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Die Chronik der Unsterblichen 2 - Der Vampyr

Untertitel Die Chronik der Unsterblichen
Autor Wolfgang Hohlbein
Kategorie Roman
Seitenzahl 349
Format Paperback
deutsche Übersetzung  
Erstveröffentlichung 2000
Verlag Ullstein Taschenbuch Verlag
ISBN-Nummer 3-548-25261-3

Die Chronik der Unsterblichen 1 - Am Abrund
Die Chronik der Unsterblichen 2 - Der Vampyr
Die Chronik der Unsterblichen 3 - Der Todesstoß
Die Chronik der Unsterblichen 4 - Der Untergang
Die Chronik der Unsterblichen 5 - Die Wiederkehr
Die Chronik der Unsterblichen 6 - Die Blutgräfin

Osteuropa im 15. Jahrhundert. Als der Inquisitor den Befehl gibt, "Die Hexen zu verbrennen", muss Andrej sich mit seinem Erzfeind, dem Piratenkapitän Abu Dun, verbünden und Seite an Seite mit dem schwarzen Riesen gegen die schreckliche Gefahr kämpfen. Denn nicht nur Andrejs Leben und das seines Schützlings Frederic stehen auf dem Spiel, sondern das Schicksal ganz Transsilvaniens. Da erfährt er, dass seine geliebte Maria unter den Einfluss des düstern Fürsten Dracul geraten ist...


Wir erinnern uns an Teil eins der "Unsterblichen Chronik" von Wolle Hohlbein: Des nicht daheim verweilenden Säbel Sepps Andrej Delanys Sippe fiel zum Großteil der Inqisition zum Opfer oder in Gefangenschaft, nur der (böse) Bub Frederic entkam dem Gemetzel. Delany nahm Frederic mit auf die Verfolgungsjagd nach den Mördern. Im Verlauf der Geschichte stellte sich heraus, das sowohl Andrej wie auch Frederic nahezu unsterblich sind, sogenannte Vampyre. Ihr fieser Gegner, der Herzog von Constanta, wurde besiegt, nun machte man sich hoffnungsfroh an die Verfolgung / Befreiung der noch lebenden Delanys, die vom nubischen Piratenkapitän Abu Dun versklavt werden sollten.

Teil zwei beginnt nun unmittelbar nach dem Ende von Teil eins. Andrej und Frederic haben das Schiff Abu Duns aufgespürt, wo es zu einem Zweikampf des Schwertkämpfers mit dem Piraten kommt, der in einer relativen Pattsituation endet. Doch die beiden Kontrahenten schließen sich zusammen, als sie merken, dass der Großinquisitor Domenicus auch Abu Dun in einen Hinterhalt geführt hat. Duns Schiff wird sowohl von Domenicus wie von dem unheimlichen Drachenkrieger Vlad "Dracul" Tepesch (das schreibt sich in dem Buch halt so!) angegriffen und versenkt, die Delanys sterben mit Mann und Maus.
Das ist natürlich doof, denn Andrej und Frederic wurden somit um ihre Verwandten gebracht und Abu Dun um seine Beute. Ganz eindeutig schreit das nach Rache!

Unsere neuen Alliierten stolpern nun etwas planlos durch den Wald, aber schon bald geraten sie in die Gefangenschaft Tepeschs, der gern mehr über die unheimlichen Kräfte der Vampyre erfahren würde. Doch damit nicht genug, tobt doch gerade ein unbarmherziger Krieg der Drachenritter gegen die einfallenden Heere der Türken, und unsere Helden geraten mehr als einmal zwischen die Fronten.

Es erweist sich, dass Tepesch nicht nur ein wahrlich grausamer Herrscher ist, sondern auch ein verschlagener, manipulativer Charakter, der stets noch einen Trumpf im Ärmel hat. Aber Andrej ist ein fantastischer Schwertkämpfer, mächtig sauer und entdeckt gerade erst, was noch so alles an verborgenen Kräften in ihm schlummert.

Doch das (offene) Ende kommt tatsächlich sehr überraschend, und, nur so viel sei verraten, Frederics und Andrejs Wege trennen sich erst mal.
Vorläufig?


Ja, doch... Zwar waren wir vom Vorgänger "Am Abgrund" noch nicht so überzeugt, vermuteten aber bereits damals, es erst mal nur mit dem Vorgeplänkel (wie Oliver Kahn immer so schön zu sagen pflegt) zu tun zu haben, und so erwies es sich dann auch. Klar, auch "Der Vampyr" kann gewiss nicht zu 100% überzeugen, dennoch ist eine enorme Steigerung in Sachen Spannung und Tempo erkennbar. Auch das Spiel mit den geschichtlichen Bezügen gefällt und beweist, dass der Autor eine große Souveränität besitzt, denn ein Spagat zwischen einer fiktiven Handlung und (mehr oder weniger) historischen Fakten und Personen ist nicht immer ganz einfach und erfordert durchaus schriftstellerisches Können. Jetzt könnte man wiederum anführen, na ja, aber so dolle ist das Buch auch wieder nicht geschrieben, und das stimmt sogar, doch Obacht, ich bin mir sicher, das Meister Hohlbein das genau so geplant hatte.

