28
Days later
Tag
1: Rasend schnell verbreitet sich der noch infektiöse Virus
aus einem Forschungslabor über die gesamte britische Insel.
In Sekundenschnelle werden aus Menschen reißende Bestien.
28
Tage später: Jim (CILLIAN MURPHY) wacht in einem Londoner Krankenhaus
aus dem Koma auf - in einen Albtraum. Die Stadt ist menschenleer,
ganz England verwüstet, seine Bewohner dezimiert. Horden Infizierter
werden zur allgegenwärtigen Bedrohung für die wenigen
Überlebenden der Katastrophe. Doch Jim ahnt nicht, dass ihm
der eigentliche Albtraum erst noch bevorsteht.
Eine
Gruppe militanter Tierschützer dringt im England der Gegenwart
in ein Versuchslabor ein um die Tiere zu befreien. Dabei werden
sie von einem Wissenschaftler überrascht, der sie beschwört,
nicht die Schimpansen aus den Glaskäfigen freizulassen, denn
diese sind mit einem hochgradig ansteckenden Virus infiziert, den
er als Wut bezeichnet. Logisch, das die Ahnungslosen nichts eiligeres
zu tun haben als eben dies, doch oh Schreck, der Mann im weißen
Kittel sollte zum letzten mal in seinem Leben Recht haben, sofort
fallen die Primaten ihre Befreier wie tollwütig und blutberauscht
an. Das Schicksal nimmt seinen Lauf...
28
Tage später erwacht ein junger Mann in einem Londoner Krankenhaus.
Jim, ein Fahrradkurrier, hatte am Tag X einen Unfall, der ihn ins
Koma warf. Doch er scheint noch immer in einem Alptraum gefangen
zu sein: das riesige Hospital scheint menschenleer. Ja schlimmer
noch, als Jim auf die Strasse tritt, scheint die gesamte 11 Millionen
Einwohner Metropole komplett ausgestorben zu sein. Keine Menschenseele
drängt sich durch die sonst überquellenden Fußgängerzonen
und Shopping Malls, kein Verkehrschaos auf Londons Straßen,
kein Geräusch - gespenstisch! Nach einer fast den ganzern Tag
währenden Odyssee durch die gigantische Stadt stößt
Jim in einer Kirche dann aber doch noch auf menschliche Gestalten.
Als diese ihn bemerken, stürzen sie sich mit zu Hassfratzen
entstellten Gesichtern und blutroten Augen furiengleich auf den
völlig fassungslosen Kurier. Jim kann sich mit knapper Not
seiner Haut erwehren und fliehen, da erscheint unerwartete Hilfe.
Selina und Mark, zwei ebenfalls Überlebende, retten ihn und
bringen Jim an einen sicheren Ort.
Nun
erfährt er die ganze schreckliche Wahrheit. Das Ende scheint
gekomen zu sein. Fast alle Menschen in Groß Britanien, vielleicht
sogar auf der gesamten Welt, scheinen von einer äußerst
aggressiven Krankheit betroffen zu sein, die sie zu blutgierigen
Zombies mutieren ließ. Es gibt weder Strom noch Fernsehen
noch Radio, keinerlei Informationsquelle ist zu nutzen. Die Apokalypse?
Der völlig überforderte Jim will wissen, was aus seinen
Eltern geworden ist, so sucht das Trio sein Haus auf.
Jims
Eltern sind tot. Sie haben sich das Leben genommen um nicht der
schrecklichen Seuche anheim zu fallen. Viel Zeit für Trauer
bleibt allerdings nicht, denn plötzlich brechen Zombies über
das Haus ein, in denen Jim seine ehemals friedliebenden Nachbarn
erkennen kann. Diese können zwar eliminiert werden, doch Mark
wurde gebissen. Ohne mit der Wimper zu zucken, tötet Selina
Mark zu Jims großem Schrecken mit ihrer Machete. Weiß
sie doch, das jeder Infizierte binnen Sekunden zu einer blutlüsternen
Bestien metamorphiert.
Da Selina und Jim nicht in dem Haus bleiben können, sie befürchten
eine neue Angriffswelle der Untoten, geht das Umherirren durch das
ausgestorbene London weiter.
Schließlich stoßen sie auf Frank und seine 12jährige
Tochter Hannah, die Informationen über einen angeblich funktionierenden
Militärposten unweit der nordenglischen Großstadt Manchester
haben. Man beschließt, sich gemeinsam mit Franks altem Taxi
dorthin durchzuschlagen.
