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Blood and Donuts 

Kanada, 1995, Farbe, 89 min
Regie: Holly Dale
Drehbuch: Andrew Rai Berzins
Produzent Colin Brunton
Musik: Nash the Slash
Kamera: Paul Sarossy
Gordon Currie Boya Zsekely
Justin Louis Earl
Helene Clarkson Molly
Fiona Reid Rita
Frank Moore Pierce
Hadley Kay

Axel
David Cronenberg Stephen
J. Winston Carroll Bernie

Als die Menschheit den Mond betrat, legte sich Vampir Boya (Gordon Currie) unbeeindruckt in seinem Seesack zum Schlafen hin. Ein Vierteljahrhundert lang schlummert er friedlich. Doch dann weckt ihn ein verirrter Golfball unsaft wieder auf. Kurz darauf stolpert Boya mitten hinein ins bunte Treiben eines 24-Stunden- Donut-Ladens: hier schlägt sich der tumbe Taxifahrer und Stammgast Earl (Justin Louis) und die taffe Kellnerin Molly (Helene Clarkson) mit der Gang des Viertel-Mafioso herum. Welch ein Glück für Boya, der dringend was zum Beißen braucht!

Ein blutig-komischer Horrorspaß mit David Cronenberg (CABAL - DIE BRUT DER NACHT, DIE FLIEGE) als genialer schriller Mafioso - für die fantasievoll-düsteren Bilder sorgte Atom Agoyan-Stammkameramann Paul Sarossy (DER GEJAGTE, DAS SÜSSE JENSEITS).

"Genie Award"-Nominierungen für Hauptdarstellerin, Drehbuch & Kostüme.

Offizieller Beitrag "Fantasy Filmfest" - "Wortkarg und witzig, gewinnt BLOOD & DONUTS der Gattung neue Seiten ab und verbindet schräge Nostalgie-Anfälle mit "dürstend" erotischen Momenten".

1969, etwa zu der Zeit als der Raumfahrer Neil Armstrong auf dem Erdtrabanten über große und kleine Menschenschritte philosophierte, legte sich der seiner nahezu unsterblichen Existenz überdrüssige Vampir Boya zu einem längeren Nickerchen in einem Lagerhaus nieder. Mehr als ein Vierteljahrhundert später reißt ihn ein verirrter Golfball aus seiner etwas überzogenen Ruhepause. Noch ein wenig desorientiert lässt er sich von dem jungen Taxifahrer Earl zu einem alten Friedhof fahren, wo er einst Geld und einige persönliche Dinge deponiert hatte, die er dort auch wieder vorfindet. So schwelgt er in Erinnerungen ohne zu wissen, dass seiner ehemaligen Geliebten Molly seine Wiedererweckung ebenfalls nicht verborgen geblieben ist. Diese fühlt sich von Boya betrogen, weil er an ihr nicht vollendete, was er einst begann, und sie nicht mit ewiger Jugend und Unsterblichkeit "beschenkte", was sie nun von ihm einzufordern gedenkt.

Der Taxikutscher Earl, ein sympathischer Losertyp mit Hang zu Schwierigkeiten, hat indes ganz andere Probleme: er schuldet einigen echt üblen Typen Geld und hat sie zudem bei einem Fahrerjob gelinkt, was ihm schon manch üble Tracht Prügel einbrachte. Als die Schläger des örtlichen Don auf der Suche nach dem Schluffi mal wieder in der Donut-Bude der schönen Rita landen, in die Earl verknallt ist, und mit reichlich Ärger drohen, mischt sich Boya ein, der inzwischen sowohl Rita wie Earl in sein Herz geschlossen hat. Zwar nehmen die Gangster den wie einen abgewrackten, zugedröhnten Hippie wirkenden, bleichen Mann nicht sonderlich ernst, als dieser jedoch mit bloßen Händen einen Baseballschläger zerbricht und mit allerlei anderen beeindruckenden Dingen überzeugt, wird schnell klar: Hier geht etwas nicht mit rechten Dingen zu!

Der Don ist schwer empört und beschließt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Als ihm Earl in die Falle geht, wird es für diesen sehr unangenehm. So muss sich Boya schwer beeilen, um seinen Freund zu retten, doch auch Mollys Kreise ziehen sich inzwischen immer enger um Boya, und schließlich ist da auch noch Rita, die sich hin und her gerissen fühlt zwischen Boya und Earl....

