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Und vor Lust zu Sterben    (OT: Et Mourir De Plaisir)
AKA's: Blood And Roses; To Die With Pleasure

F,I, 1960, Farbe, 75 min
 
Regie: Roger Vadim
Drehbuch: Roger Vadim , Roger Vailland, Claude Martin, Claude Brule
literarische Vorlage: "Carmilla", J.Sheridan Le Fanu
Musik: Jean Prodromides
Kamera: Claude Renoir
 
Mel Ferrer Leopoldo Von Karnstein
Annette Vadim-Stroyberg Carmilla Von Karnstein
Elsa Martinelli Georgia Monteverdi
Rene-Jean Chauffard Dr. Verari
Marc Allegret Richter Monteverdi
Alberto Bonucci Carlo Ruggieri
Serge Marquand Guiseppe

What can a gorgeous vampire do when the nobleman she adores is engaged to another ? Like lovestruck romantics throughout the ages, she must follow her heart. And like the fiendish undead of eternity, she must follow her bloodlust. By taking over the body of the aristocrat's fiancee, she can become his bride !

Roger Vadim (And God Created Woman ; Barbarella ) directs "BLOOD AND ROSES", a refined retelling of the vampire legend that combines old-world elegance, otherworld dread and the blind desperation of lovers (and vampires) to assert themselves. Mel Ferrer (Lili ), Elsa Martinelli (Hatari ) and Annette Vadim headline this shocker that withers the bloom of the rose... and taints it with the blood of eternal terror.


Italien 1961: auf seinem Landsitz unweit Roms bereitet Baron Leopoldo de Karnstein einen rauschenden Maskenball zu Ehren seiner zukünftigen Angetrauten vor, der reizenden Georgia Monteverdi. Den Höhepunkt soll ein gigantisches Feuerwerk bilden, hierzu wurde eigens der beste Spezialist engagiert, den Lira mieten kann. Zugegen dieser Tage ist auch Leopoldos Cousine Carmilla, die der österreichischen Linie des alten Adelsgeschlechtes entstammt und einen etwas flatterhaften Eindruck vermittelt. Das allerdings liegt daran, dass sie heimlich in den feschen Leopoldo verliebt ist, sich aber nicht zwischen ihn und Georgia stellen möchte.

Carmilla ist hingerissen von der wechselhaften Familiengeschichte der Karnsteins, so berichtet sie eines gruseligen Abends den staunenden Anwesenden, das ihre und Leopoldos Vorfahren Vampire gewesen sein sollen. Angeblich, so geht die Mähr, hätten sich aber vor etwa 200 Jahren die Bauern dieser Gegend gegen die blutsaugende Sippe erhoben, die Gräber der Karnsteins geöffnet und die Vampire gepfählt. Einzig die junge Millarca, die Carmilla wie aus dem Gesicht geschnitten geglichen haben soll, entkam dem Gemetzel und habe bei den Gebeinen ihrer Anverwandten blutige Rache geschworen.
Noch in der gleichen Nacht suchen Carmilla rätselhafte und verstörende Träume heim.

Dann kommt der Abend des großen Festes. Aufgrund der unerfüllten Liebe zum schnieken Vetter ist Carmilla einmal mehr eher schlechter Dinge, so spricht sie dem Alkohol recht zu und verursacht einen Eklat, als sie doch noch bei den Feierlichkeiten auftaucht - im Kleid Millarcas! Die abergläubische Landbevölkerung glaubt, der Vampir sei erneut seinem Sarg entstiegen, da beginnt das Feuerwerk, gefolgt von einer kolossalen, alles erschütternden Detonation. In den Ruinen der alten Abtei, von wo aus die Pyrotechnik gezündet wurde, befand sich dummerweise noch verschüttetes Sprengwerk aus dem Weltkrieg, welches aus Versehen mit gezündet wurde. Nennt man das nicht heutzutage einen "Kollateralschaden"?
Nun, wie auch immer, gottlob wurde beim großen Knall niemand verletzt, die Party allerdings ist im Eimer. So bekommt auch niemand mit, das bei der Explosion Millarcas verschollenes Grab freigelegt wurde, was fatale Folgen für Carmilla hat, denn der Geist der vampirischen Ahnherrin bemächtigt sich nun des Körpers der jungen Frau.

Recht bald darauf häufen sich rätselhafte Todesfälle. Man findet ausgeblutete Leichen mit seltsamen, wie Bisswunden aussehenden Wundmahlen am Hals und weiß sich keinen Reim darauf zu machen. Die abergläubischen Hausangestellten haben zwar ihre Theorien, doch der fortschrittliche Leopoldo mag so gar nicht an Vampirspuk glauben.