Als
sie nach gafahrvoller Reise schließlich ihr Ziel erreichen,
ist die Enttäuschung groß. Ganz Manchester steht in Flammen,
auf dem Militärstützpunkt scheint ebenfalls niemand mehr
am Leben zu sein. Frank wird durch eine Unachtsamkeit ebenfalls
mit dem Zombievirus infiziert, doch bevor er sich auf seine Tochter
stürzen und Hannah ebenfalls "zombiesieren" kann,
gellen Schüsse durch die Trübe und Frank bricht tödlich
getroffen zsammen.
Die
Militärs geben sich zu erkennen, doch eine weitere Enttäuschung,
handelt es sich nicht um ein durchstrukturiertes offizielles Survivalcamp,
sondern lediglich um eine Splittergruppe von neun Männern unter
Führung des zunächst freundlichen, aber sich recht bald
als größenwahnsinnig erweisenden Majors West. Die Miliz
hat sich auf einen ehemaligen Herrschaftssitz außerhalb Manchesters
zurückgezogen, der mit riesigen Stacheldrahtzäunen, Alarmanlagen
und Landmienen abgesichert ist. Jim entdeckt in einem Hinterhof
einen festgeketteten Infizierten, einen ehemaligen Soldaten aus
Wests Platoon, der von diesem quasi als Versuchskaninchen gehalten
wird.
Es
dauert nicht lang, und das Londoner Trio muß feststellen,
dass Wests Gruppe ihnen nicht aus reiner Gastfreundlichkeit Unterschlupf
gewährt. West weiht Jim ein, er habe seinen "Jungs"
Frauen versprochen, um die Moral der Truppe aufrecht zu erhalten.
Selina und die erst zwölfjährige Hannah sollen sowohl
den Triebabbau der Crew sichern wie als Gebährerinnen herhalten
für die neue Zivilisisation, deren Aufbau West als seine ihm
vorherbestimmte Aufgabe betrachtet. Entsetzt will Jim mit den Frauen
das Weite suchen, doch er wird überwältigt und soll nun,
da er sich weigert mitzuspielen, exekutiert werden. Trickreich kann
er sich befreien und knüpft s
ich
nun nach Partisanenart die Männer einen nach dem anderen vor
um sie auszuschalten. Zudem durchtrennt er die Ketten des Zombies,
der nun tobsüchtig im Camp umgeht.
Im letzten Moment kann das Trio in seinem Taxi dem Chaos entkommen.
West und seine Männer sind tot oder ebenfalls Opfer des zerstörerischen
Virus geworden.
Weitere
28 Tage später haben sich unsere Helden auf einem Gehöft
in einem entlegenen Tal eingerichtet, ihr Alltag scheint einigemaßen
sicher. Eines Tages braust ein Flugzeug im Tiefflug über das
Tal, Selina, Hannah und Jim werden offensichtlich entdeckt. Da die
Zombies wohl kaum in der Lage sind, einen Kampfjet zu fliegen; gibt
es nun eine neue Hoffnung für die Überlebenden?
Mein
lieber Schollie, da hat uns Mister Danny "Trainspotting"
Boyle, den man seit dem grottigen "The Beach" als relevanten
Filmschaffenden beinahe gar nicht mehr auf der Pfanne hatte, doch
glatt den Überraschungscoup des Filmjahres 2003 vor die staunenden
Augen gedonnert. Doch, echt!
Natürlich
ist uns klar, dass "28 Days later" mitnichten ein klassischer
Vampirfilm ist, dennoch lassen sich etliche vampirische Elemente
in Boyles Endzeitvision finden. Da wären zum einen die Infizierten.
Die Krankheit überträgt sich durch Blut, durch Bisse,
die Erkrankten wiederum geraten geradezu in einen Blutrausch und
sind vom Zwang befallen, die Krankheit weiter zu verbreiten. Zudem
sind sie lichtempfindlich, bei Tageslicht ziehen sie sich zurück.
Klingt irgendwie vampirisch, oder? Erinnert aber auch in einem gewissen
Maße an Tollwut, und wir wissen ja, Tollwut gilt als eine
mögliche Theorie zur Erklärung der Phänomene, die
in vergangenen Zeiten immer wieder für Vampirhysterien sorgten.
Auch schien Boyle und seinem Drehbuch-Intimus Alex Garland Richard
Mathesons Kultroman "I am Legend", ein Klassiker der modernen
Vampirliteratur, und deren zwei Verfilmungen The
Last Man on Earth und "Der Omega Mann" ein großer
Einfluss gewesen zu sein, speziell den Last Man scheinen sich die
zwei sehr genau angesehen zu haben.
