Die
Chronik der Unsterblichen 4 - Der Untergang
Untertitel |
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Autor |
Wolfgang
Hohlbein |
Kategorie |
Roman |
Seitenzahl |
350 |
Format |
Paperback |
deutsche
Übersetzung |
|
Erstveröffentlichung |
2002 |
Verlag |
vgs |
ISBN-Nummer |
3-8025-2798-4 |
Die
Chronik der Unsterblichen 1 - Am Abrund
Die Chronik der Unsterblichen
2 - Der Vampyr
Die Chronik der Unsterblichen
3 - Der Todesstoß
Die Chronik der Unsterblichen
4 - Der Untergang
Die Chronik der Unsterblichen 5 - Die Wiederkehr
Die Chronik der Unsterblichen 6 - Die Blutgräfin
Europa im 15.
Jahrhundert: Noch immer auf der Suche nach der Puuri Dan, die Andrej
über das Rätsel seiner Herkunft aufklären soll, geraten
der Unsterbliche und sein Gefährte Abu Dun in einen gefährlichen
Hinterhalt. Es sind Kinder, die den beiden auflauern und sie schwer
verwunden. Kinder, die über seltsame Kräfte verfügen.
In einem Zigeunerlager erlangen Andrej und Abu Dun das Bewußtsein
zurück. Alles deutet darauf hin, daß der Unsterbliche
endlich am Ziel seiner Reise angelangt ist. Einer der Wagen beherbergt
eine alte Frau, die sich als Puuri Dan zu erkennen gibt. Doch das
lang ersehnte Gespräch mit ihr läßt Andrej noch
ratloser zurück. Und auch die Begegnung mit der rätselhaften
Elena, die eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausübt,
wirft neue Fragen auf. Andrejs übermenschliche Sinne wittern
Gefahr, aber noch weiß er nicht, wo sie auf ihn lauert...
Neulich um Mittelalter...oder
auch Bayern im 15. Jahrhundert (ok, ganz schwer ausgehendes Mittelalter.)
Noch immer hoppeln der unsterbliche transsylvanische Schwertkämpfer
Andrej Delany und sein Kampfgefährte und mehr oder weniger
Freund, der nubische Ex-Pirat, Ex-Sklavenhändler und Ex-Oportunist
Abu Dun, auf der Suche nach der weisen Zigeunerin Anka, von der
sich Delany Antworten auf die Fragen zu seiner vampyrischen Existenz
erhofft, ungeschickt durch den Freistaat und benehmen sich einstweilen
wie die Axt im bayerischen Wald. Seit Ihrem Zusammenstoß mit
dem altschwäbischen Werwolf (mehr dazu hier) scheint ein gutes
halbes Jahr ins Kraut geschossen zu sein, scheinbar ist man derzeit
gar nicht mal so schlechter Dinge.
Doch eines schönen
Tages begibt es sich, dass die beiden alten Haudegen einer Gruppe
von scheinbar seelenlosen Kindern begegnen, gegen die selbst zwei
so erfahrene Kampfrecken scheinbar keine Chance haben und von denen
sie beinahe massakriert werden, doch glücklicherweise kann
Delany ja nicht so ohne weiteres sterben und Abu Dun scheint oftmals
von noch robusterer Bauart zu sein als sein siebenbürgener
Kollege, so werden sie von einem kleinen Trüppchen munterer
und freundlicher Sinti gerettet und wieder aufgepäppelt und
oh Wunder und wie es der Zufall so will, gehört auch Anka,
die "Puuri Dan", die weise Frau, der Sippe an. Leider
stellt sie sich für Delany als ziemliche Entäuschung heraus,
denn scheinbar ist die Alte inzwischen ein Fall für die höchste
Demenz-Pflegestufe. Das sie in lichten Momenten auch noch überaus
dem Wein zugetan ist, rückt sie zudem höchstens optisch
in die Nähe von, sagen wir mal Yoda.
