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Nachtschicht   (OT: Graveyard Shift)
AKA: Central Park Drifter

Canada, 1986, Farbe, 90 min
 
Regie: Gerard Ciccoritti
Produzenten: Lightshow Communications/Cinema Ventures Inc.
Drehbuch Gerard Ciccoritti
Musik: Nicholas Pike
Kamera: Robert Bergman
 
Silvio Oliviero Stephen Tepes
Helen Papas Michelle Hayden
Cliff Stoker Eric Hayden
Dorin Ferber Gilda
Dan Rose Robert Kopple
John Haslett Cuff Det. Winsome

Stephen Tsepes (ja nee, ist klar!) ist ein Taxifahrer in New York. Er arbeitet immer nur nachts und hat auch einen guten Grund hierfür - Herr Tsepes ist, wie sollte es auch anders sein, natürlich ein Vampir. Dennoch ist er ein guter Junge, denn er trinkt immer nur von Opfern, die dem Tode nah sind (ein wenig wie die Rice Vampire) und schenkt ihnen die Unsterblichkeit. Natürlich ist dieses "Geschenk" mit einer vampirischen Existenz verbunden. Da Stephen diese Macht hat, ist er der Obervampir der Stadt. Er versucht stets die Balance zwischen den Vampiren und den Menschen aufrecht zu halten. Ermordet eines seiner Geschöpfe ein Opfer im Blutrausch, so kümmert sich Stephen um die Sache. So könnte Tsepes glücklich und zufrieden in alle Ewigkeiten weiterexistieren, doch wie es der Zufall so will, schneit ihm eines Tages die Pop-Videoclip Regisseurin Michelle in sein Taxi. Die beiden fühlen sich auf unerklärliche Art zueinander hingezogen und sehen sich bald wieder.
Michelle lädt Stephen zu ihrer Halloween Party ein, dort entdecken der Vampir und die Lady ihre Liebe zueinander. Sie lehrt ihn eine ihm bislang ungekannte Leidenschaft, er zeigt ihr die Wunder der Nacht. Seufz, ja ja, so verliebt...
Doch Michelle wird sterben, denn sie hat Krebs, und die Uhr tickt unaufhaltsam.
Soll Stephen Michelle nun vampirisieren um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren? Damit wäre die Leidenschaft zwischen ihm und ihr ausgelöscht, das besondere Band, und Michelle wäre letztlich nur eine von den vielen, die er in sein Schattenreich holte. Doch kann er sie andererseits einfach sterben lassen? Dann würde er sie für immer verlieren.
Zusätzliche Probleme schaffen die anderen Vampire, die eifersüchtig alles daran zu setzen versuchen, dass Stephen sein Interesse wieder ihnen zuwendet, wie Michelles Ehemann, der zwar selber keine Gelegenheit auslässt, diese zu betrügen, seinerseits jedoch gerade vor Eifersucht rast.
Gibt es eine Chance für Michelle und Stephen?


Uumpff, dieser Film ist ein harter Brocken. Allerdings nicht weil er so knallhart und brutal wäre oder in irgendeiner Form radikal oder innovativ, oh Nein! Hauptsächlich kennzeichnen drei Motive diese kanadische Produktion: Langeweile, Kitsch, und das Unvermögen des Regisseurs Gerard Ciccoritti, dem Film eine durchgehende Stringenz zu geben. Rein optisch funktioniert "Graveyard Shift", dem man übrigens zum DVD Release nachträglich den Titel "Central Park Drifter" verpasste, eigentlich ganz gut. Zwar wirken die Hauptdarsteller Silvio Oliviero (ob der wohl wirklich so heißt?) als Vampir und Helen Papas als Michelle etwas uncharismatisch, damit kann man aber leben und muss auch nicht unbedingt unangenehme Termini wie "Fehlbesetzung" oder so anwenden. Der Film wirkt sehr durchgestyled, natürlich hierbei sehr 80'er, was nicht weiter verwundert, da er ja aus dem Jahre 1986 stammt. Doch so recht konnte sich Ciccoritti nicht auf einen einheitlichen Stil festlegen und schwankt unentschlossen zwischen Motiven des Film Noir (inklusive tragischer Liebesgeschichte), streut reichlich Elemente des erotischen Films ein (mal mehr, mal weniger erfolgreich was nun die erotische Komponente anbelangt), klassischem Horrorkino (ohne es allerdings jemals zu so etwas wie Atmosphäre kommen zu lassen), Krimi (ohne die hierfür zwingende Rasanz) und, wie gesagt, einer Menge Kitsch! Zudem versucht Herr Ciccoritti dem ganzen noch einen richtig coolen arty Anstrich zu geben, denn das gibt gute Kritiken, wird er sich gedacht haben (ja, aber nur wenn man's kann!) So sollte das ganze wahrscheinlich ein richtig toller moderner Vampirfilm werden, der natürlich alles ganz anders macht, als es bei den berühmten Werken gotischer Filmkunst vorgegeben wurde, allein, es gelang ihm nicht. Wo der Film poetisch wirken soll, macht sich nur Langeweile breit, außerdem werden viel zu viele Handlungsfäden parallel geknüpft, die teilweise im Nirgendwo verschwinden und einen reichlich zerrissenen Gesamteindruck hinterlassen - da drängt sich einem förmlich die Phrase ‚weder Fleisch noch Fisch auf' und führt nur zu herzhaftem Gähnen. Wie gesagt, die Optik stimmt hier schon, das kühle 80'er Flair, Neonlichter, die sich auf dem regennassen Asphalt spiegeln, dazu die hervorragende Kulisse New Yorks bei Nacht, das alles passt, reicht aber nicht aus, um ein ambitioniertes (unterstelle ich jetzt mal so) Filmprojekt wie dieses zu tragen, dazu fehlt es einfach an Substanz, vermutlich an Budget sowieso.
Dazu kommt, dass das Ende des Films wenig überraschend und vorhersehbar gestaltet wurde, was der vielleicht gar nicht mal schlechten Grundidee mächtig viel Wind aus den Segeln nimmt, und die Tatsache, das die Dialoge - wie so häufig in vergleichbaren Streifen (wie z.B. To die for) allenfalls mittelmäßig bis grottenschlecht sind.

Somit fassen wir zusammen: der Film mag auf keiner Ebene wirklich zu überzeugen, die Darsteller bleiben eher blass, das Projekt überforderte den Regisseur. Für einen Thriller wird zu wenig Thrill geboten, auf künstlerischer Ebene enttäuscht "Nachtschicht" eben so, da zwar viel Wert auf "schönen Schein" gelegt wurde, inhaltlich aber die Substanz fehlt. Das Motiv des Großstadtcowboys, der einen Funkmietwagen durch die nächtliche Metropole lenkt, konnte nicht erfolgreich durch vampirische Elemente bereichert werden.
Spontan fallen mir die beiden großen Taxifilme "Taxi Driver" von Martin Scorsese mit dem unvergesslichen Robert de Niro als durchgeknalltem Rächer wie "Night on Earth", der brillanten Collage solch unterschiedlicher Inszenierer wie Jim Jarmush und Aki Kaurismäkii (na gut, so unterschiedlich sind die beiden genannten gar nicht, aber das ist eine ganz andere Geschichte) ein. Zwar kommen dort keine Vampire vor, dennoch sind beide Filme um Längen besser.


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