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Nachtblau

Untertitel  
Autor Kerster Schlenz
Kategorie Roman
Seitenzahl 320
Format Paperback
deutsche Übersetzung  
Erstveröffentlichung 1998
Verlag Goldmann Verlag
ISBN-Nummer 3-442-44689-9

Die junge Studentin Ludmilla mag kein Tageslicht, hat tiefe, nachtblaue Augen und spitze Eckzähne. Kurzum: sie ist eine Vampirin. Allerdings kann sie sich selbst nicht mehr erinnern, wie es dazu gekommenist. Auf der Suche nach der Lösung des gefährlichen Geheimnisses hinterlässt sie aufgrund ihres neuen Leibgerichtes verhängisvolle Spuren: Mordfälle mit ausgebluteten Leichen häufen sich. Als sie dem Polizisten Michael Goldstein begegnet, beginnt sie ein gewagtes Spiel. Denn schließlich ist Michael auf der Jagd nach ihr, ohne es zu wissen...

Ludmilla, eine junge Archäologiestudentin, trampt nach einem reichlich misslungenen Picknick im Wald allein in die Stadt zurück. Unterwegs hat sie eine schicksalhafte Begegnung mit einer rätselhaften Frau, die ihr ein zweifelhaftes Geschenk macht: sie verwandelt Ludmilla in eine Untote, in einen Vampir. Verstört einerseits und überwältigt andererseits von ihrer neuen Macht, dem Blutdurst und der damit einhergehenden Notwendigkeit zu töten, flieht sie in die nächste Millionenstadt. Sie nimmt sich fest vor, dort nur die zu töten, die es "verdient" haben, finstere Typen im Bahnhofsmillieu, die Frauen auflauern, Sittenstrolche, Mörder, was der Vampir von heute (seit Anne Rice Geschichten an allen Ecken des Genres grüßen lassen) so als "unwert" bezeichnen mag.

Doch zunächst rettet sie einem älteren Mann das Leben, dem gerade ein paar brutale Klischeeschläger nach selbigem und seiner Brieftasche trachten. Sie erzählt ihm was von Kampfsport nachdem der Mann, Grant mit Namen und ein erfolgreicher In-Kneipier, sich wundert, wie eine zarte junge Dame wie Ludmilla es mit so finsteren Gestalten aufzunehmen vermag. Aus Dankbarkeit gibt Grant ihr einen Job in seinem Nachtclub, wo sich Ludmilla schon bald mit der Belegschaft anfreundet, außer mit dem mißtrauishen und zwielichtigen Geschäftsführer Carl, einem Ex-Unterweltler.

Als Grant Ärger mit der lokalen Schutzgeldmafia bekommt lernt Ludmuilla den coolen Bullen Goldstein kennen und verliebt sich in ihn, obschon er "nur" ein Mensch ist und obschon sie weiß, das eben dieser Goldstein auch eine rätselhafte Mordserie aufzuklären hat, bei der ständig blutleere Leichen gefunden werden. Er jagt also praktisch Ludmilla. Dennoch werden die zwei ein Paar.

Mit Hilfe des alten Gelehrten Barker kommt Ludmilla auf die Spur weiterer Vampire, des Ordens der dunkeln Schwestern, die sich Ludmilla eines Abends offenbaren und sie in ihre Mitte aufnehmen. Sie lernt die Regeln und Hierarchien der Untoten kennen und erfährt, warum es keine männlichen Vampire gibt. Angeblich, wie sich herausstellt, soll da aber doch ein letzter dieser Art umherspazieren, Gregor, den die meisten Vampirdamen aber nur für einen Mythos halten. Doch Ludmilla wird bald eines besseren belehrt, als die Situation eskaliert und sie sich zwischen den Regeln ihres Ordens und dem Mann, den sie liebt entscheiden muß...

Bäääh, sülz, sülz sülz...

Ihr findet, das klingt nach Kitsch, nach Groschenroman, nach, Vergebung Gnä' Frau, Hausfrauenliteratur? Da habt Ihr aber verdammt recht!

Grundsätzlich habe ich erst mal vor jedem Respekt, der sich hinsetzt und sich die Riesenarbeit macht, ein Buch zu schreiben, denn dazu gehört einiges. Leider bringen aber von dem, was eben dafür gefordert ist, einige vermeintliche "Schriftsteller" nur wenig mit. So auch Kester Schlenz! Ob es da denn wohl hilfreich ist, wenn man dann auch noch hauptberuflich Chefredakteur bei dem bunten Blättchen "Brigitte" ist? Ihr wisst schon, zwischen vielen vielen Reklameseiten findet man Mode, vermeintliche "Frauenpower" a la "Die besten Tipps für Erfolg im Büro" und dann am Ende "10 leckere Rezepte um Ihn abends glücklich zu machen" oder so ähnlich. Muss man sich dann nicht zwangsläufig den Vorwurf gefallen lassen, zumindest wenn man sich all der Klischees dieses misslungenen Romans bedient, so was wie Trivial Fiktion für Frauen zu Papier gebracht zu haben? Doch, denn das stimmt ja schließlich auch. Andererseits muß es hilfreich gewesen sein, wie sonst hätte Schlenz einen Verlag davon überzeugen können, das von ihm verfasste Manuskript als teures Buch zu verlegen?

"Nachtblau" scheint der gleiche unheilige Geist zu umwehen, den all die stereotypen Schicksalsberichte in eben jenen öden Gazetten ausatmen. Die Figuren scheinen komplett am Reißbrett entstanden zu sein und ersticken in jedem nur erdenklichen Klischee, da hätten wir die unkomplizierte aber auch etwas vom Leben enttäuschte Studentin, die nun zum tugendhaften Vampir wird, der obercoole Bulle, der alte Autos sammelt (offenbar verdient man prächtig bei der Mordkommission), der Vampirorden, der direkt aus den Frühsiebzigerfilmen in das Buch gebeamt sein könnte (und Ingrid van Bergen hätte die Ober Soft-SM-Schwester gespielt, man denke an Freddie Francis Gebissen wird nur nachts), der Barbesitzer, die Hure mit Herz, der schmierige Carl mit Pferdeschwanzfrisur, und und und..., jedes Klischee wird bedient, kaum ein Fettnäpfchen lässt Schlenz aus. So was wie Spannung kommt im gesamten Buch nicht auf, die gesamte hahnebüchene Geschichte ist total vorhersehbar (glaubt mir, ich wusste schon sehr früh wer Gregor ist), Schlenz Schreibstil ist eintönig und langweilig, seine Dialoge sind völlig unglaubwürdig. Und überhaupt, wo soll die Geschichte eigentlich spielen, in Deutschland? In einem englischsprachigen Land? Bestimmt wird Herr Schlenz sagen, es sei egal wo die Geschichte spielt, es könne überall sein. Ok, aber ich kenne keinen Ort, der so unglaublich unglaubwürdig wirkt wie die Stadt, die Schlenz hier schildert.

Der Meister selber, der sehr stolz darauf ist von Stern und Hamburger Abendblatt gelobt worden zu sein (man mag es kaum glauben), sagt, er habe ein Buch schreiben wollen, wie er es selber gern auf einer Zugfahrt gelesen hätte, schnell, spannend und ohne großen Anspruch. Nun ja, möchte ich da noch abschließend sagen, wenn er auch in den ersten beiden Absichten fehl ging, so ist es ihm doch sehr gut gelungen, seinen dritten Ansatz erfolgreich in die Tat umzusetzen, denn so was wie Anspruch lässt sich in dem Buch wirklich nicht finden.



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