Dennoch gefällt
es Delany im Lager der Zigeuner. Schließlich ist hier auch
noch Elena, das verführerische Weib von Campchef Laurus. Die
dralle Elena macht dem Säbelswinger schöne Augen wo es
nur geht, doch dieser, ganz Mann der Ehre, vermag ihr anfangs recht
standhaft zu widerstehen. Doch längst ist er blind vor Liebe.
Als den Dorfbewohnern, die den Sinti im allgemeinen nicht eben wohlgesonnen
gegenüberstehen, allerlei Ungemach geschieht, wird Elena der
Hexerei beschuldigt.
Abu Dun beschwört
seinen Buddy, mit ihm gemeinsam das Weite zu suchen, denn irgendwie
fühlt er, das dicke Ende kommt erst noch, doch Delany ist inzwischen
der Sukubus-haften Elena dermaßen verfallen, dass er nicht
mehr klar denken kann. Als schließlich auch noch Pater Flock
von den dämonischen Kindern, die irgendwie mit den Zigeunern
verbunden zu sein scheinen, überfallen und fast getötet
wird und Delany vor Zeugen während eines Schwertkampfes tödlich
verwundet wird und Sekunden später bereits wieder "von
den Toten aufersteht", haut das den stärksten Starkbiertrinker
aus dem Jancker und die Rufe nach der Inquisition machen schnell
die Runde.
Ihr drohender
Schatten scheint sich einmal mehr nach Andrej Delany, dem Vampyr,
auszustrecken und ihm wieder die Menschen entreißen zu wollen,
die er liebt, doch er muss einmal mehr erkennen, das nicht alles
so ist, wie es zunächst scheint und Freund und Feind manchmal
nur schwer auseinander zu halten sind...
Mit dem vierten
Band seiner Chronik der Unsterblichen' ist dem etwas zauselig
wirkenden Fantasyautoren, Bundestagspräsidenten-Lookalike und
Vornamensvetter von Herrn Thierse, Wolfgang Hohlbein, eine echte
Überraschung gelungen, und zwar eine solche positiver Art,
denn wer hätte gedacht, dass der gebürtige Thüringer
nach dem äußerst schwachen dritten Teil überhaupt
noch mal die Biege kriegen würde? Doch das ist ihm im vorliegenden
Fall sehr wohl gelungen und er hat sich mal eben den bis dato besten
Teil der ganzen Saga ersonnen und sogar für richtig frischen
Wind gesorgt.
Dieser kommt
allerdings nicht als laues Frühlingsbrieslein daher, nein,
er bringt im Gegenteil Tod und Verderben und den süßlichen
Geruch der Verwesung mit sich, ganz so, wie es sich für eine
ordentliche Schauergeschichte gehört. Gut, eine solche hat
Hohlbein auch diesmal freilich nicht fabriziert, denn der Focus
des wohl erfolgreichsten Autoren gegenwärtiger phantastischer
Literatur deutscher Zunge - gemessen auf kommerzieller Ebene, nicht
am Output, denn da wird wohl so bald niemand Helmut "Jason
Dark" Rellergerd übertrumpfen können - liegt auch
hier wieder eher in seinem Stammfach als im Gruselgenre. Dennoch,
auch wenn dem Meister die Gruselgene fehlen (oder so...), geriet
"Der Untergang" (nicht zu verwechseln mit dem Film, in
dem der Schauspieler Bruno Ganz einen ganz und gar unsympathischen
Diktatoren auf menschliche Weise darzustellen versuchte) zur bislang
finstersten, schwärzesten und wohl auch unheimlichsten Geschichte
der Chronik so far.
Dies tat er
erstaunlicherweise gar nicht unbedingt so, wie es andere Damen und
Herren der schreibenden Zunft gern mal tun, indem sie das Erzähltempo
anziehen und ihren Helden mehr "Action" aufzwingen, au
contraire, Hohlbein drosselt lieber ein wenig die Geschwindigkeit,
lässt Delany und Dun diesmal weniger Kämpfe überstehen
- wenn allerdings doch, geht's ordentlich zur Sache! - und nimmt
sich diesmal richtig Zeit , seine Geschichte und die Charaktere
ordentlich zu überdenken und auch den Leser daran teilhaben
zu lassen, ein Umstand beispielsweise, den man im Vorgängerbuch
doch sehr stark vermisste. Endlich einmal kommt der innere Konflikt,
den Andrej mit dem finsteren Ding in seiner Seele, dem Vampyr, auszutragen
hat, halbwegs gebührend zur Geltung, auch wenn Hohlbein dem
Leser noch immer eine Vielzahl von Antworten schuldig ist. Trinkt
ein Vampyr nun Blut oder verleibt er sich die Lebensenergie seiner
Gegner / Opfer ein? Oder beides? Weiß Hohlbein das eigentlich
selber?
