Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Der Vampir von Notre Dame     (OT: I Vampiri)
AKA: The Devil's Commandment, Evil's Commandment, Lust of the Vampire, The Vampires

Italien 1956, s/w, 78 min

.

Regie Riccardo Freda, Mario Bava
Drehbuch Riccardo Freda, Piero Regnoli , J.V. Rhemo, Rik Sjostrom
Musik Franco Mannino, Roman Vlad
Kamera Mario Bava
Produzent Luigi Carpentieri, Ermanno Donati, Piero Donati
Gianna Maria Canale Giselle du Grand
Carlo D'Angelo Inspector Chantal
Dario Michaelis Pierre Lantin
Wandisa Guida Lorrette Robert
Angelo Galassi Ronald Fontaine
Renato Tontini Rinaldo
Charles Fawcett Mr. Bourgeois

Het Meesterwerk van Mario Bava en Riccardo Freda. De Klassieker van de Europese Horrorfilm eindelijk op DVD!

De politie van Parijs wordt geconfronteerd met een reeks bizarre moorden. In de Seine worden voortdurend de lijken van jongedames gevonden. Een jonge journalist onderzoekt de zaak en maakt kennis met de beeldschone gravin Du Grand (Gianna Maria Canale), een mysterieuze vrouw die iets met de moorden te maken lijkt te hebben. Na enig speurwerk stuit hij op een gruwelijk geheim.

I Vampiri, de eerste echte Italiaanse horrofilm, luidde aan het einde van de jaren vijftig op glorieuze wijze de terugkeer van der Europese fantastiek in, nog voordat de beroemde Hammer-studio mondiale successen oogstte.

Ein irrer Mörder metzelt sich durch die französische Metropole, weswegen die Polizei immer wieder die Leichen junger Frauen aus der Seine fischen muss. Besonders erschreckend hierbei ist, dass die Mädels samt und sonders völlig blutleer aufgefunden werden. Bald spricht ganz Paris gar nicht mehr von der Liebe, wie uns ein alter Gassenhauer ja immer weismachen möchte, sondern nur noch von dem gefürchteten "Vampir". Dies ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse, und so heftet sich auch bald der kaltschnäuzige und clevere Reporter Pierre La Salle an die Spuren des unheimlichen Mörders, der gerade eben erst wieder zugeschlagen hat.

Bei seinen Ermittlungen trifft La Salle auf die schöne Duchess Giselle Du Grand, die sich heftig in den Zeitungsmann verliebt, doch dieser mag die ihm erbrachten Avancen so gar nicht erwidern. Schließlich wird auch La Salles Freundin entführt. Als sich herausstellt, das bereits die Großtante Giselles, die alte Herzogin Margarethe Du Grand, die angeblich inzwischen vollkommen wahnsinnig und bereits über 100 Jahre alt sein soll und zu ihrem eigenen Schutz in ihren Räumlichkeiten eingesperrt gehalten wird, in unerfüllter Liebe zu La Salles Vater entflammt war, reift in dem Journalisten langsam ein Verdacht.

Und schließlich ist da auch noch Cousin Julien, ein ziemlich typischer Vertreter der beliebten Horrorfilmgattung des verrückten Wissenschaftlers, der seinerseits wiederum in Liebe der Duchesse gegenüber zugetan ist. Doch damit nicht genug, schließlich hat der Mann in seinem Blubberwaberlabor auch noch den Schlüssel zur ultimativen Faltenbekämpfung in Form eines Präparates entdeckt, welches er aus dem Blut junger Mädchen gewinnt. Doch da die Wirkung nicht von allzu langer Dauer ist, ist ständig Nachschub von diesem besonderen Saft gefragt. Und wer jetzt noch immer nicht den Durchblick hat, der denke bitte mal darüber nach, wer sich wohl tatsächlich hinter der jungen schönen und irgendwie mysteriösen Giselle verbergen mag, die man nie im gleichen Raum mit dem angeblich verrückten alten Tantchen sieht. Und kann denn wohl außerdem der fesche Pierre sein Liebelein noch rechtzeitig vor dem finalen Aderlass aus den Krallen der verbrecherischen Du Grand-Sippe befreien oder wird auch diese im Dienste ewiger Jugend und Glückseligkeit als blutleere bleiche Schönheit im Pariser Bächlein enden?


