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Dunkel

Untertitel
Autor Wolfgang Hohlbein
Kategorie Roman
Seitenzahl 479
Format Paperback
deutsche Übersetzung  
Erstveröffentlichung 2001
Verlag Bastei Lübbe
ISBN-Nummer 3-404-14478-3

Am Rande der Wahrnehmung, unendlich weit entfernt und doch zum Greifen nache, lauert eine andere Wirklichkeit. Man nennt sie das Dunkel. Ihre Geschöpfe sind und zum Verwechseln ähnlich, doch es sind keine Menschen. Sie sind die Jäger, und wir sind die Beute.

Glauben Sie an Vampire?

Jan sieht einen Mann vor seinen Augen zusammenbrechen. Hilfsbereit stürzt er zu ihm hin - doch als er sich über den Sterbenden beugt, spürt er, wie eine unsichtbare Hand sich über sein eigenes Herz legt. Seitdem ist Jan nicht mehr derselbe. Hat er tatsächlich aus den Augenwinkeln noch eine dritte Gestalt am Ort des Geschehens wahrgenommen? Sicher nur eine Illusion, aber dann sieht er den Schatten wieder und erkennt, daß er von einer Macht verfogt wird, für die es keine Bezeichnung, keine Begriffe gibt...

Der neueste Thriller vom deutschen Meister der Spannung, ein Roman, nicht nur für die dunkelste Zeit des Jahres.


Jan Feller, ein mäßig erfolgreicher freischaffender Fotograf, macht eine seltsame Beobachtung, als er während eines Kinobesuchs zwischenzeitlich die Toilette aufsucht: ein bedrohlicher Schatten scheint eine zerlumpte Gestalt anzufallen, die darauf hin zusammenbricht. Als Jan dem Sterbenden helfen will, erleidet er plötzlich aus heiterem Himmel einen Herzanfall. Nur dem selbstlosen Einsatz eines anwesenden Arztes verdankt er sein Leben, wie ihm später im Krankenhaus mitgeteilt wird, doch Jan weiß, dass er weder herzkrank ist, noch dies ein rätselhafter medizinischer Zufall war, doch er ahnt, dass er die Geschichte mit dem unheimlichen Schattenwesen besser zunächst für sich behalten sollte, denn nicht einmal Kathrin, seine Lebensgefährtin, schenkt ihm Glauben.

Noch bevor Jan an Erholung auch nur denken kann, fordert ihn eine "Geisterstimme" auf, das Krankenhaus schnellstmöglich zu verlassen, wenn ihm sein Leben lieb sei, denn er, der Feind, werde bald zurückkommen um sein Werk zu vollenden. Da Jan sicher ist, dass sein Verstand noch auf allen vier Zylindern läuft und er auch nicht unbedingt herausfinden möchte, wer ihn da nun heim zu suchen gedenkt, entlässt er sich selber aus dem Spital und flieht in seine Wohnung. Kathrin ist fassungslos. Was tut Jan nur? Nagt die Krise an seiner mentalen Substanz? Und schon bald pflastern Leichen seinen Weg, und zu allem Überfluss klemmt sich der Kriminalbeamte Krieger lästig hartnäckig an seine Hacken.

Als die junge ebenso hübsche wie rätselhafte Vera Jan erst das Leben rettet und sich dann bei ihm einnistet, entgleitet ihm sein bisher gekanntes Leben Stück für Stück. Bald sieht er sich gezwungen, durch unterirdische Labyrinthe zu hetzen und sich Kämpfe auf Leben und Tod mit einem Gegner zu liefern, dem er nicht einmal ansatzweise gewachsen ist. Doch hält am Ende gar ein Sieg nicht vielleicht ein noch viel schlimmeres Schicksal für Jan bereit? Wem kann er jetzt noch trauen?


Wo Hohlbein drauf steht, ist auch Hohlbein drin. Ob das nun gut oder schlecht ist, das mag jeder für sich selbst entscheiden. "Dunkel" ist eines der besseren Bücher des Vielschreibers aus Neuss, vielleicht sogar seiner besten eines. Dennoch lässt sich unzweifelhaft auch bei diesem Buch die Frage stellen, um wie viel besser hätte es sein können, wenn der Autor mit gebührender Sorgfalt daran gearbeitet hätte? Denn es stecken sehr wohl gute Ideen, gute Ansätze darin. Hohlbein tut gut daran, im Prinzip die üblichen Vampirklischees zu vermeiden, fast mit einem Augenzwinkern darauf hinzuweisen, wo denn diese überhaupt herkommen könnten, wie sie Einzug in den Aberglauben der Menschen hielten. Man kann seine Vampire nicht mit einem Pflock durch das Herz zur Strecke bringen, auch Knoblauch, Kruzifixe und Weihwasser bleiben wirkungslos, einzig Silber stellt eine brauchbare Waffe dar (es wird allerdings nicht erklärt, was es damit auf sich hat.) Die Vampire haben manipulative hypnotische Fähigkeiten, wenn sie nicht gesehen werden wollen, erscheinen sie dem menschlichen Auge unsichtbar, doch den Spiegel können sie nicht täuschen. Sie saugen auch kein Blut, dass ohnehin im Prinzip nur sinnbildlich (wie beispielsweise auch Sperma) für menschliche Lebenskraft steht, sondern nähren sich direkt von der Furcht der Menschen, entziehen dem Sterbenden die Lebenskraft. In dieser Hinsicht hat Hohlbein einen guten Job gemacht.

