Vampyrrhic
Untertitel |
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Autor |
Simon
Clark |
Kategorie |
Roman |
Seitenzahl |
441 |
Format |
Paperback |
deutsche
Übersetzung |
|
Erstveröffentlichung |
1998 |
Verlag |
New
English Library - Hodder and Stoughton |
ISBN-Nummer |
3-548-24833-0 |
Ein
merkwürdiges Schicksal führt vier gänzlich unterschiedliche
Menschen in der nordenglischen Kleintsadt Leppington, nicht weit
entfernt von Whitby (of Dracula-Fame, Ihr erinnert Euch?) zusammen:
die junge Bernice Mochardi, die in der Stadt jobbt und während
dieser Zeit im örtlichen Hotel wohnt, die exzentrische Hotelbetreiberin
Electra Charnwood, der zwielichtige und gefährlich wirkende
Skinhead Jack Black und schließlich Dr. David Leppington,
dessen Familienname nicht zufällig dem Namen des North Yorkshire
Städchens entspricht, gründeten seine Vorfahren doch einst
vor gut 1000 Jahren den Ort.
Doch
David weiß nicht all zu viel über die Familiengeschichte,
und eigentlich möchte sich der smarte Endzwanziger auch nur
ein paar nette freie Tage in der Stadt machen, in der er zwar geboren
wurde, jedoch seit mehr als 20 Jahren keinen Fuß mehr gesetzt
hatte, denn seine Familie siedelte nach Liverpool um als David noch
ein kleiner Junge war. Zudem möchte er seinen Großonkel
besuchen, der inzwischen weit über 80 ist und den er nicht
mehr gesehen, seit sie fortgezogen waren. Niemals kam er die Familie
in Liverpool besuchen.
Doch
zunächst hat David bei seiner Ankunft in Leppington ein Abenteuer
ganz anderer Art zu bestehen. Er rettet einen städtischen Arbeiter,
dessen Arm sich in einem Sielgitter verfängt. Als es David
und den Kollegen des Mannes gelingt, ihn aus seiner misslichen Lage
zu befreien, fehlen dem Arbeiter die Finger, abgebissen! - von Ratten,
wie David vermutet, auch wenn die Arbeiter sich sicher sind, noch
niemals Ratten in Leppingtons Kanalisation gesehen zu haben. Doch
es gehen noch weitere unhemliche Dinge in Leppington vor.
Bernice
findet ein Videoband in einer Abstellkammer des Hotels, eine Art
Reisetagebuch eines Amerikaners namens Mike Stroud auf UK-Urlaub.
Offenbar ist Stroud sehr angetan von okkulten und morbiden Dingen,
doch die letzte Szene des Videos zeigt den spurlos Verschwundenen
im Keller des Hotels, die Kamera rast auf ihn zu, sein Gesicht ist
gezeichnet von namenlosem Terror, offenbar wird er von irgendwem
(oder irgendwas?) attackiert, zap...und nur noch Schnee!
Mike
Stroud wird zur fixen Iddee Bernices, wieder und wieder schaut sie
sich wie von einem unheimlichen Zwang besessen Nacht für Nacht
das Video an und kann anschließend vor Angst nicht schlafen.
Sie ist sich sicher, dort draußen auf den langen Korridoren
des alten viktorianischen Hotels schleicht der Schrecken durch die
Nacht.
Electra
Charnwood, eine rätselhafte Schönheit Mitte dreissig,
über die sich die halbe Stadt das Maul zerreisst, engagiert
entgegen aller Warnungen und ebenfalls von einem rätselhaften
Drang befallen den seltsamen Fremden Jack Black (nicht zu verwechseln
mit dem gleichnamigen amerikanischen Brachialkomiker), ein Schläger
und Kleinkrimineller mit empathischen Fähigkeiten. Auch er
folgte einer inneren Stimme, die ihn nach Leppington führte.
Als David, Electra, Bernice und Jack erstmals aufeinander treffen,
sind alle vier wie vom Blitz getroffen. Eine Art gemeinschaftliches
Deja Vu Erlebnis verbindet sie miteinander. Zu viele rätselhafte
Begebenheiten um an einen Zufall zu glauben...
David
sucht seinen Onkel auf, dieser erzählt ihm die unheimliche
Familiengeschichte. Das Blut des Gottes Thor soll gar in den Adern
der Leppingtons, einst eine adelige Wikingerfamilie mit dem Namen
Leppingsvalt, stecken. Ein Urahn Davids soll Tausend Jahre zuvor
dem Donnergott den Hammer Mjollnir geschmiedet haben. Aus Dankabarkeit
zeugte Thor mit der Frau des unfruchtbaren Leppingsvalt einen Sohn,
dem er eine Armee von Untoten an die Seite stellen wolle, auf das
er ein mächtiges Imperium errichten solle, das die Christenheit
vom Antlitz der Erde gefegt werde und die alten Götter wieder
zurückkehren können in ihre alten Jobs. Doch der junge
Leppingsvalt weigerte sich, wofür ihn Thor bitter bestrafte.
Auf dem Totenbett habe Thor dem Tor aber verziehen und kundgetan,
es werde tausend Jahre dauern, dann werde einst ein Leppingsvalt
hierher zurückkehren und die Sache zu Ende bringen.
David
hält die Geschichte für Humbug, doch wieder im Hotel angekommen
überschlagen sich die Ereignisse. Gäste werden attackiert
und verschwinden und schließlich sieht David mit eigenen Augen,
was in Leppington passiert: die Vampire gehen um, die Armee der
Untoten existiert wirklich!
