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Planet der Vampire   (OT: Terrore Nello Spazio)
AKA: Planet of the Vampires, Demon Planet, The Haunted Planet, The Haunted World, The Outlawed Planet, Planet of Blood, The Planet of Terror, The Planet of the Damned, Space Mutants,Terror in Space, Schrecken im Weltall

Italien/Spanien, 1965, Farbe, 87 min

 

 
Regie: Mario Bava
Produzenten:  
Drehbuch: Callisto Cosulich, Alberto Bevilacqua, Antonio Roman, Rafael J. Salvia, Mario Bava
Musik: Gino Marinuzzi jr.
Kamera: Antonio Rinaldi/Mario Bava
 
Barry Sullivan Captain Mark Markery
Norma Bengell Sanya
Angel Aranda Wes
Evi Mirandi Tiona
Fernando Morales Dr. Karan
Ivan Rassimov Carter
Massimo Righi Sallis

Neulich im Weltraum ... Die beiden irdischen Raumschiffe Argos und Galliot sind in Sachen Forschung in Galaxien unterwegs, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat (oder waren das andere?), als sie ein Notruf von dem unerforschten Planeten Aura erreicht. Der Planet wird angesteuert, doch der Funkkontakt der beiden Schiffe zueinander reißt plötzlich ab. Damit nicht genug, setzt plötzlich eine ungemeine Anziehungskraft nahezu alle weiteren wichtigen Funktionen außer Kraft und die Argos, aus Sicht deren Crew wir die Geschichte erleben, wie die Galliot, stürzen auf den Planeten ab.

Außer dem heldenhaften Captain Markery scheint die gesamte Mannschaft der Argos bewusstlos, doch schon erwachen sie nach und nach wieder, nur um in besinnungsloser Wut über einander herzufallen. Dem Captain gelingt es, die Tobsüchtigen mit gezielten Hieben und Kicks wieder zur Vernunft zu bringen, anschließend kann sich keiner von ihnen an irgend etwas erinnern. Die Lage wird sondiert und scheint weitgehend normal. Das Schiff hat geringfügige Schäden ob der unsanften Landung davongetragen, ein sofortiger Start ist deshalb nicht möglich. Nun gilt es herauszufinden, a) wo ist die Galliot und wie steht es um sie und b) woher stammen die merkwürdigen Signale, die die Schiffe erst nach Aura führten?

Als ein Erkundungstrupp auf der unheimlichen und unwirtlichen Oberfläche des Planeten die Galliot findet, wird an Bord selbiger eine grausame Entdeckung gemacht: offenbar ist die gesamte Besatzung des Raumkreuzers tot und wie es zudem scheint, haben sich die Crewmen gegenseitig abgemurkst, wie es ja beinahe auf der Argos in ähnlicher Weise geschehen wäre. Da stimmt doch was nicht, orakelt man hier...mmmh...

Die Leichen werden begraben. Nachdem es den Männern der Argos gelingt, den versiegelten Kommandoraum der Galliot zu öffnen, entdecken sie weitere Leichen, als Captain Markery aber von der Argos auf die Galliot zurückkehrt, um die Angelegenheit persönlich in Augenschein zu nehmen, sind die Leichen plötzlich verschwunden. Die Lage wird zusehends gruseliger. Schließlich wird noch ein weiteres offensichtlich abgestürztes Schiff entdeckt, das eindeutig außerirdischen Ursprungs ist. Man findet skelettierte Überreste seiner einstigen Piloten vor, riesenhafte Wesen, die gut dreimal so groß wie Menschen waren. Was führte sie her? Was widerfuhr ihnen? Captain Markery möchte auf keinen Fall, dass es der Argos genau so ergeht wie diesen Unbekannten, doch an einen "Rücksturz zur Erde" (oder waren das auch andere?) ist so schnell noch nicht zu denken, denn es gilt ja noch, den alten Pott wieder in Schuss zu bringen.

Inzwischen haben sich die toten Galliot Leute in schönster Zombie-Tradition aus ihren Gräbern erhoben. Die Argos wird von den Untoten attackiert und ein Gerät namens "Meteor Rejector", ohne das an einen Start der Argos gar nicht zu denken ist (nee, ist klar), wird entwendet. Markery kann aber einen der Zombies stellen, und dieser tut überraschendes kund. Es handelt sich nämlich bei besagten Untoten um vom Geist der Ureinwohner Auras ferngelenkte Körper, eine höhere Macht hat sich der Leichname bedient, um von dem Planeten zu fliehen, der unbewohnbar für die Auraner geworden ist seit deren Sonne erloschen ist. Doch Markery denkt nicht im Traum daran, auf dem Planeten der Vampire (na ja) zu verweilen, während diese sich mit seinem "Meteor Rejector" auf und davon machen, kurz, das Ding muss zurück erobert werden.
So begibt man sich zur Galliot und ein finaler Kampf auf Leben und tot entbrennt.

Wird es Captain Markery gelingen, den Geisterwesen den Garaus zu machen? Denn was würde wohl passieren, wenn es den Auranern (bzw. deren Bewusstsein) gelänge, zur guten alten Mutter Erde zu schippern? Würden alle Menschen zu Zombies mutieren, die nur noch stoffliche Hülle für die außerirdischen Invasoren wären?
Wir werden es Euch nicht verraten...

