Dennoch darf aber auch ein etwas zäher und behäbig inszenierter Mittelteil nicht ganz unerwähnt bleiben. Auch die Dialoge sind nicht immer ein Quell der Freude. Mitunter wirken sie in der Nachvertonung fast lustlos gesprochen, aber sie sind ja auch nicht unbedingt von Shakespearischer Tragweite.

Sowieso, restlos überzeugen können die meisten Darsteller nicht gerade, da sie leider doch etwas uncharismatisch daherkommen und zumeist eher den Eindruck einer Laienspielschar erwecken (was wohl auch zutrifft), doch dies ist in fast jedem Film dieser Preisklasse ein Problem, und gemessen an den meisten anderen Streifen dieser Art ist der "Nachtschatten" beinahe top besetzt. Vermutlich war es ohnehin Absicht, die Figuren so normal wie eben möglich anzulegen, was speziell bei den Vampiren - immer gesetzt den Fall, die Sache war so gedacht - zum Teil hervorragend funktioniert (auch wenn klar ist, dass hier so manch ein Zuschauer von den Normalo-Blutsaugern enttäuscht sein dürfte, weil er sich Vampire irgendwie erhabener vorstellt. So geht es ja auch dem Filmcharakter Arnold, der übrigens am Ende noch einmal für einen sehr bösen Gag herhalten muss.)

Lobend erwähnen muss man unbedingt die Spezialeffekte, die zwar mit viel Liebe zum blutigen Detail gestaltet worden sind (und dazu auch noch herrlich altmodisch, Vintage-Splatter wenn man so möchte), sich aber der Story angenehm unterordnen, womit klar ist, dass hier keine Effekthascherei betrieben wurde.

Man kann also das Team um Uli Burjard und Nicole Müller, welches den vollen Rahmen seiner Möglichkeiten ausgeschöpft hat, zum Gesamtergebnis durchaus beglückwünschen. Dennoch muss klar sein, das wir es hier nicht mit einem Cinemascope-Meisterwerk zu tun haben. Wer also eher dem Blockbuster-Kino zugetan ist, wird hier wahrscheinlich wenig Spaß haben. Auch Puritanern der gotischen Filmkunst würde ich eher abraten. Wenn also vielleicht "Interview mit einem Vampir" Dein Lieblingsfilm ist, wirst Du diesen Film wohl eher weniger mögen.

Betrachtet man aber den Aufwand, der betrieben wurde obschon kaum Geld zur Verfügung stand und darüber hinaus noch den originellen Ansatz mit den vielen kleinen Anspielungen, dann muss man ein Lob aussprechen, was wir auch gern mit einer Drei Fledermäusen Wertung honorieren möchten. Dies geht natürlich auch mit einer gewissen Erwartungshaltung für die künftigen Projekte der "Coffeebeans" einher. Wer weiß, vielleicht haben wir es hier ja mit der Geburtsstunde einer neuen Kultfirma zu tun.

Ursprünglich erschien "Night of the Vampire Hunter" übrigens unter dem Titel "Nachtschatten", der allerdings kurzfristig aus urheberrechtlichen Gründen geändert werden musste, was wohl zu einiger Konfusion führte. Doch da sei es drum!


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