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Der Vampir aus dem All   (OT: Not of this Earth)

USA 1988, Farbe, 78min
 
Regie:

Jim Wynorski

Drehbuch: R.J. Robertson & Jim Wynorski
Kamera:  
Musik: Chuck Cirino
Produzent: Jim Wynorski, Murray Miller
 
Nadine Story Traci Lords
Der Außerirdische Arthur Roberts
Jeremy Lenny Juliano
Harry Roger Lodge
Dr. Rochelle Ace Mask

Ein seltsam anmutender Man in Black erscheint ganz stilecht mit Sonnenbrille in Dr. Rochelles Praxis und verlangt von Krankenschwester Nadine eine sofortige Bluttransfusion. Für Tests und all so Zeugs habe er keine Zeit, er sei ein schwerkranker Mann und wolle einfach nur das Blut. Als Dr. Rochelle erscheint, murmelt der Mann, der sich als Mr. Johnson vorstellt, er habe Blutgruppe 0. Rochelle bleibt weiter misstrauisch, so muss Johnson tiefer in die Trickkiste greifen und manipuliert den Medizinmann mittels seiner mentalen Fähigkeiten, denn was weder Rochelle noch Nadine ahnen, Johnson entstieg in der Pre-Title-Sequenz einer fliegenden Untertasse. Er ist ein Abgesandter eines weit entfernten und hoch technologisierten Planeten, auf dem aber dummerweise schon seit ewiger Zeit ein Krieg tobt, der die Bevölkerung permanenter radioaktiver Bestrahlung aussetzt, was sich wiederum negativ auf den Lebenssaft der Aliens auswirkt: ihr Blut zersetzt sich ständig und in immer höherer Geschwindigkeit. Gibt es keinen Nachschub mehr, ist Johnsons Welt dem Untergang geweiht. Dies allerdings bindet er uns primitiven Erdlingen nicht auf die Nase, schließlich ist er hier, um herauszufinden, ob unser menschliches Blut kompatibel ist für seine Rasse. Sollte dies zutreffen, zieht man eine Eroberung des Planeten Erde in Betracht, was zumindest mal vorläufig die extraterrestrische Vorratskammer wieder auffüllen würde.

Dr. Rochelle attestiert Johnson eine schwere Blutkrankheit. Mittels seiner manipulativen Fähigkeiten "überredet" der Fremde Schwester Nadine vorrübergehend bei ihm einzuziehen, um ihm die nötigen Bluttransfusionen zu verabreichen. Gesagt, getan, noch am selben Tag bezieht Nadine in Johnsons riesigem Anwesen Quartier. Dort trifft sie auch auf Jeremy, einen Kleinkriminellen, der von Johnson als Faktotum angestellt wurde. Zwar ist Nadine über die Annäherungsversuche des jungen Mannes nicht very amused, dafür weiß er aber allerhand über den zwielichtigen Johnson. All zu mysteriöses geht nämlich in dem großen alten Haus vor sich. Leute verschwinden offensichtlich, und den Keller des Hauses darf niemand betreten.

Natürlich betreibt Johnson dort unten ein geheimes Labor, in dem er mit menschlichem Blut experimentiert. Zudem gibt es in seinem Arbeitszimmer eine Art Dimensionstunnel (für dessen Gestaltung weder Kosten noch Mühen gescheut und glatt fünf oder sechs blaue Neonröhren im Baumarkt gekauft wurden), durch den er Kontakt zu seiner Heimatwelt aufnehmen kann. Sogar interstellare Reisen sind mit dem dollen Gerät möglich (fraglich nur, weshalb Johnson dann per UFO auf die Erde kam). Als sich eine Stripteasetänzerin in der Haustür irrt, schickt Johnson diese durch den Tunnel zu seinem Planeten, quasi als Appetithäppchen.

Schließlich kommt eine weitere Besucherin von Johnsons Heimatwelt durch den Tunnel und berichtet, dass die Zeit dränge. Auf dem Planeten herrsche Chaos und Anarchie, die Ordnung ist nicht länger aufrecht zu halten, das Volk lechze nach Blut. Auch die Fremde benötigt dringend eine Infusion, so brechen sie und Johnson in Rochelles Praxis ein und stehlen eine Konserve, die aber dummerweise eine mit Tollwut infizierte Probe enthält (wobei Johnson eigentlich in seinem Keller über genügend eigene Konserven verfügt, aber wozu schon die Logik bemühen?). Nun läuft die tolle Tante Amok. Zu aller erst metzelt sie eine Streetgang nieder, dann versucht sie einer anderen jungen Dame an die (Reiz)Wäsche zu gehen. Schließlich bricht die Alien-Braut zusammen und landet - natürlich - auf dem Untersuchungstisch von Dr. Rochelle. Nun ist aber echt klar, hier läuft etwas oberschräges.

Als Johnson Nadine beim rumschnüffeln entdeckt, beschließt er, sie ebenfalls durch den Lichttunnel zu schicken.
Können Rochelle und der Cop Harry, der in Nadine verliebt ist, diese noch rechtzeitig vor der Abreise zum Planeten der Vampire retten?

