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Gepfählt   (OT: Blood of the Empaler)

Untertitel  
Autor Jeffrey Sackett
Kategorie Roman
Seitenzahl 416
Format Paperback
deutsche Übersetzung Stefan Trossbach
Erstveröffentlichung 1989
Verlag Knaur Verlag
ISBN-Nummer 3-426-01819-5

Der junge New Yorker Malcolm Harker kann es nicht fassen: Sollte es tatsächlich wahr sein, dass Dracula einst seiner Urgroßmutter das Blut aussaugte und ihr von seinem eigenen zu trinken gab? Fließt in den Adern der Familie Harker seit jener Zeit teuflisches, vampirhaftes Blut, wie Großvater Quincy behauptet? Der ungläubige Malcolm reist mit seiner Freundin Holly und seinem Freund Jerry nach England um den Geheimnissen der Vergangnheit auf die Spur zu kommen.

Der junge New Yorker Malcolm Harker denkt überhaupt nicht daran, seiner akademischen Karriere als Historiker nachzugehen, stattdessen verdingt er sich als Barkeeper und zieht mit seinem Freund Jerry um die Häuser. Dies allerdings sehr zum Leidwesen seiner tiefreligiösen und ältlich wirkenden Schwester Rachel und ihrem Ehemann Daniel, die seinen Lebensstil mißbilligen. Einzig in seinem Großvater Quincey findet er familiären Rückhalt. Als Malcolm einige unerfreuliche Veränderungen an sich feststellt (Sonnenlicht tut ihm plötzlich weh, Kirchen verursachen Übelkeit, er fällt Frauen an und so) weiht ihn der Großvater in das düstere Familiengeheimnis ein: Bram Stokers Geschichte um den Grafen Dracula ist ein Tatsachenbericht, Jonathan und Mina Harker sind Quinceys Eltern, Malcolms Urgroßeltern, und somit fließt der vampirische Saft des ollen Schluckspechts aus Transsylvanien erblich bedingt auch in Malcolms Venen, denn der Graf verabreichte, man erinnere sich an Stokers Buch, ja anno dunnemals Mina sein Blut. Nur durch ein religiöses Leben und das regelmäßige Empfangen der heiligen Sakramente lässt sich der Teufel im Leib bändigen. Das glaubt Malcolm natürlich zunächst nicht, nach dem Studium der Originaltagebücher Mina Harkers ist er dann allerdings anderer Meinung.

So bricht er zusammen mit seinem Kumpel Jerry und seiner Freundin Holly nach good old Europe auf um sich in der alten Welt auf Spurensuche zu begeben. Und er stößt schon bald auf das Grab Lucy Westenras, die er, einer Schnapsidee folgend, mit seinem infizierten Blut wieder ins untote Dasein zurückholt, denn er erhofft sich Informationen von der berüchtigten Vampirdame.

Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf. Malcolm und Co. reisen nach Rumänien um die Asche Draculas aus seiner geweihten Heimaterde zu holen und in Amerika zu zerstreuen, denn so ließe sich, wie Malcolm glaubt, der Fluch des Nosferatu endlich brechen. Doch Lucy stiehlt Draculas Überreste und flieht nach Amerika.
Als Malcolm dort endlich wieder eintrifft, liegt Opa Quincey im Sterben, steht anschließend aber direkt wieder auf um fortan ebenfalls als Vampir umherzuspazieren und zu tun, was seinesgleichen so macht. Und er bleibt nicht der einzige, denn Lucy überfällt Holly und vampirisiert sie.

Malcolm, seine Schwester Rachel und Freund Jerry, der ebenfalls inzwischen mehrfach Opfer von Vampirattacken wurde, rüsten nun mit Knoblauch, Kruzifixen und allerhand anderer Klischeeutensilien zum endgültigen Schlag gegen die Blutsauger, doch sie haben den Masterplan des Grafen unterschätzt. Und so erkennt dann Malcolm, der als einziger das finale Gemetzel überlebt, zu spät seinen letzten folgenschweren Denkfehler...


"Sollte ein Leser zwischen zeitgeschichtlichen und frei erfundenen Elementen nicht unterscheiden können, so möge er sich auf schnellstem Wege fachmännische Hilfe besorgen," so schreibt Jeffrey Sackett im Vorwort seines Romans "Blood of the Impaler" (ein Titel, der wesentlich besser zur Geschichte passt als der deutsche Titel "Gepfählt") und dann "Genug der Worte. Ich muß jetzt los und etwas frischen Knoblauch in die Fenster hängen".

Das ist dann auch ungefähr das originellste, was der Verfasser in diesem Buch zu Papier respektive sein Schreibprogramm brachte. Manche Kritiker lobten die Grundidee des Romans als durchaus gelungen, aber meine Damen und Herren, eigentlich klingt die Geschichte doch eher, als wäre sie aus der Frühsiebzigermottenkiste der Hammerstudios ausgebuddelt worden. Besonders neu ist es zudem ja auch nicht, die historischen Querverweise auf Vlad Tepes in die Draculasaga einzupflegen (auch nicht aus der Sicht des Jahres 1989, in dem das Buch erschien, man sehe sich nur Dan Curtis "Dracula" Verfilmung von 1974 an.)

Man möge mich nicht falsch verstehen, ich kenne Jeffrey Sackett nicht, denke aber schon, dass Sacketts Herzblut an diesem Buch hing, wie man an den sorgfältig recherchierten geschichtlichen Fakten inklusive eingefügtem Kartenmaterial erkennen kann, und ganz offensichtlich fasziniert ihn auch durchaus das Vampirmotiv, allein das Talent fehlt Herrn Sackett zum guten Autor. Seine Charaktere bleiben stets absolut künstlich, die ganze Geschichte ist von vorn bis hinten vorhersehbar und einfach total unglaubwürdig, und das meine ich jetzt nicht, weil es sich hier um eine Horrogeschichte handelt, sondern weil die Personen einfach immer wieder völlig unnatürlich agieren. Wer käme denn ernsthaft in Malcolm Harkers Situation auf die Idee, den Vampir Lucy Westenra zurück in den Untot zu holen und sich somit einen neuen Feind zu schaffen?
Und was sollen alle diese peinlichen Seitenhiebe auf die (zu der Zeit noch existenten) kommunistischen Systeme Osteruropas, wenn er z. B. Malcolm zu Jerry sagen lässt "Wir sind in einem kommunistischen Land, sie können mit dir tun, was sie wollen" oder sich seitenweise über rumänische Bürokratie auslässt? Rambopatriotismus in einer Schauergeschichte (was fürwahr schaurig genug ist!)?

Die deutsche Ausgabe des Buches kann man Jeffrey Sackett freilich nicht ankreiden, hierbei sei besonders die lächerlich billige Covergestaltung und die lasche Übersetzung Stefan Trossbachs gescholten.

Ich weiß noch von einem weiteren Buch des Autors, welches unter dem Titel "Geraubte Seelen" veröffentlicht wurde, kenne aber weder den Inhalt dessen noch weiß ich, ob er noch mehr Bücher geschrieben hat, jedoch dürfte klar sein, dass Jeffrey Sackett niemals in die erste Liga der phantastischen Literatur aufstieg und sich neben Namen wie Stephen King, Anne Rice oder Clive Barker etablieren konnte, und dies, man muss es so sagen, zu Recht.


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