Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Edgar Allan Poe

Was Goethe und Schiller für Deutschland, Dante für Italien und Cervantes für Spanien bedeutet, ist zweifellos Edgar Allan Poe für die Vereinigten Staaten; er ist der Klassiker. Doch damit noch längst nicht genug, all seine literarischen und kulturellen Verdienste aufzuzählen, würde benahe den Rahmen sprengen, denn tatsächlich ist Poe einer der wohl einflussreichsten und bedeutendsten Schriftsteller der gegenwärtigen Literatur, den Bereich der Phantastik betreffend ist er vermutlich sogar der Innovator und Wegbereiter überhaupt. Heerscharen von Autoren, die sich dem Genre verpflichtet fühlen und fühlten, sahen und sehen sich von Poe maßgeblich beeinflusst und inspiriert, Algernon Blackwood, HP Lovecraft, Arthur Conan Doyle, Jules Verne, Charles Baudelaire, Robert Bloch, Wolfgang Hohlbein - die Liste ließe sich endlos fortsetzen - sie alle stehen in der Tradition des großen Amerikaners. Hier ist seine Geschichte.

Edgar Allan Poe wurde am 19. Januar des Jahres 1809 als Sohn des Schauspielerpaares Elisabeth und David Poe in Boston, Massachussets, USA geboren. David soll die Familie bereits kurz nach der Geburt des kleinen Edgar verlassen haben, war er doch eifersüchtig auf den größeren künstlerischen Erfolg seiner Frau Elisabeth, den er ihr missgönnte, doch auch diese sollte nicht mehr allzu viel davon haben, denn sie verstarb im Jahre 1811 nach längerem Leiden an Tuberkulose. Edgar, nunmehr quasi ein Waisenkind, wurde zu seinem Taufpaten John Allan, einem Tabakfabrikanten aus Richmond, Virginia, gegeben, von dem er adoptiert und aufgezogen wurde. 1815 siedelte die Familie Allan ins gute alte Europa nach Schottland um, bis es sie wieder im Jahre 1820 zurück nach Amerika verschlug. In jenen britischen Jahren genoss Poe eine exzellente schulische Ausbildung in der Nähe von London. Als Poe 17 war, begann er sein Studium an der Universität von Charlottesville, Virginia, brach es aber bereits etwa ein halbes Jahr später wieder ab, um sich einer neuen Laune folgend beim Militär einzuschreiben.

Das Verhältnis zu seinem Ziehvater John Allan war in all den Jahren denkbar schlecht. Die künstlerischen Ambitionen des aufsässigen Jungen passten dem konservativen Industriellen überhaupt nicht. Doch auch mit dem Militär hatte Poe seine Schwierigkeiten, so quittierte er recht bald wieder den Dienst, hatte es aber immerhin auf den Rang eines Sergeant Major gebracht. Ein erneuter Anlauf zu einer militärischen Karriere scheiterte im Jahre 1831, als er der altehrwürdigen Militärakademie von Westpoint verwiesen wurde.

Inzwischen hatte er auch erste Gedichte verkaufen können und konnte zusätzlich noch auf familiäre Geldquellen zurückgreifen, so begann Poe, inzwischen in Baltimore ansässig, Magazine und Zeitschriften herauszugeben, die ihm eine Plattform zur Veröffentlichung seiner eigenen schriftstellerischen Arbeiten boten. In jener Zeit hatte Poe sich als erfolgreicher junger Künstler wie Unternehmer etabliert. Doch das Schicksal sollte seinen Lauf nehmen.