Was auch immer man am Ende von der tatsächlichen Qualität dieses Films halten mag, so muss doch zumindest vorwegnehmend schon mal nicht ohne Ehrfurcht anerkannt werden: Legenden pflastern seinen Weg! Und was für welche. "I Vampiri" - so der Originaltitel - gilt nicht ganz zu unrecht als der erste italienische Gothic Horrorfilm überhaupt und somit als Wegbereiter dieses speziellen Genres, auch wenn er mal so richtig streng genommen gar nicht unbedingt in jenes typische Muster passt. Wie geht aber das nun wieder?

Nun, betrachten wir mal einen ziemlich exemplarischen Vertreter der Italo-Gotik, idealerweise Die Stunde wenn Dracula kommt vom großen Mario Bava (mit welchem wir uns gleich noch eingehender auseinanderzusetzen haben), meinethalben aber auch Dracula im Schloss des Schreckens von Antonio Margheriti, so wird recht rasch der Unterschied offenbar. Während jene späteren Genreklassiker fast immer komplett typische Gothics sind, die sich an den amerikanischen Vorbildern der 1930'er, aber auch an den damals noch üblichen Spielregeln der britischen Hammer Konkurrenz orientierten und vielleicht sogar in noch höherem Maße an Roger Cormans fantastischen Poe Adaptionen, was bedeutet, dass sie klassisch in der Vergangenheit angesiedelt sind, und zwar zumeist in der Epoche der Romantik oder zumindest in der viktorianischen Ära und fast immer, auch wenn die überaus meisten dieser Filme mit eher spärlichen finanziellen Mitteln entstehen mussten, beinahe barock verschwenderisch ausgestattet waren. Hier ein altes finsteres efeuberanktes Gemäuer, welches direkt aus einer E.T.A Hoffmann Erzählung zu stammen scheint, und in dem man hinter jeder Ecke mindestens eine weiße Frau spuken wähnt, während sich alte opulente Vorhänge unheilschwanger im Wind aufblähen und man in den Fratzen der finsteren Gemälde der Ahnengallerie im gruseligen riesigen Treppenhaus eben noch eine Bewegung zu sehen glaubte, dort eine alte Grabkammer, in der seit hunderten von Jahren die Gebeine verdammter Seelen ruhen, die keinen Frieden finden und ins ungute Dasein zurückkehren, wenn man ihnen mit schmatzendem Geräusch die Totenmaske vom bleichen Schädel reißt… Ganz schön creepy, nicht wahr?

