Interview
mit einem Vampir (OT: Interview
with the Vampire)
AKA:
Gespräch mit dem Vampir
Untertitel |
|
|
Autor |
Anne
Rice |
Kategorie |
Roman |
Seitenzahl |
287 |
Format |
Paperback |
deutsche
Übersetzung |
Karl
Berisch und C. P. Hofmann |
Erstveröffentlichung |
1976 |
Verlag |
Goldmann
Verlag |
ISBN-Nummer |
3-442-43053-4 |
Interview mit einem Vampir - (Originaltitel: Interview With
the Vampire)
Der
Fürst der Finsternis - (Originaltitel: The Vampire Lestat
Die
Königin der Verdammten - (Originaltitel: The Queen of the
Damned)
Nachtmahr
- (Originaltitel: The Tale of the Body Thief)
Memnoch
der Teufel - (Originaltitel: Memnoch the Devil)
Armand
der Vampir - (Originaltitel: The Vampire Armand)
Pandora
(Originaltitel: Pandora)
Vittorio
- (Originaltitel: Vittorio, the Vampire)
Merrick
oder die Schuld des Vampirs - (Originaltitel: Merrick)
Er
ist so schön wie ein Engel und so unverletzbar wie ein Gott:
Lestat de Liancourt, der ewige Rebell unter den Vampiren, Beherrscher
der Finsternis und Verführer von großer erotischer Kraft.
Mit seinem Schützling Louis macht er sich auf eine Reise durch
die Nacht - auf der Suche nach anderen Untoten, nach Gefährten
und Abenteurern in der ewigen, dunklen Unsterblichkeit.
Der
sensationelle Romanerfolg von Amerikas berühmtester Horror-Autorin
(Stern) - verfilmt mit Tom Cruise in der Hauptrolle, mit Brad Pitt
und Antonio Banderas. Ein Leseereignis ersten Ranges - fesselnd
erotisch, grausam schön!
Ein
junger Mann gibt einem Reporter in einem Hotelzimmer ein Interview,
und der kann gar nicht fassen, was er da zu hören bekommt,
denn die Lebensgeschichte, die ihm sein Gesprächspartner Louis
erzählt, ist die wohl ungewöhnlichste, derer er jemals
Zeuge werden durfte, denn Louis ist ein - Vampir!!!
Und das bereits seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, seit ihn der
schöne blonde Lestat auf die dunkle Seite zog. Zu menschlichen
Lebzeiten war Louis ein Plantagenbesitzer bei New Orleans, der sich
für den Tod seines jüngeren Bruders verantwortlich fühlte
und mit Gott und dem sterblichen Dasein haderte. Der Vampir Lestat
erkannte die Todessehnsucht, die Louis erfüllt hatte, zudem
war er reich, hatte ein großes Anwesen und war ein hübscher
Bursche - der ideale Gefährte für Lestat.
Doch Louis erweist
sich zunächst als eher vampirischer Blindgänger, er mag
nicht töten, ist dauerdeprimiert, kurz, er "menschelt"
zu sehr. Das ändert sich, als Lestat Louis die junge Claudia
"schenkt", ein fünfjähriges Mädchen, das
seine Eltern verloren hat. Lestat vampirisiert das Kind, das fortan
als "Tochter" der beiden Blutsauger lebt, doch stets eine
viel engere Bindung zu Louis als zu Lestat hat.
Die Jahre gehen
ins Land und Claudia, die mit der gleichen Hingabe tötet wie
Lestat, reift zwar innerlich zu einer erfahrenen Frau heran, doch
als Vampir altert sie nicht. Somit ist sie für immer verdammt,
ein Kind zu bleiben. Dafür hasst sie Lestat, der sie viel zu
früh zu einem Wesen der Nacht machte. Lestat wiederum ist eifersüchtig,
auf das innige Band zwischen Claudia und Louis. Als der Streit eskaliert,
beschließt Claudia Lestat zu töten. Hin und hergerissen
zwischen Skrupeln und seiner Liebe zu Claudia wird Louis schließlich
doch zum Mordkomplizen. Als der Versuch scheitert, Lestat mit totem
Blut zu vergiften, scheint dieser letztlich in der Feuersbrunst
umzukommen, die Louis heraufbeschwor. Ihm und Claudia gelingt in
letzter Sekunde die Flucht auf ein Schiff, welches sie nach Europa
bringt.
Dort gelangen
sie nach längerer Odyssee schließlich nach Paris, wo
sie auf Armand und sein Theater der Vampire stoßen. Armand
scheint die Erfüllung all dessen zu sein, was sich Louis je
erhofft hat, er soll ihm Antworten geben, ihm Lehrmeister sein,
sein moralisches Dilemma zerstreuen. Doch da ist auch noch der misstrauische
Santiago, der Louis und Claudia vom obersten Gesetz der Vampire
erzählt, welches da heißt, es ist bei Todesstrafe verboten
einem anderen Vampir das Leben zu nehmen.
Zu spät erkennt Louis die Gefahr, in der er, Claudia und ihre
neue Gefährtin Madeleine sich befinden. Dies begreift er schließlich,
als er sich plötzlich wieder Auge in Auge mit einem alten Bekannten
wiederfindet: Lestat! ...