1836 heiratete Poe, der zwischenzeitlich wieder in Richmond (bei seiner Tante) lebte, seine erst 13 Jahre alte Cousine Virginia Clemm, ein Umstand, der den endgültigen Bruch zu seinem Stiefvater mit sich brachte. Die familiären Geldquellen versiegten damit für Edgar, was eine Vielzahl an Engagements für verschiedene Zeitungen und Magazine mit sich brachte - der Lebensunterhalt musste bestritten werden, doch Poe blieb ein unsteter Geist. Die 1840'er Jahre bescherten Poe den definitiven Durchbruch als Dichter in künstlerischer wie finanzieller Hinsicht, sein Glück schien fast perfekt, doch eine Welt brach zusammen als seine über alles geliebte Virginia 1847 an der Schwindsucht starb, eine der Geißeln des 19. Jahrhunderts. Poe verfiel sowohl dem Alkohol wie anderen Drogen und zusehends selbst. Er flüchtete sich in zahlreiche Liebschaften, beging Selbstmordversuche und trank und trank. Binnen kurzer Zeit brachte er seine Barschaft durch und verarmte relativ.

Am 7. Oktober 1849 folgte er seiner Virginia nur zwei Jahre nach ihrem Tode selber ins Grab, er starb in einem Hospital in Baltimore, nachdem er derilierend auf der Straße aufgefunden wurde. Manchen Gerüchten zufolge soll er vorhergehend sogenannten Wahlschleppern aufgelegen sein, zwielichtigen Gestalten, die ihre Opfer abfüllten und betäubten um sich im Auftrage skrupelloser Politiker die Wahlstimmen der Betrogenen zu erschleichen. Da die Schlepper ihre Opfer zumeist im Umfeld billiger Bars und flatterhafter Säufer zu suchen pflegten, ist diese Version nicht ganz auszuschließen, denn Poe war zu jenem Zeitpunkt ein hoffnungsloser wie ganz und gar abgebrannter Alkoholiker. Dennoch ging mit ihm auch zweifellos eines der großen Genies der amerikanischen Literatur.

Die Bedeutung des Künstlers Edgar Allan Poe, der im Alter von 16 Jahren mit dem Schreiben von Gedichten begonnen hatte, erwies sich, wie so oft, erst posthum. Ganz sicher darf man Poe, der sich selber von der deutschen Romantik und besonders von ihrem Überdichter E. T. A. Hoffmann beeinflusst sah und darüber hinaus auch von Charles Dickens, den er sehr verehrte und auch persönlich kennen lernen durfte, als den bedeutendsten Vertreter der amerikanischen Romantik bezeichnen, doch Poe entwickelte die typischen Ausdrucksmittel dieser Epoche weiter und schuf somit den Übergang zum Symbolismus, der im besonderen Maße in Frankreich von jungen Wilden wie Baudelaire, der selber Übersetzer des Poe'schen Werkes ins französische war, aufgegriffen worden ist. Der Symbolismus wiederum war der Wegbereiter des deutschen Expressionismus, welcher somit in Poe ebenfalls eine wesentliche Vorprägung fand. Zudem gilt Poe quasi als Erfinder der Kurzgeschichte, der "Short Story", also der amerikanischsten aller literarischen Ausdrucksformen, und wird seinem Ruf als eben der amerikanische Klassiker hier besonders gerecht. Nebenher gilt er auch noch als Vater der modernen Detektivgeschichte, in welcher der Held seinen Fall mit rationalen wissenschaftlichen Mitteln und logischem Denken zu lösen pflegt. Wenig bekannt ist, dass Poe auch zahlreiche Essays schrieb und sich unter anderem leidenschaftlich für die Themenschwerpunkte Geheimschriften und in besonderem Maße für die sogenannten Automaten interessierte, also die Vorläufer der Roboter, wenn man so will, was sich beispielsweise auch in seiner Geschichte "Der Goldkäfer" niederschlägt.

Die vampirischen Aspekte in Poes Werk sind besonders in seinen "Femme Fatale" Geschichten, die einen besonderen Schwerpunkt in seinem Werk ausmachen, zu entdecken, wie z. B. in "Ligeia", in der wir es mit einer Wiedergängerin zu tun haben, wie auch in "Morella" oder bei "Berenice", Poes klassischer Vampirgeschichte.


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 19.04.2005 Seitenanfang nächste Seite