Doch reichlich geschluddert hat er mal wieder bei der Geschichte, die eigentlich gar nicht wirklich eine ist. Warum nur meint er stets, er müsse Weltrekorde aufstellen, was den Output seiner Bücher angeht, wenn dies doch stets zu Lasten der Qualität seiner Schriften geht? Statt sich die Zeit zu gönnen um die Story "reifen" zu lassen, die guten Gedanken, die ihn wohl antrieben, in eine schlüssige, abgerundete Geschichte zu entwickeln, haut er lieber wie ein Berserker in die Tasten, lässt seinen Protagonisten, den er sogar sympathischerweise zu einem echten Antihelden und nicht einem billigen Supermann schrieb, von einer brenzligen Situation in die nächste stolpern, viel, viel Prügel bekommen (und ihn davon auch noch stets recht schnell wieder genesen) und dauernd zumeist in vollkommen vorhersehbare Fallen tappen. Die Kämpfe mit dem bösen Vampir, der sich dann nicht gerade ganz unerwartet ausgerechnet noch abgeschmackterweise als der ollen Dracula persönlich entpuppt, sehen auch immer gleich aus. Jan wird mehrfach gegen die Wand geklatscht, verliert immer wieder fast das Bewusstsein, und dennoch gelingt es ihm genau nach gleichem Schema wieder mit mehr oder weniger heiler Haut aus dem Gefecht zu kommen, wobei er sich jedes Mal dankt, hey, das war doch viel zu einfach, da muss doch noch was kommen. Tut es aber nicht. Bis zum Finale, welches nur eine klitzekleine Überraschung bereit hält, ansonsten aber sich fast genau so ankündigte, und zwar schon etliche Seiten zuvor.

Hohlbein will uns immer wieder mit falschen Fährten locken, die er im Laufe des Buches selber vergessen zu haben scheint, stellt Subplots in Aussicht, die gar nicht existieren, und verstrickt sich in der zuweilen absenten Logik des Ganzen. Sicher wäre ihm, der ja nicht mal ein untalentierter Schreiber ist, das nicht passiert, wenn er sich vor der eigentlichen Schreibarbeit überlegt hätte, wohin er eigentlich will, doch Hohlbein scheint nach dem Prinzip des reinen Instinktschriftstellers zu arbeiten, der einfach mal drauf los schreibt und sich erst während dessen überlegt, was hier eigentlich passieren soll. Manch ein Autor tut gut daran, auf diese Art zu arbeiten. Stephen King beispielsweise ist ein fantastisches Beispiel hierfür. Hohlbein aber täte besser daran, wenn er sich seine Geschichten im Vorfeld sorgfältig erarbeiteten täte. Doch das ist vermutlich bei seiner Arbeitsweise, bei der es offensichtlich weniger um den literarischen Wert als allein um die Masse geht, gar nicht möglich. Und so krankt eigentlich jedes Hohlbein Buch an den gleichen Schwächen, an unausgegorenen Geschichten, oftmals riesigen Logiklöchern und manchmal unglaublichen inhaltlichen Fehlern - Böcken sozusagen, die sich der Meister selber schoss, weil er sich, wohl aus Zeitgründen, nicht die Mühe machte, im eigenen Werk nachzuschlagen, und stattdessen auf die eigene Erinnerung zu setzen, die einen aber schon mal gern täuschen kann, wenn man in jedem Jahr mindestens zehn Bücher verfasst. Außerdem wird auf diese Weise offenbar, dass sich der Verlag mal wieder den Lektor gespart hat, denn einem solchen hätten solch ärgerliche Fehler wie die einmalige Verwechslung Veras mit Kathrin (vollkommen offenbar, merkt man sofort) sicher auffallen dürfen. Na gut, das ist letztlich nicht das Problem des Autoren, dennoch, mich würde es ärgern, stammte es aus meiner Feder.

Ziehen wir also einen Strich und schauen, was drunter bleibt.
Zum einen die gar nicht mal schlechte Grundidee, die mythischen Vampire zu einer Parallelrasse zu schreiben, ob nun Mutanten oder virulent Infizierte, ob Aliens oder doch eine übernatürliche "Subspecies", was auch immer, das bleibt dahin gestellt, und sie von den transsilvanischen Bergwäldern in die gegenwärtige Großstadt umzusiedeln, in der sie jagen und sich mit den Gegebenheiten der modernen Zivilisation herumschlagen müssen, eigentlich aber in archaischen unterirdischen Katakomben leben, das ist fürwahr wohl nicht mehr ganz neu, dennoch nicht unoriginell. Auch sind die Charaktere gar nicht mal so blass und schablonenhaft geschildert, wie es leider schon manches Mal der Fall beim lieben Wolfgang gewesen ist. Tatsächlich hat man den Eindruck, über Jan, Vera und Kathrin nach diesem einem Buch mehr zu wissen, als über den untoten Schwertkämpfer Andrej und seinen Spezi Abu Dun nach vier Bänden "Chronik der Unsterblichen". Und doch… na ja, was nicht so dolle war, wurde ja hier bereits hinlänglich geschildert.

Ich würde mir echt mal wünschen, Wolle Hohlbein würde sich mal ein Jahr Zeit nehmen für ein Buch, eine Geschichte in aller Ruhe und mit aller Sorgfalt entwickeln, schön recherchieren und erst dann, wenn alles steht, mit dem Scheiben beginnen. Das könnte ein echt tolles Buch werden, denn, wie gesagt, was dafür von Nöten wäre, das Handwerkszeug und das Talent, brächte er schon mit. Und vielleicht würde er dann, bei einem denkbar positiven Endergebnis, auf das er vermutlich mit Recht stolz sein könnte, erkennen, dass diese Art des Schreibens seinen literarischen Fähigkeiten viel mehr entsprechen würden als das, was er jetzt macht. Und zur Abwechslung gäbe es auch mal richtig gute Kritiken, und das wohl nicht nur von dieser Stelle.

Das wäre doch mal was, Herr Hohlbein, oder? Nicht? Wir warten…



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