...denn der nette Schlussgag soll noch unerwähnt bleiben, wenn er auch vielleicht nicht ganz so überraschend kommt wie erhofft, schließlich ist dies ja nicht der erste "phantastische Film" den Ihr / wir seht / sehen, und wir wissen ja alle um die teilweise recht eigenwilligen Spielregeln dieses Metiers.
Dennoch, starken Tobak hat uns Onkel Bava, Meister aller Klassen des europäischen Horrorkinos, hier vorgesetzt, und das in vielerlei Hinsicht. So weit uns bekannt ist, ist dies der einzige Ausflug in die unendlichen Weiten des Kosmos, den Bava je unternahm, und die fernen Welten, auf die er uns schickt, sehen dann auch aberwitzigerweise der Unterwelt in seinem leider nicht so tollen Sandalen / Vampir-Crossover Vampire gegen Herakles mächtig ähnlich. Wahrscheinlich hat Mario noch das eine oder andere Styroporgebilde im Keller / auf dem Dachboden aus jener Zeit entdeckt, man ist ja auch der Sparsamkeit verpflichtet, dazu noch gezielter Einsatz von Trockeneisnebel, möglichst wabernd, die üblichen bunten Lichter, und schon haben wir die perfekte Illusion eines Höllenplaneten vor Augen.

Ihr glaubt, ich mache mich lustig? Aber mitnichten doch!
Denn das, was hier so putzig klingt, wirkt am Ende tatsächlich ungemein atmosphärisch. "Planet der Vampire" ist tatsächlich einer der gruseligsten Science Fiction Filme überhaupt, auch und gerade wenn ich das jetzt in bestem altmodischen Sinne verstanden haben möchte, will sagen, kenne keinen anderen Sci-Fi-Film, der auch nur annähernd so von gotischer Atmosphäre durchdrungen wäre wie dieser. Typisch Bava eben. Die Art, wie er mit einfachsten Mitteln eine morbide, ja beinahe apokalyptische Stimmung erzeugt, bleibt unübertroffen. Es ist, als würde man auf der Kirmes eine Geisterbahn besuchen. Klar, wir wissen, dass das alles nur Pappdeckel und Glühbirnen sind, trotzdem mach es eine Mordsgaudi, hat man sich erst mal darauf eingelassen. Und wenn dann später im Film alles auch noch so farbenprächtig und irgendwie schaurig schön rüberkommt, dann jagt es garantiert die eine oder andere Gänsehaut über den Rücken.

Die eigenwilligen Future-Designs hingegen, das Innere der Raumschiffe z. B., das jeden "Raumkreuzer Orion" Fan zum schmunzeln bringen dürfte, und die bekloppten Gummifetisch-Anzüge mit Stehkragen und Sturmhauben, die die Damen und Herren Raumfahrer hier tragen, sind mit Verlaub doch etwas naiv geraten und über das Ziel hinaus, doch vielleicht trägt auch das wieder zu dem bei, was den Film so besonders macht. Böse sein kann man Mario deswegen jedenfalls nicht.

Der eine oder andere mag nun noch enttäuscht darüber sein, dass in dem Film kein einziger Vampir im herkömmlichen Sinne auftaucht. Hierzu sei anzumerken, zum einen kann man durchaus vampirische Elemente in dem Film nachvollziehen, wenn auch vielleicht nicht ganz so offensichtlich, aber was anderes machen die Geister / macht der Geist der Auraner, also jene körperlose Macht, mit den Menschen als es letztlich ein Vampir tut? Sie bemächtigt sich ihrer auf eine schmarotzende Art (wenn man so möchte) um selber am Leben zu bleiben und gibt den Verstorbenen eine Möglichkeit, zumindest ihren Körper auf einer anderen Daseinsebene über das Grab zu erhalten, ein Untotsein, eine Existenz, die sich auf dem Tod des Menschen begründet.

Zum Anderen ist der Titel "Planet der Vampire" oder "Planet of the Vampires" ja nichts anderes als reines Marketing, erdacht von Leuten, die sich mit der Anführung des Wortes Vampir im Titel ein paar schnelle Einspieldollars erhofften, da jene Wesenheiten inmitten der "Roaring Sixties" ja einen ausgesprochen lukrativen Quell an den Kinokassen (in den guten alten Zeiten vor Video- und DVD Vermarktungsrechten) bedeuteten.

Fassen wir zusammen: Bavas Film ist gekennzeichnet von beeindruckender Regiearbeit was Stimmung und Atmosphäre betrifft, die Story an sich ist sehr gut, bietet allerdings auch die eine oder andere logische Ungereimtheit (da gehe ich jetzt mal nicht näher darauf ein, Ihr findet es selber heraus), ist aber dennoch mit Sicherheit als Meilenstein des (bestimmt nicht nur europäischen) Sci-Fi-Films zu betrachten (siehe z.B. Satou Hajimes beeindruckenden Goke von 1969 und auf keinen Fall sollte man den Einfluss von "Planet der Vampire" auf Ridley Scotts "Alien" von 1979 unterschätzen, Scott verbeugte sich hier sehr tief vor Bava indem er ihn gleich mehrfach zitierte, dies übrigens sehr gelungen, wie der Rezensent findet, doch bitte bildet Euch hierzu ein eigenes Urteil), und dennoch machen auch wir keinen Hehl daraus, das auch uns in dem Fall was mit ein wenig mehr vampirischem gefreut hätte.
Doch ein guter Film bleibt ein guter Film, wenn auch mit leichten Abzügen in der B-Note, und wie mein alter Physiklehrer immer zu sagen pflegte: "Eine gute drei beinhaltet doch durchaus ein Lob."
Recht hat er!
Und Mario Bava bleibt sowieso der Meister aller Klassen, der Gigant des europäischen B-Movies.

       


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