Falls irgendwem die Geschichte bekannt vorkommt, so muss dies nicht weiter verwundern, denn die Story, die auf einem Originaldrehbuch von Charles Griffith und Mark Hanna basiert, wurde schon mehrfach verfilmt. Erstmals 1958 von Roger Corman (wem wohl sonst?), der bei vorliegender Version von 1988 als Präsentator fungierte, den Stoff aber 1995 erneut selber verfilmte (mit Michael York in der Hauptrolle.) Zu guter letzt wurde die Story leicht abgewandelt unter dem Titel "Star Portal" 1998 ein viertes (und bislang letztes) mal verbraten, Regisseur hierbei war, wer ahnte es nicht?, Roger Corman. Wie heißt es doch immer so schön, Geiz ist geil, wozu auch ständig neue Drehbücher kaufen, wenn man doch schon eines hat?

Die hier besprochene 1988'er Version von Jim Wynorski beruht übrigens tatsächlich auf einer Wette, die Corman mit Wynorski abschloss. Dabei ging es darum, das Wynorski behauptete, er könne genau wie weiland Corman himself auch Anno 1988 noch die Geschichte binnen einer Woche für Cormans damaliges 58'er Budget von nicht mehr als 100.000 $ im Kasten haben. Nun, es gelang ihm, und davon merkt man als Zuschauer auch eine ganze Menge. Wir wissen nicht, wie hoch der Wetteinsatz gewesen ist, Tatsache ist aber, dass der Film ein hübsches Sümmchen in Cormans Kasse brachte (schließlich durfte dieser den Film vertreiben), was aber wohl eher nicht an der ausgefuchsten Story oder aber den bahnbrechenden Spezialeffekte wie der edlen Ausstattung (grins!!!) gelegen haben wird, sondern viel eher auf das Mitwirken seiner populären Hauptdarstellerin zurückzuführen ist. Diese ist niemand geringeres als die Ex-Porno Aktrice Traci Lords in ihrer ersten "seriösen" (höhö!) Rolle. Bekannt geworden ist sie hauptsächlich durch den Umstand, das sie bei ihrem Ausstieg aus der Horizontalbranche erst 19 Jahre alt war, was bedeutet, das eine Vielzahl ihrer Frühwerke zu einer Zeit entstanden ist, als Mademoiselle selber noch reichlich frühreif, keineswegs aber volljährig war. Dies führte zu allerhand bösen Diskussionen und letztlich zu einer riesigen Prozesslawine. Miss Lords indes konnte diese Publicity natürlich nur Recht sein, der Karriere war's auf jeden Fall dienlich. Auch wenn es inzwischen ruhiger um sie geworden ist, so kann sie sich dennoch gegenwärtig, inzwischen Mitte Dreißig, nicht über mangelnde Beschäftigung (im B-Filmsektor) beklagen.
Man sollte noch hinzufügen, dass Traci Lords ihren Job in "Not of this Earth" auch durchaus ganz passabel machte, was schon ein wenig verwundert, denn die meisten Darstellerinnen aus dem Adult-Fach werden ja eher selten wegen ihrer schauspielerischen Talente angeheuert...

Tracis Ensemblekollegen allerdings sind fast ausnahmslos überfordert, speziell Roger Lodge als Motorrad Cop Harry und Lenny Juliano, der den nervenden Jeremy beinahe unterirdisch schlecht spielt (na ja, aber ist ja auch eine undankbare Rolle.) Arthur Roberts und Ace Mask geben dann wieder ganz passable Darbietungen, wenn auch ihre Parts nicht viele Möglichkeiten bieten, sonderlich darin zu glänzen.

Insgesamt ist der Film dann aber gar nicht mal so schlecht wie erwartet. Eigentlich ist er sogar über weite Strecken ganz unterhaltsam, sieht man mal von den üblichen B-Film Problemen ab. Ob Wynorskis Version der Geschichte dem Corman'schen Original gleicht und wenn ja, in wie fern, kann leider in Unkenntnis der anderen Verfilmungen nicht nachgehalten werden, allerdings lassen weder Drehzeit noch die paar Penomsen Budget auf besondere Modifizierungen der Vorlage schließen. Macht ja auch nichts, denn hier liegt sogar der eigentliche Charme des Films, denn Wynorski traf ziemlich genau das Autokino-Horror-SciFi-Trash-Feeling der 50'er Jahre Amerikas. Ob sein Film auch in der Zeit spielen soll oder doch eher in der (damaligen) Gegenwart (ist ja auch schon wieder mehr als 15 Jahre her!) lässt sich allerdings nicht ganz nachvollziehen, denn ein Großteil der Ausstattung (allein schon die Fahrzeuge und besonders die Laboreinrichtungen mit den typischen bunten Blubbergläsern) spräche dafür, einige der Outfits eher wieder dagegen, aber letztlich ist das ja auch ganz egal.

Nicht unerwähnt bleiben sollte noch der Vorspann, für den Wynorski scheinbar Cormans gesamtes Archiv plünderte und schmerzfrei einfach allerhand Szenen mit den billigsten Monsterfiguren, die Filmfan sich vorstellen kann (und die freilich mit der Handlung dieses Films so viel zu tun haben wie der 1.FC Köln mit dem Gewinn des deutschen Meister Titels) aneinander montierte. Was das soll? Nun, eine Hommage an Cormans Schaffen?
Ach was! Wie war das noch mit dem Geiz?

Aber das geht ok! Der Film auch. Er wird wohl kaum jemals in den Verdacht geraten, ein Meisterwerk zu sein, für einen okayen Videoabend reicht's aber, zumal auf der deutschen MGM/UA Homevideo VHS noch als Bonus ein recht lustiger "Tom und Jerry" Cartoon zu sehen ist. Hat zwar nichts mit dem Film zu tun, finde ich aber cool.



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