Endlich auch
bekommt der bislang doch recht statisch wirkende Abu Dun menschlichere
Züge und wird zu einer sympathischen Figur mit tragischem Schicksal,
über das aber noch nicht zu viel verraten werden soll, doch
wer Hohlbeins Schriften kennt, speziell jene über die Unsterblichen,
dem wird es nicht allzu schwer fallen, schon vorzeitig den Braten
zu riechen, und in der Vorhersehbarkeit liegt dann auch wieder eine
der Schwächen des Buches.
Allerdings nicht
die einzige. Zwar merkt man dem Autoren diesmal wieder deutlicher
den Spaß am Erzählen an als im Todesstoß, dennoch
kann er nicht verhehlen, inzwischen als absoluter Akkord-Fließbandschriftsteller
unterwegs zu sein. Schließlich vergeht kaum ein Monat, in
dem man nicht einen Hohlbein in den "Neuheiten"- Regalen
des Buchhandels entdeckt und sich jedes mal denkt, oh Lord, er hat's
schon wieder getan. Dies kann auch zu peinlichen Aussetzern führen,
wenn man beispielsweise plötzlich merkt, der Schreiber kennt
sich ja ob der ganzen Masse im eigenen Werk nicht mehr aus, wie
im vorliegenden Titel, wo Andrej Delany den Abu Dun inzwischen drei
Jahre lang kennen will, und das obschon zwischen Band zwei und Band
drei ein Zeitsprung von etwa 10 Jahren stattgefunden haben soll,
oder wenn Delany, der sich am Anfang der Geschichte in Band 1 noch
gar nicht bewusst ist, mit dem Segen oder Fluch der Unsterblichkeit
behaftet zu sein und bis dahin scheinbar ein normales Leben geführt
hat, in Band 4 erzählt, er sei vielleicht 70, vielleicht aber
auch 80 Jahre alt, so genau wisse er das nicht mehr, dann sind das
alles Widersprüche, die man mit ein wenig mehr Sorgfalt hätte
vermeiden können.
Hinzu kommt
die leidige Unsitte, der scheinbar immer mehr Verlage unterliegen,
inzwischen gern mal den Lektoren zugunsten eines Korrekturprogrammes
einzusparen. Dies ist nicht nur an den vielen Rechtschreib- / Druckfehlern
gerade im zweiten Teil des Buches augenscheinlich, auch durch die
genannten inhaltlichen Fehler wird es offenbar.
Fazit: Auch
wenn dem Wolfgang ganz sicher niemand für dieses Buch einen
Literaturpreis um den Hals hängen wird, so muss man doch lobend
anerkennen, dass er sich diesmal wieder wesentlich mehr Mühe
gegeben hat als zuvor, die Geschichte einen deutlichen Schub verliehen
bekommen hat und wieder ein Kapitel der Chronik, nämlich die
Suche nach Anka und die zerstörte Hoffnung auf Klärung
aller offenen Fragen für Andrej abgeschlossen ist, auch für
Abu Dun ist nichts mehr wie es war.
Somit endet dieser Abschnitt der Saga an einem erneuten Nullpunkt
und die beiden Helden müssen sich wieder völlig neu im
Leben aufstellen. Nach diesem Buch bin ich wieder ein wenig zuversichtlicher
auf die Dinge, die da noch kommen werden, schließlich wäre
noch so einiges zu klären um die Unsterblichkeit, den Vampyrismus
und ihre Ursprünge, und auch einigen Figuren weollen wir gern
noch mal begegnen, denn schließlich sind noch ein paar alte
Rechnungen offen...
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