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Der Todesengel  (OT: The hand of night)
AKA: The Beast of Maoocco, La Mano de la Noche


GB,1968, Farbe, 88 min

Regie: Frederic Goode
Drehbuch: Bruce Stewart
Kamera: William Jordan
Musik John Shakespeare, Joan Shakespeare
Produzent: Harry Field
William Sylvester Paul Carver
Diane Clare Chantal
Alizia Gur Marisa
Edward Underdown Gunther
Terence de Marney Omar
William Dexter Leclerc
Sylvia Marriott Mrs. Petty

Paul Carver, ein Architekt aus England, der unlängst Frau und Tochter bei einem Autounfall verloren hat, reist nach Marokko. Während des unruhigen Fluges plagen ihn seltsame Alpträume. Er sieht sich selbst einer Hochzeit in einer maurischen Begräbnisstätte beiwohnen, bei der sich die Braut in ein Skelett verwandelt. Als er schweißgebadet erwacht, stellt er fest, das sein ihm unbekannter Sitznachbar ebenfalls Teil seines Traumes war. Dieser, er stellt sich als Archäologe Otto Gunther vor, ist fasziniert von Carvers Geschichte und lädt den Architekten in sein Haus ein.

Als Carver in Marokko eintrifft und einen alten Freund besuchen will, stellt sich heraus, das auch dieser gerade eben verstorben ist. Carver, der sich immer tiefer in quälendem Selbstmitleid verfängt und dem Alkohol zuspricht, glaubt in sich einen Boten des Todes zu erkennen, den "Freund Hein" aber selber nicht holen will um ihn zu quälen. Agonie und Sinnlosigkeit bestimmen sein Leben, so meint er.

Einem inneren Instinkt folgend sucht Carver Gunthers Haus auf. Dort ist gerade eine kleine Feier im Gange, denn Gunthers Assistent Leclerc hat soeben eine historische Grabanlage von unschätzbarem Wert entdeckt. Carver wird freundlich aufgenommen, dennoch fühlt er sich nicht wohl. Als die schöne Marisa erscheint (die kein Spiegelbild hat), folgt Carver ihr durch dunkle Straßen in einen Palast wie aus 1001 Nacht, wo sich wundersame Dinge ereignen. Scheinbar will ihn die orientalische Schönheit verführen, doch als sie einen seltsamen Ring an Carvers Finger entdeckt, den er im Haus des Archäologen an sich nahm, nehmen die Dinge einen andren Verlauf: Carver verliert das Bewußtsein und erwacht am nächsten Tag in der Wüste, wo ihn zufällig Gunther und dessen Ziehtochter Chantal entdecken, die sich auf dem Weg zu den Grabfunden befinden. Der Palast stellt sich als halbverfallene Ruine heraus, der von den abergläubischen Einheimischen gemieden wird. Gunther berichtet Carver von der Legende eines Vampirs, der dort umgehen soll, doch der Architekt scheint der schönen Marisa bereits verfallen zu sein. Chantal, die sich in einer Art Hassliebe Carver zugetan fühlt, versucht diesen von der dunklen Seite, die sein Leben bestimmt, abzubringen, doch sie wird entführt vom finsteren Omar, einem Diener der schönen Vampirin, der sie in die Wüste schleppt, wo sie sterben soll. Nun muss sich Paul Carver entscheiden. Wird er Marisa in die Dunkelheit folgen oder wird er Seite an Seite mit Gunther Chantal befreien und das Böse bekämpfen?

Merkwürdiges Stück Film, das! Wobei die Ausgangssituation ja eigentlich recht originell ist. Orientalische Vampire hatten wir noch nicht allzu häufig, zudem bietet die Eröffnungsszene, die ja die bizarre Traumsequenz Carvers im Flieger zeigt, durchaus eine gewisse Extravaganz, die auch recht neugierig auf mehr macht. Doch leider kann der Film nicht halten, was der vielversprechende Beginn offenbart und der Spannungsbogen knickt immer tiefer ein. Warum das?