.Mann, das nenne ich mal Geschwindigkeit: Kaum läuft "Blood and Donuts" 1996 auf dem Fantasy Filmfestival erstmals in Deutschland (und findet seine kleine, aber sehr treue Fangemeinde), da wird er doch glatt schon Anno 2005, also nur neun (als Zahl: 9!) Jahre später dem hiesigen Publikum als Kaufmedium angeboten! Kaum zu glauben, aber wahr. Warum sich ausgerechnet jetzt die Firma Epix dazu entschloss, diesen inzwischen weitgehend vergessenen kanadischen Film endlich auch hierzulande zu releasen, entzieht sich zwar meiner Kenntnis, aber vermutlich hat es ja was mit Fantum zu tun, denn auf das große Geld kann mit "Blood and Donuts" sicher nicht spekuliert worden sein.

Lange wurde ja der Name des Films nur ehrfürchtig geraunt, gesehen hatte ihn tatsächlich aber kaum jemand, denn offiziell wurde der Film nur auf besagter Festivaltour in Deutschland präsentiert, vielleicht mal hie und da irgendwo im Uni-Kino oder beim Filmclub um die Ecke gezeigt, dies blieben aber Ausnahmen. Holly Dales Streifen erschien bei uns nie auf Video oder wurde gar im TV gezeigt (es sei denn im Pay TV, doch nichts genaues kann der Rezensent hierzu sagen), und selbst als US / Kanada Import war "Blood and Donuts" zuletzt nicht so leicht zu bekommen, denn tatsächlich ist der Film auch auf der anderen Seite des atlantischen Ententeichs schon ein Weilchen nicht mehr aufgelegt worden.
Wie es dann immer so ist mit Filmen, um die zwar viele Individuen wissen, die aber letztlich kaum mal wer gesehen hat, sie werden zu Legendenstoff verklärt. Ob "Blood and Donuts" nun dieser Ehre gerecht wird, darüber mag man sicherlich streiten können. Fest steht jedenfalls, wer einen eher klassischen Vampirfilm erwartet, wird hier ganz sicher nicht richtig bedient werden. Gleiches gilt für all jene, die sich vielleicht eher über einen "moderneren" Film der Machart Blade oder Underworld freuen würden, in dem tüchtig geballert und gerungen wird. Nein, liebe Leute, auch eurem Geschmack wird hier nicht entsprochen. Und glücklicherweise haben wir es auch nicht mit einer albernen Slapstick-Horror-Klamotte zu tun, wie vielleicht Dracula - Tot, aber glücklich, bewahre! Aber was für ein Film ist "Blood and Donuts" dann?
Tja, wenn man das so ganz genau beschreiben könnte...

Es gibt Szenen im Film, die sind durchaus zum Brüllen komisch, beispielsweise wenn der reichlich entrückte Boya, der von dem mir völlig unbekannten Gordon Currie absolut überzeugend, teilweise fast genial gespielt wird, im Donut-Laden auf Rattenjagd geht oder der hier endlich mal wieder schauspielernde David Cronenberg als Mafia Mobster für schräge Highlights sorgt, dennoch bleibt derlei eher die Ausnahme. Es lässt sich eher schmunzeln als laut lachen, aber genau das steht dem Film gut zu Gesicht. Leider aber kann die Qualität nicht über den gesamten Film gehalten werden, zwischenzeitlich macht sich immer mal wieder ein wenig Langeweile breit. Diese aber, das sei der Fairness geschuldet, hält nie über längere Phasen an. Vielleicht hätte man den Film um ein paar Minuten kürzen sollen, auch das ist mitunter nicht das schlechteste aller Mittel, wenn es der Unterhaltung zuträglich ist.

Im Grunde genommen haben wir es hier eigentlich mit einem ziemlich typischen Mitte-neunziger Film zu tun, einem Dialogfilm in der Art, wie Richard Linklater sie so gern fabriziert. "Slackers", "Before Sunrise", "Reality bites", und wie sie alle hießen, die damaligen Kultfilme der sogenannten Generation x, kann man durchaus als Referenzfilme listen, nur das in "Blood and Donuts" eben ein Vampir die Hauptperson ist. Allerdings eben nicht ein solcher, wie man ihn sich üblicherweise vorstellen mag, kein aristokratischer Übertyp, vielmehr ein freakiger Kauz mit traurigem Blick, der auf der Suche nach Nähe und Liebe ist, aber mit seinem Dasein hadert, welches er auch nicht an seine einstige Geliebte Molly weitergeben wollte / konnte. Tragödie und Komödie sind, wie wir ja alle wissen, Bruder und Schwester.

Viel Horror und gruselige Atmosphäre hat es hier nicht, zudem auch deutlich mehr Donuts als Blood, dafür gibt es aber einen eher traurigen Schluss, der dann aber doch nicht so völlig überraschend geriet und vielleicht ja auch doch auch ein Quentchen Happy End beinhaltet. Übrigens, nicht gleich abschalten wenn der Abspann kommt, denn sonst wird noch das eigentliche Ende verpasst, und erst das rundet den Film so richtig ab. Wirklich!

       



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