"I Vampiri" aber ist komplett anders aufgebaut. Zwar gibt es auch hier ein olles Schloss und viele der Ingredienzien des späteren Standards zu bewundern und Mario Bavas unnachahmliche Handschrift ist auch schon weithin zu erkennen, dennoch bewegt sich der Film komplett im Grenzbereich. Zunächst einmal hat er eine ganze Menge Elemente der damals so beliebten "Gruselkrimis" a la Edgar Wallace, also Mörderjagd durch flotten Kommissar / Detektiv / Reporter / Agenten / Nobelgauner im edlen (und auch gotische Züge tragenden) Ambiente eines alten Jagdschlosses des Jet Sets, zu bieten, doch auch die stilbildenden Zutaten des später ungemein populären Giallo-Genres, eben jener so typisch italienischen Form des Thrillers, in dem immer irgendein abgeklärter und sehr sportiver Held versucht, einen ungemein gefährlichen Verbrecher zur Strecke zu bringen (Serienmörder, gestörter Irrer, brutaler Terrorist, etc.) wurden durch "I Vampiri" vorweg genommen. Einflüsse der Science Fiction, der der Film Dank des ausgeprägten "Mad Scientist" Motivs streng genommen zuzuordnen ist, sind ebenfalls auszumachen, aber in dem Bereich crossovert es ja bereits, seit Mary Shelley weiland das Frankenstein-Monster ersann, zudem war dieses Motiv (also das des verbrecherischen Super Wissenschaftlers) ja durchaus auch ein sehr beliebtes im amerikanischen Gruselfilm der 1950'er Jahre, der großen Zeit des Autokinos, in der man die Teenager als zahlungswilliges Zielpublikum entdeckt hatte. Der vampirische Aspekt des Films beläuft sich vor allem im Anlehnen an das berühmte Bathory-Motiv der alternden Frau, die durch das Blut junger schöner Frauen ihre Jugend zu erhalten / zurückzugewinnen sucht.

Man hatte also so ziemlich alles, was zu jener Zeit nach Erfolg roch, in einen großen Topf gegeben, mit dem großen Ricardo Freda einen verdienten und erfahrenen Regisseur des italienischen Nachkriegskinos gewinnen können und man holte sich das junge und extrem talentierte Allroundgenie Mario Bava für Beleuchtung, Kameraarbeit, etc. der dem Film somit zunächst rein optisch schon mal seinen Stempel aufzudrücken vermochte, doch sein Anteil sollte noch weiter steigen. Als Freda sich nämlich mit den Produzenten überwarf und im Streit das Set verließ, setzte man kurzerhand Bava auf den Regiestuhl, der das Projekt in wahnwitzigen zwei Tagen Drehzeit tatsächlich zum Abschluß bringen konnte. Der Produktionsstab war schlicht überwältigt von der Effektivität Bavas, dessen Regiekarriere nun endgültig ins Rollen kommen konnte. Dennoch war Bava zu jener Zeit dem Kinobesucher noch ein Nobody, weshalb man sich letztlich dazu entschied, ihn nicht als Regisseur zu listen und weiterhin auf Fredas berühmten Namen zu setzen.

Dennoch, im Prinzip kann man "I Vampiri" als Bavas Regiedebüt und als Geburt des italienischen Horrorfilms bezeichnen, der den Bogen von der Schauerromantik zur Gegenwart schlagen konnte. Sicher, wer weiß, wie der Film hätte aussehen können, wenn Bava ihn von vornherein hätte inszenieren dürfen. Nicht etwa, das Freda kein guter Regisseur gewesen sei, im Gegenteil, doch auch wenn dieser seine größten Erfolge im Horrorfach hatte feiern können, ein Überzeugungstäter in Sachen Phantastik war er nie, weshalb seinen Genre-Regiearbeiten auch oftmals irgendwie das Visionäre fehlte, das Bavas Filme stets so besonders machte. Sicher ist aber auch, beide Regisseure haben in jedem Fall bessere Filme als den vorliegenden in ihren jeweiligen Karrieren gedreht.

Leider ist "Der Vampir von Notre Dame", der seiner eher mediokren Qualität zum Trotz schon allein aus filmhistorischen Gründen dennoch in jede gut sortierte Filmsammlung gehört, nie in deutscher Fassung als Kaufobjekt erschienen, so dass wir uns mit einer niederländischen Version mit italienischem Originalton und eben holländischen Untertiteln behelfen mussten, was das Sehvergnügen zusätzlich schmälerte, da der Rezensent der italienischen Sprache gar nicht und der niederländischen nur ansatzweise mächtig ist, tja… ging aber dennoch irgendwie. Zwar hat meines Wissens EMS den Film mehrfach als DVD angekündigt, erschienen ist er indes jedenfalls bis dato nicht. Schade!

 


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 15.07.2006 Seitenanfang nächste Seite