Georgia indes hat ein verstörendes Erlebnis mit Carmilla: Nachdem sie sich an einer Rose sticht und ein Blutstropfen aus der kleinen Wunde hervorquillt, bedrängt Carmilla sie leidenschaftlich, wovor sie verschreckt zurückweicht. Doch in der folgenden Nacht hat sie quälende Alpträume: Millarca erscheint ihr und scheint sich mit Carmilla zu einer Person zu verschmelzen. Als sie schreiend erwacht, sieht sie Carmilla über sich gebeugt. Diese flieht, doch nun kann offenbar niemand mehr den vampirischen Fluch leugnen. Eine Tragödie bahnt sich an...

Wird sich Carmillas Schicksal durch Millarcas Einfluss endgültig erfüllen oder gibt es eine Rettung für die junge Österreicherin?


Wenngleich auch nicht eben wenigen Filmexperten Carl Theodor Dreyers doch recht freie Adaption Vampyr - Der Traum des Allan Gray als die gelungenste der klassischen Erzählung "Carmilla" von Sheridan Lefanu gilt (wenn nicht gleich als der beste Horrorfilm aller Zeiten, wie zum Beispiel dem Filmhistoriker William K. Everson), so sind wir da doch etwas anderer Meinung. Nicht etwa, dass wir Dreyers Einfluss aus eben filmhistorisch betrachteter Sicht schmälern wollten, doch die "Carmilla", mit Verlaub, lässt sich nicht wirklich in seinem Werk entdecken.

Mit Roger Vadims Film verhält es sich ein wenig anders. Es ist zwar auch hier nicht unbedingt so, dass man von einem Beispiel werkimmanenter Literarturverfilmung sprechen könnte, dennoch umweht seinen Film zumindest ansatzweise ein Hauch des düster erotischen Geistes der Vorlage. Und Vadim ist auf diesem Gebiet ja durchaus ein Experte gewesen (leider verstarb der Mann 2000), schließlich gilt er quasi als der Entdecker der "Erotik Ikonen" Brigitte Bardot, Jane Fonda und später Rebecca de Mornay, denen er jeweils die Filme "Und immer lockt das Weib", "Barbarella" und "Adams kesse Rippe" auf ihre wohlgeformten Leiber schneiderte. Im vorliegenden Film war das der Fall für seine damalige Angetraute Annette, die zwar ein Bild von einer Kindfrau typisch französischer Kinoprägung war (für die Roger Vadim in dieser Hinsicht sicher ein Stück weit mit verantwortlich war), dafür allerdings mit schauspielerischem Können weniger zu glänzen wusste.

Dennoch ist "...und vor Lust zu sterben" ein ganz hervorragender Film, wie ihn so sicherlich nur das europäische Cinema hervorzubringen in der Lage ist (oder vielmehr war.) Geprägt vom überdeutlichen Einfluss Jean Cocteaus legte Vadim seine Carmilla Variante als modernes melancholisches Märchen für Erwachsene an, das Kameramann Claude Renoir, ein wahrhaft großer Könner seines Faches, in berauschenden Bildern einfing und geschickt mit der Farbgebung des Filmes spielte, und dem Jean Prodomés eine todtraurige, manchmal allerdings doch hart am Rande des Kitsches kratzende Musik komponiert hat.

Die unheimlichsten Szenen spielen sich jeweils in den surrealen Traumsequenzen der Protagonistinnen ab, in denen der Film gänzlich sein gotisches Korsett verlässt und an Dali, Feuillade oder eben an Cocteau denken lässt, was sicherlich für einen Horrorfilm seiner Zeit recht ungewöhnlich war (siehe hierzu auch Mario Bavas Die Stunde, wenn Dracula kommt.)

Um so weniger verständlich ist die Tatsache, das "...und vor Lust..." heutztage beinahe vergessen ist. Der Film ist in Deutschland nie auf Video oder DVD erschienen und meines Wissens ist er auch nie irgendwo im deutschsprachigen TV gelaufen - zumindest nicht im Free TV, für die vielen vielen unübersichtlichen und teuren Pay Kanäle möchte ich mich da nicht so festlegen, und auch im englischsprachigen Raum, wo der Film übrigens unter dem weitaus bekannteren Titel "Blood and Roses" und seinerzeit auch sehr erfolgreich lief, ist der Film nur noch äußerst schwer zu bekommen weil seit Jahren nicht mehr aufgelegt. Wer also mal irgendwo auf den Film stößt (Filmbörse, Ebay, Filmundo, etc.) sollte am besten zuschlagen, denn allzu oft wird Euch dieses filmische Kleinod sicher nicht begegnen. Und schade wäre es schon für jeden eingefleischten Fan der Filme, um die sich im allgemeinen auf diesen Seiten alles dreht, diesen Streifen zu verpassen, denn um den Faden aus der Einleitung noch einmal aufzugreifen, hier handelt es sich schließlich um den wohl gelungensten Versuch, aus Sheridan LeFanus Vorlage einen Film zu machen (auch wenn Roy Ward Bakers Gruft der Vampire und Jimmy Sangsters Nur Vampire küssen blutig ganz gewiss auch nicht von schlechten Eltern sind.)



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