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Schwingen der Angst   (OT: Nightwing)
Aka: Alas en la noche

USA, 1978, 103min,

 
Regie: Arthur Hiller
Drehbuch: Martin Cruz Smith, Steve Shagan, Bud Shrake
literarische Vorlage: Martin Cruz-Smith
Musik: Henry Mancini
Kamera: Charles Rosher Jr.
 
Nick Mancuso Youngman Duran
David Warner Phillip Payne
Kathryn Harrold Anne Dillon
Stephen Macht Walker Chee
Strother Martin Selwyn
George Clutesi Abner Tasupi
Ben Piazza Roger Piggott

Der junge Indianer Duran, Stammesdeputy in einem ärmlichen Reservat irgendwo im tiefsten Südwesten der USA, ist schlecht gelaunt. Nicht genug, dass seine Freundin, die Krankenschwester Anne Dillon, in die nächste Großstadt abdampfen will um eine bessere Ausbildung zu erhalten und er sich mit einem Ölkonzern herumschlagen muß, der in den heiligen Canyons seines Volkes nach der braunen Brühe bohren will, da stirbt auch noch sein Freund, der Schamane Abner, ein mächtiger Priester seines Stammes. Vor seinem Tod erzählt er Duran noch, er habe einen uralten Kult beschworen. Er habe "den Kreis geöfnet", nun wird die Welt, wie man sie kennt, untergehen, dies sei die einzige Chance, wie ihr Volk überleben könne.

Seltsame Ereignisse häufen sich. Tote Tiere mit nie gesehenen Bisswunden und auffälligem Amoniakgeruch werden entdeckt, niemand kann sich einen Reim auf die Sache machen, da taucht der britische Vampirfledermausexperte Phillip Payne im Reservat auf und erklärt, die blutsaugenden Flughunde seien der Grund für die toten Tiere. Schon bald würden riesige Schwärme über die Dörfer und Städte der Region herfallen und alles töten, ws ihnen in den Weg kommt, Außerdem übertrügen die Nager auch noch die Beulenpest.
Durans Freundin Anne hat sich indes mit einer kleinen Gruppe christlicher Camper (kein Witz) zu einem Ausflug in die Wüste aufgemacht. Des nachts geschieht entsetzliches: ein gigantischer Schwarm der bissigen Vampire fallen über die frommen Männer und Frauen her, nur Anne kann sich retten, doch Auto und Funkgerät sind zerstört und die Wasservoräte neigen sich dem Ende entgegen. Glücklicherweise entdecken Payne und Duran sie kurz vor dem Verdursten während die Wüstensonne gnadenlos auf sie herniederbrennt.

Gemeinsam rücken sie nun den Fledermäusen zuleibe. Sie finden die Biester in eine der vielen Höhlen des heiligen Canyons, wo sie am Tage kopfüber unter der Decke hängen und schlummern und wahrscheinlich gerade von grässlichen Greueltaten süß träumen. Es könnte alles so einfach sein, doch wie das in solchen Filmen halt immer so ist, geht schief, was nur in die Hose gehen kann und unsere Helden müssen verzweifelt um ihr Leben kämpfen. Als am Ende dann alles in Schutt und Asche geht und im Feuer versinkt, scheint sich die Prophezeiung des Schamanen Abner doch noch erfüllt zu haben, doch wenigstens fallen auch die saugenden Plagegeister den Flammen zum Opfer.
Klappe zu, Fledermaus tot.


