Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Graf Dracula beißt jetzt auch in Oberbayern
AKA: Dracula blows his cool / Dracula sucks in search of juicy victims

D, 1979, Farbe, 90 min
 
Regie: Carl Schenkel (Carlo Ombra)
Drehbuch: Grunbach & Rosenthal
Produzent: Lisa-Barthonia
Kamera Heinz Hölscher
Musik Gerhard Heinz
 
Gianni Garko Stan/Graf Stanislaus
Betty Verges Graefin Olivia
Bea Fiedler  
Giacomo Rizzo Mario
Ralf Wolter  
Linda Grandier  

Stan, ein junger Fotograf und Abkömmling einer alten Adelsfamilie, plant mit Hilfe einiger verrückter Freunde aus dem Stammsitz seiner blaublütigen Sippe, einem veritablen Schloß, welches aber zu bewirtschaften Unsummen verschlingt, eine Discothek für die oberbayrische Dorfjugend zu machen. Sofort wittern die Moralwächter des streng katholischen Weilers den Sittenverfall und befürchten Sodom und Gommorha, zumal Stans Models vorzugsweise recht dürftig bekleidet durch den Freistaat hüpfen. Trotz aller Schwierigkeiten wird die Eröffnung des Lokals ein voller Erfolg. Was allerdings keiner ahnt, in dem alten Gemäuer gehen zwei Vorfahren Stans um, nämlich Graf Stanislaus und seine Gattin, zwei untote Vampire. Leider werden diese aber nicht so recht ernst genommen. Stattdessen beschließt Stan, aus der Situation so richtig Kapital zu schlagen und eröffnet in dem Schloß einen Hotelbetrieb. Die Touristen kommen in Scharen um sich von den Vampiren anknabbern zu lassen, der Rubel rollt ordentlich.

Doch dem Grafen und seiner Gattin, die zunächst von der Situation recht angetan waren, schließlich gibt es ja ständig frisches Blut, wird es allmählich zu bunt ständig den Tourischreck geben zu müssen, schließlich ist man ja ein ernstzunehmendes Monster, von edlem Geblüt gar, und nicht ein billiger Animateur im Robinson Club. Als die beiden letztlich entnervt die Flucht ergreifen, schwant Stan bereits der Untergang seines florierenden Unternehmens, doch die umsichtigen Vorfahren haben bereits für adäquaten Ersatz gesorgt...


Na klar, Sie ahnten es bereits, wir haben es einmal mehr mit einer Vampirfilmparodie zu tun (puuh, da bin ich ja mal haarscharf an dem garstigen Wort Horrorkomödie vorbeigeschrammt), die bereits durch ihren Titel gewisse Assoziationen weckt. Nein, wir meinen jetzt nicht die Erwähnung der Stokerschen Schöpfung, vielmehr bezog sich der Hinweis auf besagten Landstrich, in dem ja in ganz ähnlich angelegten Filmen schon ganz andere Wesen ihr Unwesen und es sonst auch reichlich trieben.

Hach, sind wir schlüpfrig, aber genau das trifft den Kern dieses Films. Man stelle sich die Schnittmenge des Humors aus Klimbim (aber weniger anarchisch), Nonstop Nonsens (aber ohne gespielten Witz) und solch filmischen Meisterwerken wie "Sunshine Reggae auf Ibiza" gepaart mit den "Tollen Tanten" und "Lass jucken, Kumpel" vor, dann kann man sich so in etwa ein Bild von diesem Softsex-Klamauk machen. Der eine wird nun begeistert "Kult!!!" schreien, der andere schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Mitte, denn einige der "Gags" verursachen körperliche Schmerzen, andere sind so alt und abgeschmackt, da sagt man besser gar nichts zu, mitunter ist aber auch durchaus mal ein Grinsen drin.

Das bei den Darstellern wieder die Riege der üblichen Verdächtigen mit von der Partie ist, ist logisch. Wer erinnert sich nicht gern an so große Namen wie Bea Fiedler, Ellen Umlauf und Dan van Husen? Und was wäre eine derartige Produktion ohne den unvermeidlichen Ralf Wolter? Fraglich eigentlich nur, wo Olivia Pascal, Karl Dall und vor allem Herbert Fux damals steckten, aber wahrscheinlich drehten die gerade auf Ibiza und konnten diesmal nicht dabei sein...

Interessant ist es auch, einmal einen genaueren Blick auf den Regiesseurs dieses Spektakels zu werfen. Laut Covertext soll hier ein gewisser Carlo Ombra in der Verantwortung stehen, doch sollte es bei diesem Namen nicht gleich klingeln, so ist das gar nicht schlimm, denn es handelt sich natürlich um ein Pseudonym, hinter dem sich am Ende niemand anders als Carl Schenkel verbirgt, der später große und vielgelobte Kinohits wie "Abwärts" mit Götz George und Hannes Jaennicke und "Knight Moves" mit Highlander Christopher Lambert fabrizierte. Nun ja, Anno 1979 wehte noch ein anderer Wind im deutschen Film, wo man Ergüsse wie diesen auch noch am ehesten im Bahnhofskinomillieu sah, aus heutiger Sicht wirken die Nacktszenen allerdings schon beinahe putzig, man sieht ja heuer weitaus gewagteres im Nachtprogramm der meisten Privatsender.

"Dracula in Oberbayern" ist nicht so grottig und zotig wie beispielsweise Helmut Förnbachers Beiß mich Liebling, dafür aber auch nicht so lustig wie Freddy Francis Gebissen wird nur nachts, um jetzt mal zwei vergleichbare Streifen zu listen. Sicher gibt es schlimmere Filme als diesen teilweise noch ganz unterhaltsamen Oberbayern-Ulk, andererseits wird auch kein noch so doofes Klischee gemieden, was mitunter doch etwas nervt.

Wer Tiefgang, Atmosphäre, gepflegten Grusel oder ähnliches erwartet, ist hier natürlich völlig falsch. Wer aber Filme mag, die in Oberbayern spielen, ähem, wird wahrscheinlich seinen Spass an Schenkels (passt ja irgendwie der Name) Film haben.

       


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 23.01.2004 Seitenanfang nächste Seite