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Vampira

GB, 1974, Farbe, 89 Minuten

 
Regie: Clive Donner
Buch: Jeremy Lloyd
Kamera Tony Richmond
Musik: Tony Whittaker/Anthony Newley
Produzent Jack H. Wiener
 
David Niven Graf Dracula
Teresa Graves Gräfin Vampira
Peter Bayliss Maltravers
Jennie Linden Angela
Nicky Henson Marc
Linda Hayden Helga

Ach ja, Dracula ist auch nicht mehr der Jüngste. Gute fünfzig Jahre ist seine geliebte Braut Vampira jetzt schon tot. Dahingeschieden an einer Blutvergiftung kann sie nur mit einer Transfusion wiederbelebt werden, doch so einfach gestaltet sich das nicht, denn sie hat eine extrem seltene Blutgruppe. Doch der Graf, ganz Bonvivant und Gentleman von der Sohle bis zum Scheitel, ist keinesfalls ein bitterer Miesepeter. Er liest poppige Herrenmagazine, lässt junge hübsche Studentinnen für sich arbeiten und bewirtet Touristen in seinem transsilvanischen Anwesen, die er dann des Nachts mit Hilfe von Betäubungsmittelchen und seinem getreuen Faktotum Maltravers zur Ader lässt. Leider konnte er Vampiras rares Hämoglobin dabei bislang noch nicht extrahieren.

Anlass zur Hoffnung gibt allerdings der Besuch einer Delegation des britischen "Playboys", welche gern eine Nacht auf Schloss Dracula verbringen möchte, inklusive eines Fotoshootings mit vier Playmates, die von einer nicht minder hübschen Stylistin begleitet werden. Fünf hübsche junge Damen, denkt sich der Graf, wenn da mal nicht der ersehnte Schluck Blut dabei ist...

Als die KO-Tropfen ihre volle Wirkung entfalten wird also gezapft und bei genaueren Untersuchungen stellt sich heraus, hurra, diesmal ist der richtige Saft dabei. Leider bringt Dracula die Proben in der Freude hierüber durcheinander und kann nun nicht mehr nachvollziehen, welche Probe nun die richtige ist. Kurzentschlossen gießt er einfach alles Blut zusammen und verabreicht es der Geliebten, der korrekte Stoff ist ja dabei, also wird es schon schief gehen. Und tatsächlich, das holde Wesen erwacht. Aber was ist das? War Vampiras Haut einst von zarter Blässe, hat ihr Teint nun eine exotischere Farbe angenommen: Vampira ist plötzlich schwarz. Dies wird vermutlich am Blut des hübschen afro-amerikanischen Modells gelegen haben, klärt Maltravers den verdutzten Grafen auf, der Liebchen eigentlich ganz gern wieder im Originalzustand hätte, was sollen schließlich die Nachbarn sagen? (Und das finden wir jetzt echt nicht lustig, denn für rassistische Witzchen gibt es Punktabzug!!!)

Dummerweise sind die Bunnies aber schon wieder zurück ins nebelige England gereist, somit lässt sich die Prozedur der Blutabnahme nicht so ohne weiteres wiederholen. Doch Dracula ist sich sicher, bekommt Vampira eine Transfusion vom richtigen Girl, so wird sie wieder von alabasterner Farbe sein (woher will der Herrenmensch, Verzeihung, -vampir, denn eigentlich wissen, dass das Blut nicht von der schwarzen Dame stammt?), also schnell mit Transsylvanien Air die nächste Maschine nach London gebucht und die Sache wieder hingebogen.

Doch natürlich läuft in London längst nicht alles wie geplant, und Vampira-Mausi hat auch ganz schnell raus, dass sich in den letzten 50 Jahren eine ganze Menge geändert hat, hat sie doch einen Crash-Kurs in Sachen Popkultur durch das Anschauen des Blaxploitation Films "Black Gunn" gemacht...