"Schwingen der Angst" ist ein typisches Kind seiner Zeit. Die ausgehenden Siebziger waren geprägt von Zukunftsängsten, Umweltverschmutzung machte erstmals als großes Thema die Runde, Ölknappheit, Energiekrise, Wettrüsten der Supermächte - all dies schuf einen Geist esoterischer Endzeitstimmung, der sich natürlich auch in Hollywood niederschlug. Es gab ganze Serien von Filmen, in denen die Natur in Form irgendwelcher wildgewordenen mörderischen Kreaturen zurückschlug um dem Menschen, der Wurzel allen Übels, seine Grenzen aufzuzeigen, oder aber irgendwelche Naturgeister / Dämonen / Mächte uralter Kulte in das Leben der Gegenwart einbrachen um alte Ordnungen wiederherzustellen. Manche dieser Filme drohten dabei oberlehrerhaft mit dem Zeigefinger, andere waren nur reißerisch, wenige gelungen (Spielbergs "Weißen Hai" würde ich da als ein solches Beispiel anführen), einige spezielle versuchten sich eher esoterisch an indianischer Mythologie mit viel Hokuspokus und gaukelten gar vor, einen gewissen Anspruch auf Zivilisationskritik zu erheben, wobei sie vielleicht sogar die heutige Situation der amerikanischen Ureinwohner gar nicht mal unauthentisch darstellen, allerdings zumeist nur, um dies dann letztlich sensationsgeil in der Beschwörung ihrer vermeintlichen alten Religionen (oder was die Filmemacher dafür hielten bzw. dem Publikum als solche verkaufen wollten) auszubeuten. Öko-Horror, der aber letztlich doch nur dem Gott Mammon gewidmet ist. Gute Beispiele hierfür sind "The Manitou" von William Girdler, John Frankenheimers "Prophecy" oder eben "Schwingen der Angst", die alle zwischen 1977 und 1979 entstanden sind. Hier soll es aber um letzteren gehen.

Die Karriere des Regiesseurs Arthur Hillers, der 1970 für den Überschmalzfetzen "Love Story" gar einmal für den Oscar nominiert war, befand sich 1979 bereits mächtig im Taumeln, da wurde ihm das Drehbuch zu "Nightwing", so der Originaltitel, angeboten. Die literarische Vorlage hierzu stammte von einem jungen hoffnungsvollen Autor namens Martin Cruz-Smith, der ja bekanntlich wenige Jahre später mit dem Roman "Gorki Park" in die Oberliga der Thrillerautoren aufsteigen durfte, 1979 aber noch recht unbekannt war. Cruz-Smith lieferte auch das Origibnaldrehbuch, das allerdings auf Betreiben der Produzenten von den Drehbuchprofis Bud Shrake und Steve Shagan zunächst mal gewaltig umgeschrieben wurde. Doch Cruz-Smith akzeptierte und sah seinen Anspruch nicht gefährdet, allein Hiller kriegt die Geschichte absolut nicht in den Griff.

Seine Regie ist gelinde gesagt schwach bis grässlich. Der Aufbau der Story ist lahm und unlogisch. Über weite Strecken zieht sich der Film wie Kaugummi. Zudem kann sich Hiller absolut nicht entscheiden, ob er nun ein kritisches Drama (gescheitert), einen spannungsreichen Horrofilm (gescheitert) oder einfach nur einen spirituellen Firlefanz (noch am ehesten) inszenieren wollte. Entsprechend halbgar ist das Ergebnis.

Seine beiden Hauptdarsteller Nick Mancuso und David Warner lässt er scheint's machen was sie wollen, und da die beiden ganz offensichtlich nicht all zu viel Lust auf den Film hatten, wollten sie wohl auch nicht viel. Dabei können die beiden es doch eigentlich! Egal...

Zum Schenkelklopfen sind auch die Spezialeffekte: eine Mischung aus mechanischen Gummifledermäusen und ganz und gar billigen am Blue Screen entstandenen Einspielungen, die nun wirklich niemanden erschrecken können.

Atmosphäre, Spannung oder einfach nur gut erzählte Geschichte? Fehlanzeige. Umständlich baut Hiller die Geschichte auf und braucht 101 Minuten bis zum großen (geht so) Finale, dabei hätten insgesamt 15 Minuten völlig gelangt, denn wir wissen ohnehin am Ende nicht, ob die Vampire den Beschwörungen des alten Schamanen entsprangen, ob das alles nun Zufall ist oder ob vielleicht irgendeine Katastrophe der Invasion zugrunde lag. Wollen wir das eigentlich wissen? Nee, dafür ist der Film eigentlich viel zu langweilig.

Wenigstens werden gute Bilder der faszinierenden amerikanischen Wüstenlandschaft gezeigt, aber dafür hätte man sich sicherlich auch irgend eine Dokumentation im Fernsehen (vielleicht auf einem dritten Programm?) oder eine der modernen Multimedia-Diashows ansehen können, mit denen Reiseautoren heutzutage so über die Dörfer tingeln.
Wer einen rasanteren Film über mörderische Fledermäuse sehen will, der greife zu Louis Morneaus Bats - Fliegende Teufel von 1999, der immerhin ein solider B-Film ist.
Hillers Film ist (Achtung, bitte sich Homer Simpsons Stimme vorzustellen) "Laaaaaangweilig....."




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