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Der kleine Vampir

Untertitel  
Autor Angela Sommer-Bodenburg
Kategorie Roman
Seitenzahl 128
Format Paperback
deutsche Übersetzung  
Erstveröffentlichung 1979
Verlag Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN-Nummer 3-499-202166

Anton liest für sein Leben gern Gruselgeschichten - vor allem über Vampire. Denn die sind ja bekanntlich besonders gruselig mit ihren langen, nadelspitzen Eckzähnen.Von einem Vamir wie Rüdiger aber, der eines Nachts bei ihm auf dem Fensterbrett hockt, hat Anton noch nie gehört. EIn richtig netter Vampir ist das, der ebenso gern liest wie er. Sogar spielen kann man mit ihm, "Vampir-ärgere-dich-nicht" zum Beispiel. Wenn nur Rüdigers immer hungrige Tante Dorothee nicht wäre. Nur mit knapper Not kann Anton ihr entwischen. Und wenn doch bloß seine Eltern nicht so neugierig wären. Wie soll Anton ihnen erklären, warum sein neuer Freund nie den schäbigen schwarzen Umhang ablegt, immerzu eine Hand vor den Mund hält und dazu noch so merkwürdig riecht?

Anton Bohnsack ist ein aufgeweckter und fantasiebegabter Großstadtjunge, dem es Gruselgeschichten und Vampire besonders angetan haben. Ein richtiger Experte auf dem Gebiet ist er, und nervt damit seine Eltern, seine Mutter ist Lehrerin und der Vater arbeitet im Büro, auch schon mal gehörig. Als eines schönen Samstagabends Antons Eltern mal wieder ausgegangen sind und er sich einen gemütlichen Abend vor einem verbotenen Fernsehkrimi macht (höhö), steht er plötzlich auf der Fensterbank: Rüdiger von Schlotterstein, ein echter, unheimlicher, richtig graus'lig dreinschauender Vampir, der...sich nach kurzer Zeit als gar nicht mal so schrecklich, sondern sogar als richtig netter Typ herausstellt. Rüdiger ist rund 150 Jahre alt, dennoch ist er noch ein Vampirkind und wirkt kaum älter als Anton selber.

Schon bald wird der kleine Vampir Antons bester Freund, mit dem er allerlei unglaubliche Abenteuer erlebt. Er lernt Rüdigers kleine Schwester Anna, die "Zahnlose" kennen, die sich sofort in Anton verliebt, und den großen Bruder Lumpi, genannt der "Starke", ein recht reizbarer Charakter, der sich aber in Krisensituationen immer wieder als verlässlicher Freund erweist. Ferner machen unseren Freunden des öfteren Rüdigers Tante Dorothee von Schlotterstein-Seifenschwein, blutrünstigster Vampir der gesamten Schlotterstein-Sippe, sowie der durchtriebene Friedhofswärter Geiermeier, dessen Lebensziel es ist, den ersten vampirfreien Friedhof Europas zu verwalten, und das wäre ausgerechnet der Kirchacker, der die Familiengruft der von Schlottersteins beherbergt, das Leben schwer.

Auch gerät Anton immer dann in Erklärungsnotstand, wenn seine Eltern seinen neuen Freunden begegnen, denn wie soll man den "Oldies" nur beibringen, warum Rüdiger und Anna immer nur nach Sonnenuntergang auftauchen, so merkwürdig gekleidet sind und stets einen solch muffigen Geruch hinterlassen? Und warum nur kreisen in letzter Zeit in den Abendstunden immer so große Motten ums Haus? Richtig unheimlich wird es da Antons Mutter, aber Vampire gibt es ja gar nicht... oder vielleicht doch?