Seine "Chronik der Unsterblichen" ist ja eigentlich - wenn man so will - nichts anderes als eine Fantasy Soap, und genau so kommt sie daher. Die Bücher sind für den kleinen Hunger zwischendurch gedacht, rasant, leicht zu lesen, im Grunde nichts anderes als Pulp, dies aber auf höchstem Niveau. Außerdem steht dieses Element in der phantastischen Literatur auch durchaus in einer großen Tradition, man denke nur an die "Varney The Vampire" Fortsetzungsgeschichten aus dem 19. Jahrhundert, man denke auch an Sherlock Holmes, man denke später an Perry Rhoden und meinethalben an John Sinclair. Nicht zu vergessen natürlich auch die andere berühmte Vampirchronik, die aber freilich inhaltlich nicht mit Hohlbeins Geschichte vergleichbar ist. In der Hinsicht gibt es auch gar nichts zu meckern. Vielmehr störten mich allerdings die leider immer wieder auftretenden inhaltlichen Fehler und Ungereimtheiten. Einige Beispiele? Na gut!

Zunächst findet man es ganz okay, dass das Motiv der Figuren sich im Laufe der Handlung allmählich wandelt, nämlich dahingehend, dass die Protagonisten versuchen herauszufinden, wer oder was sie sind, warum sie sind, wie sie sind. Dabei macht der Autor aber Sprünge, die der Sache nicht gut tun. Hohlbein lässt zum Beispiel Delanys Leute einfach komplett sterben, auf das der arme Andrej nicht mehr hinter ihnen herhecheln muss und sie zu befreien sucht. Das hätte sich auch bestimmt einigermaßen schwierig gestaltet, zu beschreiben, wie unser Held sich mit einer Gruppe halbtoter Jammergestalten durch ein Kriegsgebiet kämpft. Auch versteht man gar nicht, warum Domenicus die Delanys nicht gleich an Ort und Stelle in ihrem Dorf massakrierte und sie erst an einen Sklavenhändler verkaufte, den er in eine Falle lockte um dann mit allen kurzen Prozess zu machen. Hmm...
Andrej indes stellt man nun einen neuen Freund an die Seite, Abu Dun, der im Laufe dieses Buches einige erstaunliche Wandlungen durchmacht. Faszinierend schnell mutiert er vom bösen schwarzen Mann zum richtig netten Typen, genau so kurios schnell genest er binnen Stunden (oder zumindest ganz weniger Tage) vom beinahe von Tepesch zu Tode gefolterten Opfer wieder zur vollen Kampfesstärke. Das soll ihm mal einer nachmachen, schließlich ist er ja kein Vampyr wie Frederic und Andrej.

Überhaupt, die Vampyre (keine Ahnung, warum Hohlbein die Schreibweise mit y wählte), es ist ja schön, dass die Ausgangssituation zunehmend vampirischer (oder muss man in dem Fall "vampyrischer" sagen?) wird, nachvollziehbar ist es indes nicht, denn noch zu Beginn dieses Buches war die Rede davon, dass es nicht so einfach funktioniert, das Blut eines Sterblichen zu trinken und damit seine Stärke zu erwerben, es musste schon ein ebenbürtiges Wesen sein, also das alte Highlander-Prinzip, "Es kann nur einen geben!", und so, jetzt wird fröhlich das Blut jedes x-beliebigen Opfers geschlürft, was ein wenig willkürlich wirkt.

Was ich persönlich aber am ärgsten bemängele, ist die Tatsache, dass sich der Bösewicht, der in Persona Vlad Tepeschs sicher ein viel gelungenerer und vielschichtigerer ist als der etwas fad wirkende Herzog von Constanta aus dem ersten Buch, sich schlichtweg des gleichen Tricks bedient und als vermeintlicher Inkognito-Freund ausgibt.

Aber gut, wir haben ja noch (mindestens) vier weitere Teile vor uns und sind mit Sicherheit gespannt darauf, wie es weitergehen wird mit Andrej, Abu Dun, Frederic und Maria, die in diesem Buch eindeutig zu kurz kam und zum Schluss eigentlich nur noch als Alibifigur für weitere Grausamkeiten herhalten musste. Man wünschte sich vielleicht noch, das Hohlbein die Charaktere seiner Figuren ein wenig tiefer beleuchten würde, denn leider nur allzu oft wirken diese recht zweidimensional. Andrej beispielsweise ist noch immer viel zu statisch, Abu Dun wandelt sein Verhalten viel zu schnell, und Frederic handelt für den Leser stets völlig vorhersehbar (warum eigentlich nicht für Andrej?)

Spaß hat's trotzdem gemacht, das Buch! Und auch, wenn das jetzt vielleicht insgesamt nach überwiegend negativer Kritik klingen mag, so war es bestimmt nicht gemeint. Wir sind erwartungsfroh und werten eine richtig gute...


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