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Nosferatu in Venedig   (OT: Nosferatu a venezia)
AKA Vampire In Venice

Italien, 1986, Farbe, 89 min
 
Regie: Augusto Caminito
Produzenten: Scena Film/Reteitalia S.P.A
Drehbuch Augusto Caminito
Musik: Luigi Ceccarelli
Kamera: Antonio Nardi
 
Klaus Kinski Nosferatu
Christopher Plummer Professor Catalano
Donald Pleasance Don Alvise
Barbara DeRossi Countess Helietta
Yorgo Voyagis  
Anne Knecht  

Nosferatu - Phantom der Nacht
Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens

Der in okkulten Dingen bewanderte Professor Catalano, eine Art moderner van Helsing, wird von der adeligen Familie Canins zur Karnevalszeit in die Lagunenstadt Venedig eingeladen. Die schöne Gräfin Helietta glaubt nämlich, auf ihrer Familie läge ein Fluch weil eine ihrer Vorfahrinnen etwas mit dem Untoten Nosferatu, dem Herren des Bösen, gehabt haben soll, und eben dieser, so denkt sie, läge in dem uralten versiegelten Sarkophag in ihrem Keller und schlummere dort, weil er ja nicht sterben kann. Catalano, ein Experte in Sachen Nosefratu, will dies nicht glauben, so wird eine Seance abgehalten um den Geist Nosferatus zu beschwören. Dieser wird auch tatsächlich erweckt (in einer grandios schlechten verschenkten Szene), befindet sich aber ganz woanders. Die letzten 200 Jahre hat sich der alte Nager nämlich durch ein Zigeunervölkchen gelutscht, das ihn als seinen Herrscher verehrt. Eine alte Zigeunerin offenbart Nosferatu das Gesicht der Gräfin Helietta, sofort macht sich der Blutsauger auf den Weg nach Venedig. Er vermutet in der Schönen die Frau, die ihn von seinem untoten Dasein erlösen wird, denn er kann nur sterben, wenn er sich mit einer Jungfrau vereint, die ihn reinen Herzens liebt.
Auf einer schwarzen Gondel kommt Nosferatu in Venedig eingefahren und macht sich alsbald an Helietta ran. Weder ihr Verlobter Barnabo, noch der Hauspfarrer Don Alvisc (Cameo von Gruselveteran Donald Pleasence) noch Catalano können verhindern, dass Nosferatu sich Helietta gefügig macht. Der Vampir entpuppt sich als resistent gegen nahezu alle bekannten Hausmittel, die seinesgleichen sonst schrecken, wie Sonnnenlicht oder Kruzifix, auch ein Schuß aus einer großkalibrigen Waffe, die dem Terminator alle Ehre gemacht hätte und ein kopfgroßes Loch in den Leib des Vampirs reißt, stoppt ihn nicht, Nosferatu holt sich Helietta. Doch ist sie nicht die Maid, durch die er sich in die ewigen Jagdgründe beischlafen kann. Dann halt nur beißen!
Die Jungfrau findet Nosferatu dann in Gestalt Heliettas kleiner Schwester Maria, die er vor dem Freitod rettet (peinliche Szene, der nächtliche Vampirflug über Venedig), diese will sich dafür ihm hingeben. Doch Barnabo beschließt sich die Seine wiederzuholen und auch das Fräulein Schwippschwägerin zu retten. Ein Pfahl durchs Herz oder ein Projektil aus Quecksilber, damit sollte man auch Nosferatus Ende besiegeln können. Er macht sich mit seinen Gefährten auf, das Versteck des Untoten zu finden und entdeckt es auch schließlich auf Venedigs altem Pestfriedhof.
Als Nosferatu bei seiner Maria gerade den Endspurt einlegen will, stürmen die Vampirjäger sein Gemach und ballern mit ihren Quecksilberkugeln drauflos, treffen aber leider nur seine Geliebte, die tot zusammenbricht. Der Vampir nimmt schreckliche Rache und tötet seine Widersacher grausig.
In der letzten Szene sehen wir dann, wie der Nosferatu seine nackte tote Geliebte durch ein nebeliges graues Venedig in der Morgen- (oder doch eher Abend-?)dämmerung trägt und wieder nicht sterben darf...


...och, der Arme, denken wir, hauptsächlich aber weil ein sichtlich in die Jahre gekommener Klaus Kinski noch so schwer schleppen muß für seine Gage!

Solltet Ihr der Meinung sein, das klänge jetzt irgendwie interessant, gar spannend oder Ihr vermutet, der Film sei eventuell sehenswert, weil der Oberweirdo dreier Jahrzehnte europäischen Kinos die Titelrolle spielt, so lasst Euch sagen, nein, nein, das ist nicht so! Der Film ist ein schwülstiger bis peinlicher, überfrachteter, pseudointelligenter Fetzen Eurotrash, der über den Titel versucht, eine Verbindung zum Herzogfilm von 1978 Nosferatu - Phantom der Nacht bzw. gar dem genialen Murnau Original Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens herzustellen, was aber von vornherein zum Scheitern verurteilt sein muß. Nehmen wir allein Kinskis Maske. War diese in Herzogs Film dem Original von Max Schrecks brillantem Make up aus den 20'ern noch relativ nachempfunden, so wurde hier entweder einfach gespart, in dem man Kinski nur eine zauselige schlechtsitzende Perücke aufsetzte und zwei Stiftzähne ins Gebiss schraubte, oder aber, ebenfalls nur eine Theorie, den Filmmachern wurde das Original Make up rechtlich schlicht untersagt, was gerade im Horrorkino nicht der erste Fall dieser Art wäre. Aber bestimmt sind das alles nur Mutmaßungen und in Wirklichkeit hat das alles viel tiefschürfendere Gründe, die wir nur nicht nachvollziehen können.

Überhaupt, Klaus Kinski, der Legende nach hatte er die Rolle ohnehin nur angenommen, weil die Geldgeber ihm zusagten, im Gegenzug sein Paganini-Projekt, das er in Doppelfunktion als Darsteller und Regiesseur realisieren wollte, zu finanzieren.

Auch hatte der wegen seiner legendären Tobsuchtsanfälle an Filmsets gefürchtete Mime sich während der Dreharbeiten mit Regiesseur Alan Cummings (niemand anderes als Produzent Augusto Caminito in seinem Debut als Regiesseur) derart verworfen, es soll gar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein, dass dieser keinen anderen Ausweg mehr sah, als seinem Kollegen Luigi Cozzi den Regiestuhl zu überlassen. Der konnte besser mit seinem schwierigen Star und den Film schließlich vollenden.

Doch das Ergebnis ist wie bereits erwähnt mehr als dürftig ausgefallen (man sollte noch die Adjektive konfus und langweilig hinzuziehen), daran änderte auch die veritable Starpower des Films, neben Kinski und dem schon angeführtem Donald Pleasence als Gaga Priester auch Italo Ikone Barbara de Rossi und als Catalano Christopher Plummer (Dracula 2000), nichts. Zusätzlich auf die Nerven geht der grässliche TamTam Soundtrack von Luigi Ceccarelli und dem gnadenlosen Synthiegniedelgriechen Vangelis, der sich offenbar für nichts zu Schade ist, Schüttel...

Einzig die ansehnlichen Aufnahmen der Lagunenstadt und die morbide Stimmung, die diese vermitteln, sind erträglich, der Rest ist, na ja, wir haben es ja bereits Kund getan...
Möge der Untote den ewigen Frieden finden und für immer ruhen und uns um Himmelswillen nicht mehr in solch gräuslichen Machwerken heimsuchen!


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 17.08.2003 Seitenanfang nächste Seite