Wer kennt ihn nicht, den kleinen Vampir, der nun seit rund 26 Jahren sein Unwesen in Kinderbüchern, Hörspielen, Theateraufführungen und sogar Musicals, darüber hinaus auch noch zwei Fernsehserien und einem Kinofilm treibt, und das mittlerweile in rund 30 Sprachen. Weit mehr als 12 Millionen mal verkauften sich allein die bislang 18 Bücher und machten die Figur längst zu einem Klassiker der modernen Kinderliteratur. Bei all den Superlativen sollte aber das Wesentliche nicht aus den Augen verloren werden: "Der kleine Vampir" ist ein richtig gutes, spannendes, drolliges und manchmal sogar ganz schön unheimliches Buch - hierbei sollte natürlich nicht vergessen werden, dass es hier um ein Kinderbuch geht, nicht etwa um einen Splatterschocker - das nicht nur den Kleinen Spaß macht, sondern mindestens auch dem Rezensenten.

Angela Sommer-Bodenburg ist studierte Grundschullehrerin, und bestimmt war sie eine sehr gute solche, als sie diesen Beruf noch ausübte (inzwischen lebt sie längst als professionelle Schriftstellerin mit ihrer Familie in Kalifornien), denn sie versteht es wirklich gut, sich in die Gedankenwelt eines Kindes hineinzuversetzen. Welches Kind würde nicht davon träumen, mit einem echten Vampir - einem netten natürlich - befreundet zu sein, einen Flugumhang zu besitzen und es auf echten Gruselpartys so richtig krachen zu lassen? Das alles vermag Sommer-Bodenburg wirklich spannend, lustig, faszinierend und kindgerecht gleichermaßen zu Papier zu bringen, ohne aber gottlob jemals wirklich den "Pädagogenzeigefinger" zu präsentieren. Allein dafür bin ich ihr schon unendlich dankbar, denn ich weiß noch genau, wie sie mich damals alle genervt haben, diese lehrreichen, pädagogisch wertvollen Sendungen in den späten 70'ern / frühen 80'ern. Den kleinen Vampir hingegen fand ich damals schon klasse, natürlich einerseits weil er ein Vampir war (tatsächlich war ich der wahre Anton, grins!), aber ganz gewiss auch, weil ich hier nicht das Gefühl hatte, "erzogen" zu werden.

Und bis heute ist mir der kleine Vampir hochsympathisch geblieben, noch immer will er, respektive seine Schöpferin Angela Sommer...der Name ist mir auf Dauer einfach zu lang!, mich nicht erziehen (obwohl man als erwachsener Mann ja vornehmlich gerade ein solcher nie wirklich sein soll und vermutlich genügend pädagogische Defizite aufzuarbeiten haben müsste, so liest / hört man ja immer wieder, aber da lasse ich mir nichts erzählen), noch immer hab ich Spaß an Vampirgeschichten (und wie!) und noch immer mag ich den auch irgendwie unspektakulären Ansatz der Autorin, der irgendwie nie einen Zweifel daran lässt, dass sich hier einfach nur jemand anschickte, ein schönes Buch für recht junge Leser zu schreiben und ihren Alltag somit ein wenig aufregender zu gestalten, aber eben auch auf nachvollziehbare Art für ihr Publikum. Darum ist mir der kleine Vampir ja auch hundertmal lieber als der um ein noch vielfach erfolgreichere Harry Potter, der mich immer sogleich an Hollywood-Megalomanie denken lässt, oder zumindest an den scheinbar inzwischen entfachten Ehrgeiz Rowlings, ein bibelgleiches Epos zu erschaffen. Brrr....

Als einzigen Wehrmutstropfen habe ich immer die Illustrationen von Anneliese Glienke in den rororo Taschenbüchern empfunden, die mir bis heute einfach nicht gefallen wollen. Doch seit meiner letzte "Therapy" Sitzung (ich meine natürlich das Brettspiel!!) weiß ich zumindest, dass Kinder einfach skizzierte Zeichnungen viel lieber mögen als fotorealistische Malerei, und schließlich, wenn es der Pädagogik dienlich ist... Au Weia!

Bald hören wir mehr vom kleinen Vampir, dann ist er nämlich wegen einer drakonischen Strafe gezwungen umzuziehen. Gruftverbot ist das Stichwort...



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