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HR Giger's Vampirric (2) - Der Vampyr

Buch Thomas LIgotti, Horacio Quiroga
Produktion und Regie

Lars Peter Lueg

Kategorie Hörbuch
Länge 73 Minuten
Produktionsjahr 2004
Studio LPL Records
ISBN-Nummer 3-86552-000-6
Erzähler Helmut Krauss
Vorwort: HR Giger
Ansage Torsten Michaelis
Jingle David Nathan

Grandiose Vampir-Stories, ausgewählt und mit einem Vorwort von Oscar-Preisträger und Alien-Schöpfer HR Giger höchstpersönlich. Ein Genuss für Freunde surrealer Klangwelten. Gelesen von den besten Sprechern Deutschlands. Einzigartig: HR Giger spricht das Vorwort selbst!

In dieser Folge finden Sie die Vampir-Geschichten:

LEONHARD STEIN: DER VAMPYR
AMELIA REYNOLDS LONG: DER UNTOTE

Gelesen von Helmut Krauss
Helmut Krauss ist seit Jahrzehnten ein viel beschäftigter Schauspieler. Sie kennen ihn als einen begnadeten Sprecher für fessende Hörspiele & prickende Literatur. In Hollywoold-Filmen schenkt er Marlon Brando & Samuel L. Jackson sonore und beeindruckende Stimmen. Sein männlicher Sound lässt jeden Kino-Saal erbeben.

Ähnlich wie beim ersten Teil der vom schweizer Künstler HR Giger präsentierten und überaus gelungenen Hörbuchreihe Vampirric werden uns auch hier zwei Geschichten vorgelesen. Zum einen "Der Vampyr", welche der wenig bekannte Autor Leonhard Stein im Jahre 1918 veröffentlichte, sowie der Erzählung "Der Untote" der Schriftstellerin Amelia Reynolds Long aus dem Jahre 1934, der bislang einzigen Geschichte der Serie, die aus der Feder einer Frau stammt.

Der Vampyr
Hermann Samassa ist ein äußerst gutaussehender Büroangestellter, dem scheinbar alles gelingt und der sich in seinem Erfolg und Ansehen sonnt. Gern genießt er gutes Essen, erlesene Weine und Zigarren, teure Kleidung und gutes Aussehen sind ihm wichtig. Seine Verlobte Clara scheint dem verwöhnten Unsympathen ebenfalls mehr Schmuck denn geliebte Gefährtin zu sein.

Eines Tages stellt ihm sein Vorgesetzter eine neue Schreibkraft vor, eine hässliche Frau mit strähnigen roten Haaren, eingefallenen bleichen Wangen, wässrigen grünen Augen und gar einem kleinen Buckel. Samassa fühlt sich abgestoßen von ihr und ist entsetzt, als sie sich ihm zu nähern versucht. Als er nach einem vergnügten Abend mit Clara in seine Wohnung zurückkehrt, muss er feststellen, dass das "unmögliche Weib" unglaublicherweise auch noch im gleichen Haus wohnt wie er selber. Da geschehen des Nachts seltsame Dinge. Die Rothaarige erscheint Samassa in dessen Schlafzimmer, stößt einen ekelerregenden langen Eckzahn in seine Brust und trinkt sein Blut.

Am nächsten Morgen erwacht Samassa völlig ausgelaugt und kränklich, doch im weiteren Verlauf des Tages glaubt er die Ereignisse der vergangenen Nacht nur geträumt zu haben und führt es auf eine leichte Lebensmittelvergiftung zurück. Doch die Heimsuchungen gehen Nacht für Nacht weiter. Während Samassa rasch zusehends verfällt, wird die unansehnliche Frau Tag für Tag attraktiver. Um sein tödliches Schicksal abzuwenden, bietet Samassa dem Vampyr schließlich als Ersatz seine Clara feil...

Der Untote
In der zweiten Geschichte des Hörbuchs begegnen wir dem adeligen Henry und seinem im Sterben liegenden älteren Bruder James. Der eröffnet Henry, er werde den Titel des Barons und den Familienstammsitz nur dann erben, wenn nicht binnen sechs Monaten der verschollene ältere Halbbruder George erscheinen würde und seinen Anspruch geltend mache. Täte er dies nicht, so sei er wohl inzwischen tot und Titel wie Besitz gingen an Henry über. Schließlich ringt er dem jüngeren Bruder noch das Versprechen ab, seinen Körper nach dem Tode nicht einzuäschern.

Kurz nach der Beisetzung James' erscheint tatsächlich der lange verschollene George, der Henry vom ersten Augenblick an unheimlich ist, wie er so dasteht in seinem langen schwarzen Mantel und beinahe wie ein fahler, unheilbringender Wiedergänger vom verstorbenen James wirkt. Er werde den Turm bewohnen, bemerkt der Unheimlich und ward fortan nur noch äußerst selten gesehen. Dafür häufen sich fortan die unerklärlichen Todesfälle in der Gegend, einher damit erlebt Henry ein immer stärker werdendes Gefühl der Beklemmung, ja nahezu ein Alpdruck.

Verzweifelt wendet sich Henry an seinen alten Freund Michael, der ihm auch gleich beisteht. Gemeinsam stoßen die Männer auf ein schreckliches Geheimnis...