Über
dieses Buch noch ganz viele Worte zu verlieren hieße eigentlich
Eulen nach Athen zu tragen. Vermutlich hat jeder Freund der Thematik
das Buch, welches inzwischen wohl unbedingt als moderner Genreklassiker
vom Schlage eines Dracula bezeichnet werden muss, mindestens einmal
gelesen. Der berühmten Verfilmung
von Neil Jordan dürften Dank unzähliger Ausstrahlungen
im Fernsehen ja mittlerweile noch wesentlich mehr Menschen ansichtig
geworden sein, doch Buch und Film unterscheiden sich in wesentlichen
Punkten voneinander.
Der Film trug
im übrigen auch maßgeblich dazu bei, weswegen der Rezensent
das Buch erst jetzt vollständig gelesen hat. Es begab sich
nämlich, dass mir das Buch, welches damals noch den Titel "Gespräch
mit einem Vampir" trug, kurz vor Kinostart zwischen die Finger
kam und mich auch ziemlich begeisterte, allerdings habe ich den
entscheidenden Fehler begangen, mir den Film anzusehen, bevor ich
das Buch zu Ende gelesen hatte (hatte damals etwa die Hälfte
hinter mir.) Fortan fiel mir das Weiterlesen nicht mehr allzu leicht,
weil ich stets die Bilder aus dem Film vor Augen hatte, der mich
seinerzeit nach dem ersten Kinoeindruck auch noch nicht restlos
überzeugte. Irgendwie wollte das Buch so für mich nicht
mehr funktionieren. Hab es dann nicht zu Ende gelesen und damals
verschenkt.
Das alles hat
sich inzwischen lange relativiert. Ich habe meinen Frieden mit dem
Film geschlossen und ihn auch lange nicht mehr gesehen, so fand
ich einfach, das es an der Zeit sei, mir das Buch noch einmal zu
Gemüte zu führen. Buch und Film funktionieren halt auf
völlig verschiedenen Ebenen. Zweifellos ist die Besetzung des
Filmes keine schlechte, dennoch geht sie mitunter schwer an den
Belangen des Buches vorbei. Tom Cruise und Brad Pitt mag man ja
durchaus als Idealbesetzungen der beiden Protagonisten Lestat und
Louis durchgehen lassen, zudem man beiden die schauspielerischen
Leistungen gar nicht zugetraut hatte, doch Kirsten Dunst als Claudia
und Antonio Banderas als Armand waren trotz guter Leistungen (besonders
Kirsten Dunst, die damals 12 Jahre alt war, kann gar nicht hoch
genug gelobt werden) ganz klar an den Figuren, wie der Roman sie
schildert, vorbei besetzt. Auch verzichtete der Film auf etliche
Handlungsabläufe, die im Buch hervorragend funktionierten,
wie z. B. Claudias und Louis Reise durch Osteuropa. Aber gut, darauf
wollen wir nicht weiter eingehen, der Film wird schließlich
an anderer Stelle besprochen (nämlich hier.)
Das Buch ist
das mit großem Abstand beste, welches Anne
Rice, die ja zum Teil eine beinahe schon unglaublich zu nennende
Verehrung durch die Heerscharen ihrer Fans erfährt, je zu Papier
brachte, was erstaunlich ist, handelte es sich doch hierbei um ihr
Debüt. Es ist kaum anzunehmen, das der Roman schon damals,
anno 1973, als sie ihn in angeblich nur fünf Wochen verfasste
um die Trauer um ihre ein Jahr zuvor verstorbene Tochter Michelle
zu verarbeiten, als Auftakt zu ihrer inzwischen neun Bände
umfassenden Chronik der Vampire gedacht war, schließlich widmete
sie sich erst wieder 1985 den Vampiren, als sie mit dem Fürst
der Finsternis den wahren Auftakt zu der Reihe lieferte. In
vielerlei Hinsicht unterscheiden sich die Geschichte und die Charaktere
im "Interview" von denen der späteren Bücher,
doch Rice lässt Lestat später einmal sagen, das "Interview"
sei von Louis in Verbitterung geschrieben (bzw. diktiert) worden,
er habe vieles aus seiner Sicht verfälscht wiedergegeben. Man
kann sich seine eigenen Geschichten ja zurechtbiegen, wie man es
mag, außerdem gibt es ja so etwas wie künstlerische Freiheit.
Fakt aber ist,
die Rice hat es nie wieder so gut hingekommen wie im "Interview".
Nie wieder schrieb sie so faszinierend barock, so nah an den Gothic
Novels des 18. und 19. Jahrhunderts a la J.
S. LeFanu, Mary Shelley oder Charles Maturin, so mitreißend,
das man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte (ok,
zugegeben, im Mittelteil kommt auch mal die eine oder andere Länge
auf), so böse und auch so erotisch und prall. Ihre späteren
Werke ersticken oft am eigenen Dampf, so manches mal kriegt die
Rice zum Finale die Kurve nicht mehr richtig und vergeigt dann auf
den letzten 50 Seiten den guten Gesamteindruck, den man bis dahin
von dem Buch hatte, gelegentlich, man muss es einfach so sagen,
langweilt sie mit dem einen oder anderen Buch auch gepflegt, doch
von all dem ist im "Interview" noch nichts zu spüren.
"Interview
(oder Gespräch) mit einem Vampir" begründete zu Recht
den Ruf Anne Ricens als populärste Horror Autorin der Gegenwart.
Es bleibt ein faszinierendes Werk, wie es in der gegenwärtigen
Literaturlandschaft kaum ein zweites gibt, und ist neben Stephen
Kings Brennen muss Salem sicher
der beste Vampirroman der 70'er Jahre.
|