The
Vampire Bat
Wir
befinden uns in der fiktiven Vergangenheit einer fiktiven deutschen
Kleinstadt namens Kleinschloss. Finstere Dinge gehen hier vor sich.
Täglich (oder besser nächtlich) rafft es neue arglose
Opfer dahin, die schließlich blutleer und ziemlich tot auf
ihren Matratzen aufgefunden werden. Da in letzter Zeit außerdem
vermehrt ungewöhnlich große und aggressive Fledermäuse
in Kleinschloss umher flattern, sind sich Bürgermeister und
Mob einig, hier geht doch ein Vampir um. Die unumstößlichen
Beweise finden die hohen Herren des Stadtrates in alten Chroniken,
die von Vampirspuk vergangener Jahrhunderten berichten. Einzig der
rationale Polizeikommissar Brettschneider, der die Todesfälle
untersucht, mag nicht so recht an einen übernatürlichen
Täter glauben. Warum zeigen die althergebrachten Waffen im
Kampf gegen Vampirismus überhaupt keine Wirkung? Und wieso
können die Blutsauger scheinbar durch Wände laufen? Er
verabschiedet sich spöttisch mit den Worten "Good Night,
Gentlemen
and don't let the Vampires get you!" von der
Versammlung. Halb belustigt, halb frustriert berichtet der aufrechte
Polizist seiner Verlobten Ruth, die als Assistentin bei dem Wissenschaftler
und Arzt Dr. von Niemann arbeitet und mit ihrer ulkigen Tante Gussie
zusammenlebt, vom Aberglauben ihrer Mitbürger. Vampire, so
ein Unsinn
.
Der Mob indes
glaubt, der zurückgebliebene Dorftrottel Herman Gleib stecke
hinter den Vampirmorden und organisiert eine Hetzjagd auf den jungen
Mann, die dieser mit dem Leben büßt. Doch werden die
Kleinschloss Morde damit tatsächlich aufhören? Was weiß
der mysteriöse Dr. von Niemann, der in seinem Laborkeller verwerfliche
Experimente durchzuführen scheint, und warum verhält sich
sein Diener Emil so merkwürdig? Und sind am Ende Ruth und Gussie
in tödlicher Gefahr? Als Brettschneider ein Licht aufgeht,
ist es fast schon zu spät
Was haben wir
denn hier für einen Film? Etwa einen Crossover aus Tod Brownings
Dracula (das Vampirmotiv und Dwight
Frye, dessen Figur Herman Gleib quasi eine eins zu eins Kopie des
Renfield Charakters aus Brownings Film ist), James Whales "Frankenstein"
(das "Mad Scientist" Motiv, Lionel Belmore als Bürgermeister,
der die gleiche Rolle bereits in "Frankenstein" spielte
und sich sogar im Dorf bestens auskennen sollte, borgte sich doch
die Produktionsfirma "Majestic" die Außenkulissen
aus dem berühmten Film bei der "Universal" aus) und
Robert Wienes "Caligari" (der Hypnotiseur und der somnambule
Mörder)? Genau so ist es! Aber kann das denn überhaupt
funktionieren?
Nun ja, leider
nicht ganz!
Zunächst allerdings beginnt der Film mal recht ordentlich.
Regisseur Strayer gelingt es durchaus, eine unheimliche und für
amerikanische Filme dieser Zeit typisch gotische Atmosphäre
nach dem Vorbild der großen "Universal"-Filme zu
kreieren, Ausstattung (die Kulissen für die Innenaufnahmen
stammen übrigens größtenteils aus dem Fundus des
Films "The Old Dark House") und Stars - neben den bereits
erwähnten verdienten Gruselfilmdarstellern Belmore und Frye
laufen immerhin noch Lionel Atwill als von Niemann auf, die "King
Kong" Scream Queen Fay Wray als Liebchen des Polizisten Brettschneider,
welcher von dem ebenfalls nicht gerade unbekannten Melvyn Douglas
gegeben wird, zudem noch Robert Frazer, den man beispielsweise als
soliden Nebendarsteller aus dem Lugosi
Klassiker "The White Zombie" kennen sollte und der hier
gekonnt das unfreiwillige Mordwerkzeug des verrückten Wissenschaftlers
macht - tun natürlich das Ihre hinzu und zunächst scheint
auch die Story - das Drehbuch stammt übrigens vom nicht allzu
bekannten Edward T. Lowe jr. - ganz gut zu funktionieren. Doch als
nach etwa der Hälfte des Films zum einen noch nicht wirklich
allzu viel Fesselndes passiert ist und die Story dann plötzlich
vom spukigen Vampirhorror zum etwas hanebüchenen SciFi-Trash
umkippt, wird es zum einen doch etwas albern, zum zweiten wird die
letztlich nicht ganz unvorhersehbare Auflösung der guten ersten
Hälfte des Films einfach nicht gerecht.
Dennoch wird
gerade der geneigte Freund des klassischen "Gothics Horrors"
ganz sicher seinen Spaß an diesem Film haben, der allemal
sehenswert ist, wenn auch bei weitem nicht annähernd so überragend
und wegweisend wie die drei berühmten Streifen Dracula,
"Frankenstein" und "Caligari" (von denen dann
allerdings zweifellos Dracula rein filmisch gesehen der schwächste
ist), an die er sich anlehnt. Schön anzuschauen und über
manche Strecken elegant gefilmt ist er dennoch.
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