Gerade diejenigen unter Euch, welche die Teile drei und vier der Serie bereits kennen, namentlich Der Horla und Das Grabmal auf dem Pere Lachaise, welche von den wunderbaren David Nathan und Torsten Michaelis famos dargeboten werden, wissen um die außergewöhnliche Qualität der von HR Giger präsentierten Audiobook-Reihe Vampirric. Sorgfältig ausgewählte klassische Vampirgeschichten, welche auf diesem Wege lobenswerterweise im einen oder anderen Falle der drohenden Vergessenheit entrissen worden sind (was zweifellos auf die beiden Stories dieser Ausgabe zutrifft), die von der ersten Garnitur deutscher Stimmbandvertretungen gelesen werden (sicherlich ein klassischer Synergieeffekt, von dem sowohl die Verlage, die mit der Popularität der bekannten Stimmen werben können, wie die Sprecher selber, die sich über das Zubrot durch die immer populärer werdenden Medien Hörbuch / -spiel nicht beklagen werden, was haben) garantieren die Gänsehaut für die Ohren, die der LPL Verlag sich auf die Fahnen geschrieben hat.

Vorliegende CD ist die Nummer 2 der bislang erschienenen vier Titel (welche allerdings alle zeitgleich auf den Markt losgelassen worden sind) und der erste Tonträger der Reihe, den der Rezensent (im folgenden ich genannt, hi hi) hört, welcher zwei Geschichten enthält, die mir darüber hinaus auch noch völlig unbekannt waren. Eine Premiere also. Der Vortragende ist diesmal der verdiente Mime und Synchronsprecher Helmut Krauss, ein Souverän, der seit Jahrzehnten im Geschäft ist und seine markant männlichen Stimmbänder synchron zum Beispiel an Titanen wie Marlon Brando verlieh. Der Mann hat eine echt tolle Stimme, der man gern zuhört, allerdings, das muss ich fairerweise zugeben, sagten mir die Vorträge seiner jüngeren Kollegen Nathan und Michaelis noch ein wenig mehr zu als sein sonores Brummen. Dennoch, keine Frage, Krauss macht auf jeden Fall einen überzeugenden Job und weiß an manch einer Stelle sehr wohl das Gruseln zu lehren, was in besonderem Maße auf seine Performance in der zweiten Geschichte zutrifft. Sehr klasse!

Kommen wir zu den Geschichten selber, die auf diesem Audiobuch recht unterschiedlich ausfallen, nicht unbedingt qualitativ, sondern eher literarisch betrachtet. "Der Vampyr" - die Geschichte sollte übrigens weder mit Polidoris berühmter Erzählung noch mit einer etwaigen Vorlage zu Carl Theodor Dreyers Film Vampyr verwechselt werden (dem im übrigen ohnehin LeFanus "Carmilla" zugrunde liegt) - von Leonhard Stein, übrigens einem großem Unbekannten der deutschen Phantastik des frühen 20. Jahrhunderts, möglicherweise war der Name ein Pseudonym, welches der Autor einem bayerischen Gipfel der Voralpen entlieh (und das steht nur hier!), steht ein wenig in der Tradition von bedeutenden deutschsprachigen Autoren seiner Zeit wie etwa Franz Kafka oder Gustav Meyrink, die stets nicht nur von der beklemmenden Situation ihrer Protagonisten berichteten, sondern damit auch stets eine subtile Kritik an ihrer Zeit und der "modernen" Gesellschaft wie der damit einhergehenden Entfremdung des Menschen von sich selber verbanden, einer Kritik, die bestimmt auch heute noch Bestand hat.

Stein lässt seine Hauptfigur, die bestimmt kein Held ist und wohl auch nicht zufällig Samassa heißt (da gab es doch mal eine Gestalt in einer recht ähnlich angelegten Geschichte, die auch eine grauenhafte Metamorphose durchleben musste, die hieß doch irgendwie ganz ähnlich...Samsa, oder so, etwa nicht?) dem sicheren Untergang entgegen gehen, zwar führt ihn eine ja irgendwie fast traditionelle "Märchenfigur" dahin, ein Vampyr nämlich, aber ein solcher, der / die für seinen Lebensunterhalt ebenfalls schuften muss. Scheiß Fortschritt.
Eine verdammt gute, finstere Geschichte.

"Der Untote" ist eher eine typisch amerikanische Gothic Novel der klassischen Art a la Universal, also eine Schauergeschichte der traditionellen Weise mit allen bekannten Versatzstücken; ein vererbtes und scheinbar verdammtes Schloss, ein Familienfluch, ein adeliger Held in Not, viktorianisches Ambiente und behäbiges Erzähltempo. Aus heutiger Sicht wirkt Amelia Reynolds Longs Geschichte dann auch hoffnungslos altmodisch und vom Tempo her gediegen, zumal man nicht unbedingt mit nennenswerten mentalen Gaben gesgnet sein muss, um herauszufinden, wer denn nun wirklich der Vampir ist. Dennoch vermochte die Schriftstellerin, eine Amerikanerin, welche überaus produktiv in ihrem Tun war und über 100 Kurzgeschichten und mehr als 200 Gedichte hinterließ und darüber hinaus auch noch als Autorin für das amerikansiche Fernsehen tätig war, eine meisterlich finstere Atmosphäre zu schaffen. Wie ich schon sagte, wir sprechen hier von einer klassischen "Gruselgeschichte", einer mit Schimmel und Mauerzinnen und verhuschten Schatten und einem klassischen Bela Lugosi Style Vampir.
Das gefällt mir!

Beide Stories sind auf ihre Art meisterhaft und beweisen einmal mehr den Ausnahmestatus der gesamten Produktion:

Gänsehaut für die Ohren!



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