Joseph
Thomas Sheridan Le Fanu
Sheridan
Le Fanu hat wie kaum ein zweiter Schriftsteller des 19. Jahrhunderts
die Autoren der klassischen Schauergeschichten, der sogenannten
Gothic Novels, beeinflusst. Montague Rhodes James, Edward
Frederic Benson, Algernon Blackwood,
Dorothy Sayers, später H. P.
Lovecraft und vor allem Bram Stoker
wiesen immer wieder darauf hin, wie sehr Le Fanus Werk ihnen
Inspiration gewesen sei.
Mit seiner
Novelle "Carmilla" schuf er neben Stokers Dracula
das zweite große und bedeutende Werk der Vampirliteratur
seiner Zeit. Wahrscheinlich ist die Figur der Carmilla Karnstein
auch jene, die nach dem Dracula am häufigsten durch unsere
Lieblingsfilme spuken durfte, und das sogar zumeist in gar
nicht mal schlechten Streifen wie Gruft
der Vampire, Vampyr
- Der Traum des Allan Grey oder auch Nur
Vampire küssen blutig. Nun wollen wir etwas mehr
über ihren Schöpfer erfahren.
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Joseph Thomas
Sheridan Le Fanu wird am 28. August des Jahres 1814 als Sohn von
Thomas Phillip und Emma Lucretia Le Fanu in Dublin geboren. Den
französisch klingenden Familiennamen verdankt er seinen Vorfahren,
einer Hugenottenfamilie, die den Pogromen der sogenannten Bartholomäusnacht
in Frankreich entkamen und nach Irland flüchteten. Zudem ist
Le Fanu Großneffe des englischen Dramatikers und Politikers
Richard Brinsley Sheridan, der ein berühmter Mann seiner Zeit
ist. Als Kind und Jugendlicher wird Joseph Thomas von seinem Vater,
einem Geistlichen, und Privatlehrern erzogen, bevor er am Trinity
College in Dublin das Studium der Jurisprudenz aufnimmt. 1837 wird
Le Fanu, der schon seit längerer Zeit häufiger als Journalist
unterwegs ist als sich um seine Studien zu kümmern, Redaktionsmitglied
des "Dublin University Magazines". Zwar erhält er
1839 seine Zulassung als Anwalt, er übt diesen Beruf allerdings
nie aus, sondern wird Herausgeber des "University Magazines",
das er inzwischen erworben hat, und weiterer Zeitungen. Seit 1845
publiziert er immer wieder Geschichten in seinen Magazinen. 1851
bringt er seinen ersten Erzählband mit unheimlichen Geschichten
heraus, allerdings zu der Zeit noch anonym.
Nach dem im
Jahre1858 seine geliebten Frau, die er 1844 geheiratet hatte, plötzlich
und unerwartet stirbt, zieht sich Le Fanu zunehmend aus der Öffentlichkeit
zurück und widmet sich fortan mit großer Hingabe dem
Schreiben. Seine Stimmung wird zusehends pessimistischer, sowohl
das Leben wie auch die irische Politik betreffend, die er zuvor
als Publizist stets mit großem Interesse verfolgt hatte. Seine
Schriften werden finsterer und er stellt die negativen Aspekte des
menschlichen Daseins immer stärker in den Focus. Dennoch wird
Le Fanu zu einem der bestverkaufenden Autoren des 19. Jahrhunderts.
Am 07. Februar des Jahres 1873 stirbt Sheridan Le Fanu.
Le Fanu schrieb
zwischen 1854 und 1873 insgesamt 14 Romane, darunter berühmte
Werke wie "Das Haus beim Kirchhof" (1863), "Onkels
Silas" (1864) und eben "Carmilla" (1872.) Seinerzeit
empfanden die Novelle viele Zeitgenossen als äußerst
kühn, steht doch im Mittelpunkt eine lesbische untote Adelige,
starker Tobak für die viktorianische Epoche.
Es steht allerdings dennoch zu vermuten, das Le Fanus Werk inzwischen
genau so in Vergessenheit geraten wäre, wie das seines Kollegen
Stokers, wenn nicht die Erfindung des Mediums Film ihre großen
Geschichten davor bewahrt hätten.
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