Davids
Onkel, besessen von der unheilvollen Legende der Leppingtons und
in der festen Annahme, David ist der Messias, der die Vampire anführen
und der Christenheit das Ragnarök, das Weltende, bescheren
wird, sprengt die eisernen Tore, die die Armee der Untoten bislang
in dem Höhlen- und Katakombensystem unterhalb der Stadt festhielten.
Als Bernice verschwindet, nehmen Jack, Electra und David den Kampf
gegen die Vampire auf und folgen den unheimlichen Wesen in die Katakomben.
Dort treffen Sie dann aber auch einen alten Bekannten und stellen
fest, das die Wahrheit noch weit unangenehmer ist...
Potzblitz
und Donner, das ist mal ein Vampirroman! Ich muß es zugeben,
ein wenig auf die Nerven gingen all die weinerlichen liebevollen
und engelsgleich schönen Vampire von Anne Rice und den Legionen
ihrer Nachahmer auf Dauer schon.
Vampire müssen böse sein und angsteinflößend,
das Blut muß fliessen, sonst ist es kein Horror! Und bei Simon
Clark ist es das fürwahr.
Mir ist ehrlich gesagt schleierhaft, warum der Autor bislang noch
nicht ins deutsche übersetzt wurde, denn "Vampyrrhic"
ist bereits sein fünfter Roman und sowohl im UK wie in den
US von A verkauft er wirklich gut und hat einen hervorragenden Ruf
als Autor phantastischer Geschichten. Clark, Brite, geboren1958,
hat das Zeug es zu einem Giganten in seinem Genre zu bringen, denn
es müssen ja nicht immer Stephen King (dem Clark mit diesem
Roman deutlich Tribut zollt), Dean Koontz (der sowieso nichts taugt,
Sorry), Clive Barker oder eben Anne Rice sein, denen Clark allesamt
mehr als das Wasser reichen kann.
Clark versteht wirklich etwas vom Schreiben. Er nimmt sich viel
Zeit, die Geschichte aufzubauen um dann die Spannungsschraube richtig
fest anzuziehen.
Das macht er so gut, man kann das Buch gar nicht mehr aus der Hand
legen, man will unbedingt wissen wie es weitergeht, so erging es
mir schon lange nicht mehr beim Lesen eines Buches, ehrlich!
Auch
ist Clark brillant beim Beschreiben seiner Figuren. Sie sind so
lebensecht und nachvollziehbar geschildert, man hält förmlich
auf der Strasse nach ihnen Ausschau.
Besonders gelungen fand ich in diesem Fall den vermeintlichen Schurken
Jack Black, der sich ohne es zu Wissen das Inkognito des königlichen
Rattenfängers der Queen Victoria gab. Dies ist nur eine der
unglaublich vielen originellen Ideen, die der Autor in sein Buch
einfließen lies, inklusive einer ganz großen Verbeugung
vor Bram
Stokers Übervampirroman Dracula.
Auch die Verknüpfung mit der nordischen Mythenwelt ist eine
sehr gelungene, warum auch muß der Vampirursprung immer in
Ägypten liegen, ein inzwischen reichlich abgeschmacktes Klischee,
wie ich finde.
Clark
baut seine Geschichte so meisterhaft auf, bereitet uns auf ein solch
wahrhaftes Grande Finale vor, tja, das er am Ende leider doch nicht
ganz halten kann was er zuvor versprach. Es ist, als sei ihm am
Ende seiner Achterbahnfahrt ein wenig die Puste ausgegangen. Vergliche
man den Roman mit einem Film (den es hoffentlich mal wirklich gibt!),
so würde es wirken, als sei ihm am Ende ein wenig das Geld
ausgegangen und alles was vorher gigantisch wirkte, muß plötzlich
eine Nummer kleiner ausfallen.
Versteht
mich nicht falsch, "Vampyrrhic" ist ein fabelhafter Roman,
der besten einer, die das Genre in den letzten paar Jahren hervorbrachte
(ich rede vom Horrogenre insgesamt, nicht nur dem Vampiruntergenre)
und beweist, das noch eine Menge Leben bei den Untoten zu finden
ist, wenn man es richtig macht, dennoch wirkt der Schluß einfach
etwas enttäuschend. Die Auflösung, die hier aber trotzdem
nicht verraten wird, hätte einfach etwas spektakulärer
sein können, das Klischee mit den Kettensägenfights bringt
zwar viel Action in die Sache und sähe in einem Film sicher
richtig gut aus, fand ich aber dennoch nicht ganz passend und auch
ein wenig abgespackt und die Doppelportion Pathos, die uns Clark
zum Schluß serviert, hätte meinethalben auch um einiges
sparsamer ausfallen können.
Dennoch,
ich bleibe dabei, Simon Clark hat uns einen der (vielleicht sogar
DEN) originellsten, besten und spannendsten Vampirwälzer seit
Jahren beschert und sollte als absoluter Extra Tipp gesehen werden.
Nur die letzten 30 Seiten stehen einer glatten 5'er Wertung im Weg,
die vorhergegangenen rund 400 Seiten sind allen Lobes wert. Hoffentlich
liegt mal irgendwann eine deutsche Übersetzung vor, denn leider
ist ja nicht jeder des Englischen mächtig.
Übrigens,
die beste Nachricht zum Schluß, Simon Clark hat soeben das
Buch "Vampyrrhic Rites" herausgebracht, die Geschichte
um David Leppington und seine Freunde wird fortgesetzt.
Demnächst
hier bei uns in der Vampireworld nachzulesen!
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