Zum einen ist das Drehbuch von Bruce Stewart ziemlich dröge, denn Vampir hin oder her, diese Vampirdame (Alizia Gur, dem Vampireworld-Team gänzlich unbekannt) ist zwar hübsch anzuschauen, benimmt sich aber eigentlich reichlich unvampirisch (bestenfalls ist ein Sukkubus-Motiv nachvollziehbar), und die ganze Geschichte entpuppt sich eigentlich eher als schnarchige Geistergeschichte, die gänzlich blutleer inszeniert worden ist (kein Witz, hier ist tatsächlich kein Tropfen Blut zu sehen, nur Plastikskelette und putziges Billig-Make-up von einem "Vampir" [oder was für eine Kreatur das sein soll], der im Sonnenlicht vergeht.)

Die exotische nordafrikanische Kulisse verliert auch sehr bald ihren Reiz, denn dies allein reicht bei weitem nicht aus, den Film zu tragen, eine Eigenschaft übrigens, die die Darsteller schon gar nicht auf ihrem Haben Konto verbuchen können. William Sylvester, besonders aufmerksame Besucher unserer Seite erinnern sich daran, von ihm bereits im Film Die Gruft der toten Frauen sanft in den Schlummer gemimt worden zu sein, ist völlig uncharismatisch und nervt auf Dauer sogar richtiggehend als sperriger Melancholiker, die unglamouröse Diane Clare kann sich in ihrer Darstellung der eigentlich resoluten Chantal nicht richtig zwischen verspieltem Kleinmädchencharme, Zicke und "Scream Queen" entscheiden, Edward Underdown ist als "Guter" Gunther beinahe überflüssig, Alizia Gur ist wie gesagt wenigstens recht ansehnlich, verbreitet aber keinerlei vampirisches Flair und hätte hierfür auch ohnehin viel zu wenig Szenen.

Dem Film sieht man darüber hinaus auch zu nahezu jedem Zeitpunkt an, das eigentlich nie genug Geld da war. Da nächtens drehen bekanntlich um einiges kostspieliger ist als am Tage, wurde auch hier nach dem Prinzip der "amerikanischen Nacht" gedreht, einer bestimmten Filtertechnik, die (meistens nicht besonders überzeugend) die Illusion von Dunkelheit vermittelt, obschon in der hellichten Mittagssonne gekurbelt wurde. Dummerweise aber scheint man hier immer mal wieder vergessen zu haben, den Filter vor die Linse zu schrauben, so das sich gelegentlich Szenen einschleichen, die eigentlich nachts spielen sollen, tatsächlich aber das helle Tageslicht der nördlichen Sahara einfingen. Zum Umschneiden oder gar nachdrehen reichten dann wohl die Mittel nicht mehr, oder aber man hat ganz in guter alter Ed Wood Art gedacht, egal, das merkt eh keine Sau - ätsch, doch!

So ganz überzeugt können dann auch die Produzenten Harry Field und Lionel Hoare nicht vom fertigen Werk ihres Regisseurs Frederic Goode gewesen sein, denn außerordentlich beworben haben sie den Film nicht, weswegen er auch recht bald wieder in Vergessenheit geriet. In Deutschland lief "The Hand of Night" ohnehin nie im Kino oder erfuhr einen Release auf Video oder DVD. Einzig der Minderheitensender Tele 5 strahlte den Film 2003 einmal im Samstagnachtprogramm aus, dies war die offizielle Deutschlandpremiere. Wer damals nicht gerade seinen Videorecorder programmiert hat (so fern Tele 5 in Eurer Gegend überhaupt zu empfangen ist, was bei weitem nicht bundesweit der Fall ist), hat also eher ganz schlechte Karten mal an das Teil heranzukommen, es sei denn man zahlt unverschämte Importpreise in USA oder UK.
Muss man aber gar nicht, denn, wie bereits gesagt, eigentlich ist der Film eher doof.
Einen Punkt gibt es für den ungewöhnlichen Anfang, mehr ist leider nicht!



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