Ein weitere offensichtliche Inspiration waren Garland / Boyle die
Filme aus Romeros Zombie-Trilogie, namentlich Night
of the living Dead, Dawn of the
Dead und Day of the Dead, besonders
letzterer sei hier hervorzuheben.
Moment
mal, Zombies?, hör ich jetzt den einen oder anderen Dracula-Puritaner
erbost aufschreien.
Ja und Nein, denn Romeros fleischfressende Untote gemahnen ja eher
an die Ghouls, die aus dem orientalischen Volksglauben stammenden
Verwandten der Vampire, als an die karibischen willenlosen Wiedergänger,
die für den Voodoomeister auf Plantagen oder in Bergwerken
schuften, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, in Kürze
auch George Romeros (Martin) Untoten-Trilogie auf diesen unseren
Seiten zu präsentieren. Call it Crossover, wenn Ihr so wollt.
Doch davon an anderer Stelle mehr, zurück zu "28 Days
later".
Boyle
und sein Kameramann Anthony Dod Mantle haben wirklich beängstigende
kalte Bilder voll apokalyptischen Schreckens geschaffen. Die Helden
irren durch menschenleere Großstädte, alles wirkt trist
und grau, der Himmel scheint schwefelgelb, so stellt man sich wohl
die Post-Atomkriegwelt vor. Plötzlich wie aus dem Nichts erscheinen
die Infizierten. Nicht langsam torkelnd wie Romereos Zombies oder
die Vampire im Last Man, sondern blitzschnell. Du hast nur eine
Chance, du musst einfach noch schneller sein als sie. Andernfalls
verwandelst du dich binnen Sekunden ebenfalls in so ein blindwütiges
Etwas, das nichts menschliches mehr hat. Das ist fürwahr sehr
sehr gruselig!!!
Die
unheimliche Atmosphäre wird durch einen technischenTrick noch
unterstützt: der Film wurde komplett mit einer Digitalkamera
gedreht, wie sie häufig von Sendeanstalten für Nachrichtenbeiträge
genutzt wird. Und genau so wirkt der Film über weite Strecken,
man fühlt sich teilweise, als sähe man gerade die Nachrichten
und all der Horror ist real.
Genau dieser Effekt macht "28 Days later" tatsächlich
zu einem der beängstigenden Filme der letzten Jahre.
Leider
opfert Boyle im letzten Drittel die Atmosphäre der Action.
Jim auf dem Einzelkämpferheldentrip legt sich mit der gesamten
Militär-Einheit an, das ist zwar von Boyle durchaus spannend
und temporeich inszeniert und zum Glück wurde auch auf den
üblichen Rambo / Harte Männer-Pathos verzichtet, dennoch
wirkt es reichlich unglaubwürdig, dass der verstörte Fahrradkurier
binnen weniger Tage zum Guerilla mutiert. Naja, in Stresssituationen
sollen wir ja angeblich alle über uns hinauswachsen...
Vielen
Leuten gefiel der Schluss des Films nicht, sie empfanden es zu positiv,
dass Selina, Hannah und Jim von dem Flugzeug entdeckt werden. Das
allerdings wir nicht unbedingt so, denn es bleibt ja weiterhin völlig
offen, von wem die drei entdeckt werden und wie es ihnen weiter
ergehen wird. Dennoch kann man nur hoffen, dass Boyle der Versuchung
unendlicher Fortsetzungen wiederstehen kann, dann wird "28
Days later"als eigenständiges Meisterwerk in die Filmgeschichte
eingehen und man wird in 10 - 15 Jahren den Namen des Films ebenso
ehrfürchtig raunen wie beispielsweise "Night
of the living Dead".
Wir halten den Film jetzt schon für einen Klassiker!
Die
DVD des Filmes ist übrigens mit reichlich Bonusmaterial (nicht
gezeigte Szenen mit Kommentar, Bildgalerien, alternatives Ende [verschweigen
wir natürlich aus Gründen der Diskretion], zudem ein 25
minütiges "Making of", welches sich löblicherweise
nicht ausschließlich um den Film als solchen dreht, sondern
auch das Ausbreiten von Seuchen in unserem heutigen globalen Dorf
dokumentiert) ausgestattet, und die Tonspur ein echter Knaller,
wenn ihr technisch entsprechend ausgestattet seit, werdet ihr merken,
was wir meinen Ein Erwerb des Filmes bedarf also keines großen
Nachdenkens. Kauft, Leute, und seht selbst, warum wir hier zum ersten
mal seit langer langer Zeit wieder eine 5 werten!
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