Was mag eigentlich den guten alten David Niven, immerhin britischer Filmstar von Weltruf (hier allerdings schon sichtlich in die Jahre gekommen), bewogen haben, an diesem Film mitzuwirken? Wir wissen es nicht.

Sicher, der Film hat coole Momente. Die erste Viertelsunde geht fast komplett ok und der eine oder andere Joke funktioniert sogar ganz ordentlich, wie zum Beispiel die Eröffnungsszene, in der Maltravers das Licht repariert hat oder die Parodie auf den guten alten goldenen Schuß (gemeint ist in diesem Fall die berühmte Fernsehsendung aus Opas Zeiten, nicht dass jetzt wer was anderes denkt.) Auch die Szene mit dem praktischen Faltsarg für unterwegs ist gelungen (der kam hier erstmals vor, da haben sich ja dann wohl die Macher des Filmes Pale Blood gute anderthalb Jahrzehnte später eindeutig hier bedient.)

Was aber nach wie vor nicht in Ordnung ist, ist der latent rassistische Unterton, den der Film mit sich führt, weshalb er zum Beispiel in Amerika auch gnadenlos floppte. Besonders dummdreist wird es dann an den Stellen, wo vorgegeben wird, amerikanische Blaxploitationfilme zu parodieren. Das kann man einfach nicht ok finden. Ich glaube zwar nicht, dass tatsächlich ideologische Inhalte mit dieser seichten Komödie transportiert werden sollten, doch da haben sich Regisseur Donner und sein Autor Jeremy Lloyd einfach keine Gedanken gemacht und platte Witzchen auf Kosten einer ethnischen Minderheit gemacht, und das ist beinahe genau so schlimm. Schelte hierfür!

Überhaupt, die Logik ist in diesem Film ein Schwachpunkt, wie bereits zuvor angesprochen. Die eigentliche Story ist so banal, glatt hätte man daraus einen Film machen können, der die Super 8 Version von "Die 7 Pranken des Satans" (siehe hierzu unser Forum) zeitlich locker unterbietet. Stattdessen hat man die Handlung auf knapp 90 Minuten aufgebläht, sich dazu den einen oder anderen netten Witz ausgedacht (den meistens Peter Bayliss als Maltravers für sich verbuchen kann) und einige attraktive Mädchen möglichst leichtgeschürzt durch das Bild laufen lassen. Den Rest hat man mit viel Unsinn und reichlich unnötigen Szenen aufgefüllt und dem ganzen noch eine schwache unlogische Handlung verpasst.

Klar, David Niven verleiht dem ganzen schon eine gewisse Würde und Klasse, er ist gut aufgelegt und hatte scheinbar Spaß am Set, gleiches gilt für Peter Bayliss, dennoch kann ich deren Mitwirken nicht nachvollziehen, denn die rassistische Färbung des Filmes ist und bleibt einfach ärgerlich.

Noch ein Wort zum Vampirfaktor dieses Streifens: die Vampire verhalten sich hier weitestgehend "traditionell", d. h. Sonnenlicht geht gar nicht und Holzpflöcke sind tödlich, dafür können sich die Vampire aber auch auf die übliche Art verwandeln (Fledermäuse, Nebel), sie können sich unsichtbar machen und haben hypnotische Fähigkeiten. Leider halten sich aber auch die Spezialeffekte hierzu in Grenzen und gerieten eher ein wenig enttäuschend.

Fassen wir also zusammen: auch wenn wir gute (und teilweise sehr attraktive) DarstellerInnen sehen, wir einige gute Gags geboten bekommen und ein zwei pfiffige Ideen, so überwiegt dennoch eindeutig das Unschöne, Flache und Unlogische bei Vampira. Zumal, der Held (oder Schurke, je nach Betrachtungsweise) heißt Dracula, und unserem guten Grafen wünschen wir ja an und für sich schon einen gelungeneren Rahmen, oder etwa nicht ?




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