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Killer Barbys vs. Dracula

D, Spanien, 2002, Farbe, 85 min

 
Regie Jess Franco
Produzenten  
Drehbuch Jess Franco
Musik Jess Franco / Daniel J. White
Kamera Emilio Schargorodsky
 
Silvia Superstar Silvia
Enrique Sarasola Graf Dracula
Lina Romay Irina Von Karnstein
Dan Van Husen Dr. Seward
Carsten Frank Albinus
Katja Bienert Katja Van Barenboim
Aldo Sambrell Pepe "Pepito" Morgan
Billy King Billy


Strange things happen at an exotic amusement park on the Costa del Sol. While the famous rock group Killer Barbies are getting ready for a new tour, a mysterious hearse arrives on the scene. Irina, the director of the Transylvanian tourism office, has brought her country's most famous personality, Count Dracula, to the south of Spain to present his corpse in an advertising campaign for Transylvania.
When Killer Barbies lead singer Silvia Superstar gets wind of the fact that Dracula is in town, she tries to make contact with him. After presenting her new song "Wake Up", the Count is aroused by Silvia's voice and awakens from this centuries-long sleep. Silvia's innocent flirt soon becomes a dangerous game of fear and terror for everyone in her life. In despair, Irina asks the internationally renowned vampire hunter Dr. Seward and his nervous assistant Albinus for help in ending the Count's blood-thirsty adventures...

Wir befinden uns in der Westernstadt eines spanischen Vergnügungsparks (wo im folgenden etwa 99% der Handlung angesiedelt sein wird.) Aus nicht genau nachvollziehbaren Gründen ist die Hauptattraktion besagten Rummels die spanische Poppunkband (mit deutlicher Betonung auf Pop) Killer Barbys, die, wie uns der Film weismachen möchte, gerade (also zu jener Zeit, in der der Film spielt) der weltweit heißeste Scheiß ist (fraglich zwar, weswegen eine international total erfolgreiche Band ein solches Engagement annehmen sollte, aber dies ist ja ein Jess Franco Film, da geht stets so einiges.) Warum zur Hölle die Musikanten ausgerechnet in der Westernstadt auftreten, obschon sie mit Country und / oder Western in etwa so viel zu tun haben wie Roberto Blanco mit Death Metal, bleibt im folgenden unbeantwortet, genau wie der Umstand, dass andauernd ein meistens Bier trinkender alter Mann im Dracula-Kostüm durch die Szenerie schleicht und von sich behauptet, er sei der wahrhaft echte und einzige Dracula, und nicht nur ein Darsteller, wie alle glauben würden, aber eigentlich überhaupt nichts in der Kulisse verloren hat, weil, eine Westernstadt mit Dracula? Dodge City mit Vampir? Billy the Kid vs. Dracula, oder wie? Ein Spukschloss oder eine Geisterbahn sucht man jedenfalls vergebens.....

Jener besagte Mensch ist wohl auch der Grund, weshalb eines schönen Tages die "Kulturministerin von Transsylvanien" im Park auftaucht und behauptet, sie habe die Mumie des wahrhaftigen Dracula dabei, also dem...na ja, Ihr wisst schon, und die ollen Gebeine vom Grafen sollen dann jetzt entsprechend im Park ausgestellt werden, zu höheren Ehren Transsylvaniens oder so (ja nee, ist klar!) Das wiederum finden die Killer Barbys echt schick. Boah, Dracula? Wirklich? Mal schnell ein Foto machen...

Als Sylvia Superstar (so nennt sich halt die Vokalistin und Ober-Barby der Truppe) und ihre Begleitmusiker dann anschließend wieder so richtig loslegen (ich sag es Euch!...Ist schon klar, dass das jetzt Ironie war, oder?) erwacht der Graf wieder zum Leben und zieht sich erst mal den nervenden Holzpflock aus der Pumpe. Sogleich mischt er sich rockenderweise unter das pogende Volk und fällt gar nicht weiter auf. Da rumhüpfen aber hungrig bzw. durstig macht, macht sich unser Graf mal schnell über eine Touristengruppe her, die gerade einem spanischen Zupfklampfenhansel das Leben schwer machen. Nun kommt Drac richtig in Fahrt und dezimiert Parkbetreiber wie -besucher gleichermaßen, unter anderem fallen ihm auch die Ministerin und Trommel-Arzt Bela B. Felsenheimer, welcher hier werbewirksam in Minirolle mit von der Partie ist, zum Opfer.

Doch Hilfe naht bereits in Persona Dr. Sewards, einem berühmten blinden Okkultisten, der mit seinem Gehilfen Albinus anreist und allerlei widersprüchliches vom Stapel lässt. Zum einen klugscheißt er, er glaube nicht, es mit Vampirspuk zu tun zu haben, da der letzte verbriefte Fall solcherlei auf das 19. Jahrhundert zurückginge, andererseits behauptet er auf die Frage Bela B.s, ob er denn überhaupt schon mal mit Blutsaugern zu tun gehabt hätte, das hätte er sehr wohl, und zwar schon reichlich. Ja wie denn jetzt?

Jedenfalls schlägt Dracula eindeutig über die Strenge, als er bei dem großen Auftritt der Killer Barbys auf die Bühne stürmt und versucht, an Sylvias Hals zu knabbern.
Schließlich kommt es zum Finale, zu dem Dracula auf dem nahegelgenen Friedhof (liegen Vergnügungsparks sinnigerweise nicht eigentlich immer direkt neben Friedhöfen? Und lebt eigentlich der alte Holzmichel noch?) endlich gepfählt wird. Er zerfällt aber nicht zu Staub oder so etwas, er verwandelt sich hernach in einen süßen Plüschhasen und hoppelt davon.

Noch Fragen?


Also ich hätte da so mach eine...

Aber im Ernst, bereits als ich mir das noch relativ neue Interview mit Jess Franco im Bonusbereich der Jungfrau in den Krallen von Vampiren DVD ansah, begann ich mir leichte Sorgen um die Substanz des spanischen Billigheimers zu machen. Vorliegender Film (wir wollen ihn mal ganz vorsichtig als Film bezeichnen) scheint mir aber Beweis genug dafür zu sein, dass die Demenz früher oder später nach einem jeden von uns schnappt. Das ist oder wäre im Falle Franco zwar traurig, noch viel trauriger aber wäre es, wenn der Mann diesen Sondermüll bar jedweder Vernunft im Vollbesitz seiner geistigen Gesundheit gebastelt hätte, denn man stelle sich vor, Jess Franco ist seit über 40 Jahren als Filmschaffender unterwegs, da sollte man doch meinen, allmählich müsste sich Erfahrung angesammelt haben, Handwerk zu Perfektion gereift sein, und Talent - sicherlich nicht ganz unmaßgeblich wenn man seine Brötchen mit, ich sag mal im weitesten Sinne Kunst, verdienen möchte - sollte zumindest latent erkennbar sein, doch "Killer Barbys vs. Dracula" lässt nichts von alledem durchschimmern und wirkt einfach nur so unglaublich... ja was soll ich sagen?, Scheiße, dass es kracht!

Die Handlung, so man sie so nennen kann, lässt nicht wirklich auf ein vorhandenes Drehbuch schließen, die 15 Dialoge, die es vielleicht gibt, wirken dermaßen improvisiert, wie man es seit den guten alten Klaus Lembke Filmen aus den 70'ern nicht mehr gehört hat (da war es aber wenigstens noch lustig), die Schauspieler, obschon zum Großteil gestandene Trash-Film Recken wie Katja Bienert, Dan van Husen oder Francos Gattin Lina Romay, weckten in mir nur das Gefühl peinlich berührt zu sein ob so viel mimischen Unvermögens. Dabei können sie es ja eigentlich (jedenfalls teilweise), wenn man aber Aldo Sambrell, der mal ganz gut im Italo Western Geschäft war, im Piratenkostüm vor dem vermutlich schlechtesten Hupfdohlenbalett Spaniens herumhampeln sieht und ihn etwas wie "Ich bin Morgan der Halunke" singen hört, noch dazu wo es überhaupt nichts mit der laufenden Handlung zu tun hat, da fragt man sich doch, wie weit mag manchen Leuten der Graben zwischen Berufsethos und Schmerzgrenze sein? Mit "Ich bin schon alt und brauche das Geld inzwischen wieder" wird man sich hier kaum rausreden können, denn allzu viel davon kann nicht in die Produktion geflossen sein.

Und dann die Technik. Die Kamera, die Emilio Schargorodsky (wer?) bediente (und ich bin mit sicher, dass es nicht mehr als eine einzige war), wurde wahrscheinlich vom LKW runter hinter einem "Rudis Resterampe" Markt gekauft (anders waren die ollen Video-Camcorder aus den frühen 90'ern halt nicht mehr zu veräußern), doch verleiht das Ding dem Werk einen einzigartigen Look, der irgendwo zwischen der "Lindenstraße" und Onkel Engelberts filmischen Mallorca Impressionen vom letzten Kegelclubausflug liegt, nur in weniger professionell. Lustig wird es immer dann, wenn Franco seine berühmten Zooms fahren lässt, was natürlich mit so einem Wunderwerk der Technik wie dem hier verwendeten Teil besonders gekonnt wirkt, Kicher! Aber gänzlich verhuscht kommt es in der letzten Viertelstunde, wenn Franco den Farbfilter aufschraubt, doch leider vergisst, ihn irgendwann wieder runterzunehmen, oder bildete er sich ernsthaft ein, es wäre niemandem aufgefallen, dass er den Killer Barbys Auftritt, der offensichtlich am Tage auf der winzigen Westernstadt-Bühne vor etwa 20 Figuren stattfindet, in eine geklaute Festivalszene einmontiert und so tut, als spielten die Barbys dort? Psychedelia, Mann....

Was für ein Teufel mag Jess Franco nur geritten haben, dieses ganz und gar miese und misslungene Filmchen zu machen? Sicher, er hat ja schon öfter mal Filme verbrochen, für die sich manch anderer Regisseur einen Alan Smithee in die Credits hätte schreiben lassen, doch hier hat er sich selbst um Meilen unterboten. Wer bislang immer dachte, Die Nacht der offenen Särge sei Francos grottigstes Werk, wird nun völlig umdenken müssen.

Und sich am Ende auch noch rausreden wollen mit, "Wieso, ist doch nur eine Komödie" gilt schon gar nicht!



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